Rückblick auf 25. Juni 2020: Bilanz zeigt: Klopapierabsatz zeitweise verdreifacht
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25. Juni 2020, 08:17 Uhr
Wie viele Rollen Klopapier haben Sie eigentlich zu Hause gelagert? Es gab ja eine Zeit, da haben die Deutschen die Märkte buchstäblich leer geräumt. Manch einer stopfte seinen Kofferraum voll. Die Berichte über die Hamsterei trieben die Nachfrage noch mehr in die Höhe. Nun liegen offizielle Zahlen über den Klopapier-Hype vor.
Er hat sein Geschäft gemacht. Im März setzte sich der Rapper Green nackig aufs Klo und sang übers Hamstern mit den Worten: "Deutschland, was' los mit Dir. Deutschland wo ist mein Klopapier? Deutschland was ist bloß passiert? Klopapier alle!"
Anderthalb Millionen Mal wurde das Video bei Youtube geklickt. Derweil rotierten im Sofidel-Papierwerk in Arneburg bei Stendal die Maschinen rund um die Uhr.
Besondere Maßnahmen um Nachfrage abzuarbeiten
Das sei fast immer so, sagt Werksleiter Stefan Müller. Und deswegen sei es nicht leicht gewesen, die zusätzliche Nachfrage zu bedienen: "Wir konnten teilweise Mitarbeiter auf freiwilliger Basis dazu bringen ihren Urlaub zu verschieben, der in der Zeit vielleicht eh nicht so attraktiv war. Oder auch Zusatzschichten zu fahren."
Zusätzlich habe man in Absprache mit den Kunden auf Sonderdrucke auf Klopapierrollen verzichtet, erzählt Stefan Müller: "Wir haben nur noch die Hauptsorten gefertigt. Das hat es uns dann ermöglicht, weniger Umbauten in den Maschinen zu haben."
Das habe auch zusätzliche Produktionskapazitäten generiert, sagt der Sofidel-Werksleiter weiter. "Aber hauptsächlich haben wir aus dem Lager gelebt. Was normalerweise einen Warenbestand von zwei bis drei Wochen hat. Und den haben wir ziemlich runtergefahren."
Von Hamsterkäufen profitierten nicht alle Hersteller
Wie groß die Lust der Deutschen auf Klopapier war, zeigen nun Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach lag der wöchentliche Absatz Anfang März fast doppelt so hoch wie der Wochendurchschnitt im Halbjahr davor. Mitte März überstieg er das Dreifache.
Davon hätten allerdings nicht alle Hersteller etwas gehabt, sagt Gregor Andreas Geiger vom Verband Deutscher Papierfabriken: "Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass die Hygienepapier-Hersteller natürlich nicht nur für den Endverbraucher produzieren, sondern auch für das Gewerbe, Hotels, Gaststätten, Flughäfen etc." In diesen Bereichen habe man während der Corona-Krise einen deutlichen Rückgang festgestellt.
Nachfrageloch nach der Krise
Bei der Firma Ille, die spezielle Groß-Rollen für öffentliche Einrichtungen liefert, sank der Absatz um 30 Prozent. Sie musste sogar Kurzarbeit beantragen. Das drohe anderen in der Branche zwar nicht, doch so richtig viel zu tun, sei inzwischen nirgendwo mehr, sagt Geiger:
Insgesamt gibt es jetzt, wo die Krise abebbt, ein deutliches Nachfrageloch. Das wird sich aber wohl über das gesamte Jahr hinweg wieder ausgleichen, weil Hygienepapiere einfach konstant verbraucht werden.
Laut Statistischem Bundesamt gingen Mitte April 65 Prozent weniger Klopapier-Rollen über die Ladentheken als üblich. Die Regale der Kunden sind voll, die Lager leer.
Hamstern ist internationales Phänomen
Inzwischen normalisiere sich der Markt, bestätigt Michaela Wingefeld vom Hersteller Essity: "Jetzt, wo sich die Lage langsam normalisiert, merken wir allerdings, dass mehr Küchenrollen nachgefragt werden."
Das liege daran, dass das Hygienebewusstsein in der Bevölkerung gestiegen sei, meint Wingefeld: "Man tauscht vielleicht mal seinen Stofflappen in der Küche schneller aus, der ja ganz viele Bakterien enthält, und nutzt eher Küchenrolle. "Und es wird einfach mehr gekocht zu Hause, weil Kantinen und Mensen noch geschlossen sind."
Essity verkauft weltweit. Deswegen weiß Michaela Wingefeld auch: Nicht nur die Deutschen haben gehamstert. Auch in China sei der Absatz von Toilettenpapier angestiegen. Die Italiener hätten gehamstert und auch die US-Amerikaner. Die Schweden hätten sich sogar Vorräte angelegt, obwohl es im Land kaum Einschränkungen wegen Corona gab.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. Juni 2020 | 05:00 Uhr
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