Statistisches Bundesamt Zahl der Insolvenzen um fast ein Viertel gestiegen
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11. August 2023, 15:37 Uhr
In Deutschland sind die Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel gestiegen. Grund ist auch die Corona-Pandemie, in der viele Unternehmen von staatlichen Hilfen profitiert hatten. Nun zeigt sich nach Einschätzung des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands ein Nachholeffekt bei den Insolvenzen. Von einer Insolvenzwelle will man dennoch nicht sprechen.
- Besonders stark betroffen sind die Branchen Verkehr und Lagerei.
- Insolvenzverwalter sehen keine Insolvenzwelle, sondern Normalisierung.
Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen ist im Juli deutlich gestiegen: Nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts lagen sie im vergangenen Monat 23,8 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Schon im Juni hatte der Wert um 13,9 Prozent zugenommen. Dabei handelt es sich um vorläufige Zahlen, die auf den Insolvenzbekanntmachungen der Amtsgerichte beruhen.
Das Statistische Bundesamt betonte, dass die Regelinsolvenzverfahren erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Daher liege der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags in vielen Fällen rund drei Monate davor.
Verkehrs- und Logistikbranche stark betroffen
Endgültige Zahlen liegen für den Mai vor. In dem Monat meldeten die deutschen Amtsgerichte 1.478 beantragte Unternehmensinsolvenzen, 19 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Zahl steigt laut Bundesamt seit August vergangenen Jahres kontinuierlich an. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 4 Milliarden Euro. Das war nach Angaben des Statistischen Bundesamts fast doppelt so viel wie im Mai 2022 mit fast 2,2 Milliarden Euro.
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ging hingegen zurück. Mit 5.679 Insolvenzen gab es 3,7 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf die Branche Verkehr und Lagerei mit 8,7 Fällen, gefolgt von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, etwa Zeitarbeitsfirmen, mit 7,4 Fällen. Die wenigsten Insolvenzen gab es in der Energieversorgung. Auch die Forderungen der Gläubiger stiegen laut Statistik an: von knapp 2,2 Milliarden Euro im Mai vergangenen Jahres auf nun knapp vier Milliarden Euro.
Verband sieht Normalisierung von Insolvenzen
Der Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) sieht trotz der hohen Zahl von Insolvenzen keinen Grund zur Sorge. Der Vorsitzende Christoph Niering sagte, "trotz deutlichem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Juli sehen wir nicht die vielfach erwähnte Insolvenzwelle". Wegen der staatlichen Hilfen sei das Insolvenzgeschehen in der Pandemie deutlich abgemildert worden, nun sei vor allem eine Normalisierung zu beobachten. "Die Zahlen liegen noch unter den Werten des wirtschaftlich guten Jahres 2019." Viele der jetzt von Insolvenz betroffenen Firmen hätten sich schon vor der Pandemie in Schwierigkeiten befunden.
Die Bundesregierung hatte die Insolvenzantragspflichten in der Corona-Pandemie vorübergehend ausgesetzt, um eine Welle von Pleiten zu verhindern. Dies sowie Staatshilfen im großen Stil hatten die Zahl der Firmenpleiten in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau gehalten – trotz Pandemie und Energiekrise.
dpa,AFP (kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. August 2023 | 11:00 Uhr
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