Tarifverhandlungen Warnstreiks bei der Post gehen im ländlichen Raum weiter
Hauptinhalt
29. Januar 2025, 14:44 Uhr
Im Tarifstreit bei der Deutschen Post gibt es auch am Mittwoch Warnstreiks. Die Gewerkschaft Verdi hat die Zusteller in ländlichen Regionen aufgerufen, ganztägig die Arbeit niederzulegen. Am Dienstag waren die Großstädte betroffen gewesen. Viele Briefe und Pakete wurden nicht zugestellt. Die Mitarbeitenden der Deutschen Post fordern höhere Löhne und mehr Urlaubstage.
- Warnstreiks bei der Post gehen am Mittwoch im ländlichen Raum weiter.
- Die Streiks sollen sich nicht auf die Briefwahl auswirken.
- Die Gewerkschaft Verdi fordert sieben Prozent mehr Lohn und mehr Urlaubstage.
- Die Deutsche Post sieht keine großen Möglichkeiten für Lohnerhöhungen – wegen hoher Investitionskosten und verringerter Versandzahlen.
Nach dem Warnstreik bei der Post am Dienstag dürften auch heute viele Menschen vergeblich auf Briefe und Pakete warten. Im Tarifstreit mit der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi die Zusteller in ländlichen Regionen aufgerufen, ganztägig die Arbeit niederzulegen. Stadtstaaten sind den Angaben nach nicht betroffen.
In Thüringen werde in Nordhausen, Sondershausen, Greußen und Bad Langensalza gestreikt, sagte ein Verdi-Sprecher. In Sachsen-Anhalt sollen unter anderem Postbeschäftigte in Kalbe, Gardelegen und Klötze, Naumburg, Opperode und Sangerhausen die Arbeit niederlegen. Auch in den Regionen Dresden, Bautzen, Leipzig, Zwickau und Torgau in Sachsen wird gestreikt.
Durch die Warnstreiks werden Millionen Briefe und hunderttausende Pakete verspätet ausgeliefert. Wie das Unternehmen mitteilte, sind etwa fünf Prozent der Sendungen betroffen. Insgesamt seien 4.000 Beschäftigte dem Streikaufruf gefolgt.
Keine Ergebnisse in den Verhandlungen
Bereits am Dienstag wurde in größeren Städten und Großstädten gestreikt. Der Gewerkschaft zufolge hatten insgesamt 8.000 Beschäftigte in mehreren Bundesländern gestreikt – auch in Chemnitz, Leipzig und Dresden sowie Erfurt wurde die Arbeit niedergelegt.
Verdi-Vize Andrea Kocsis begründete den Schritt damit, dass die zweite Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche keine greifbaren Ergebnisse gebracht hätten. "Stattdessen hieß es von den Arbeitgebern, die Forderungen der Beschäftigten seien nicht finanzierbar."
Keine Auswirkung auf Bundestagswahl
Der Thüringer Landeswahlleiter Holger Poppenhäger geht indes nicht davon aus, dass sich der Poststreik auf die Briefwahl für die Bundestagswahl auswirken wird. Er sagte dem MDR, bislang seien die Unterlagen noch gar nicht verschickt. Poppenhäger rät dennoch, für die Briefwahl in die Wahlbüros der Gemeinden zu gehen.
Verdi fordert deutliche Lohnerhöhung
Verdi fordert für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten eine Erhöhung der Löhne um sieben Prozent und zusätzliche Urlaubstage. Dass die Arbeitgeber diese Forderungen als nicht finanzierbar abgelehnt hätten, sei "nicht akzeptabel", so Andrea Kocsis. "Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten lassen sich die noch immer hohen Lebenshaltungskosten bewältigen." Die Botschaft der Warnstreiks sei klar, sagte Kocsis. "Wir meinen es ernst, und wir sind bereit, für unsere Forderungen zu kämpfen."
Erst zu Jahresbeginn hatte die Gewerkschaft DPVKOM zu Warnstreiks in Sachsen-Anhalt im Paketzentrum Osterweddingen aufgerufen.
Post verweist auf Investitionen und sinkende Versandzahlen
In den Tarifverhandlungen stellt die Post den Spielraum für Lohnerhöhungen als "sehr gering" dar, weil die Briefmengen im Digitalzeitalter schrumpfen und der Investitionsbedarf groß sei. Zum Jahresbeginn hatte sich der Briefversand im Schnitt um 10,5 Prozent verteuert, das Porto für einen Standardbrief beträgt seither 95 Cent und nicht mehr 85 Cent. Die Portoerhöhung hatte die Bundesnetzagentur dem Unternehmen erlaubt. Aus Sicht der Firma war das zu wenig, sie hatte auf einen größeren Preisaufschlag gehofft.
In der dritten Runde will die Post aber ein Angebot vorlegen. Das Unternehmen halte die Warnstreiks daher für "unnötig, da sie letztlich zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen", hatte der Post-Sprecher zuvor gesagt. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar angesetzt.
dpa/Reuters/AFP/MDR (kar, jst)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 28. Januar 2025 | 08:00 Uhr