Fahrzeuge werden auf einem Fließband montiert.
Eine Verschiebung des geplanten Verbrenner-Aus gefährdet nach einer Studie Arbeitsplätze. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Studie Verbrenner-Aus verschieben? Ostdeutsche Autowirtschaft warnt

04. März 2025, 15:04 Uhr

Die EU verschiebt ihre Abstimmung über das Verbrenner-Aus ab 2035 – auf Druck der Bundesregierung. Kommissionschefin von der Leyen wird nun persönlich mit der Bundesregierung verhandeln. Einer Studie zufolge gefährdet die Entwicklung Tausende Arbeitsplätze in der ostdeutschen Automobilindustrie.

Eine Verschiebung des EU-weiten Verbrennerverbots gefährdet einer Studie zufolge Tausende Arbeitsplätze in der ostdeutschen Automobilindustrie. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Fachverbände Automotive Thüringen, Chemnitz Automotive Institute sowie Automotive Cluster Ostdeutschland, die Beschäftigungseffekte und wirtschaftliche Chancen der Elektromobilität für Ostdeutschland untersucht hat.

Automobilindustrie braucht stabile Rahmenbedingungen

Der Studie zufolge würde ein Aufweichen der CO2-Flottengrenzwerte zu einem Verlust von rund 10.000 Arbeitsplätzen in der ostdeutschen Autoindustrie führen. Blieben dagegen die Emissionsziele bestehen und würde die E-Auto-Produktion weiter hochgefahren, würde das mittelfristig mindestens 9.000 neue Arbeitsplätze in den ostdeutschen Ländern mit sich bringen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Automobilindustrie vor allem stabile Rahmenbedingungen und verlässliche Vorgaben brauche. Zudem wird die zügige Erweiterung der Ladeinfrastruktur, eine Senkung der Energiekosten und eine verbesserte Netzverfügbarkeit für erneuerbare Energien angemahnt.

Ostdeutschland führender Produktionsstandort für E-Mobilität

Ostdeutschland gilt der Studie nach als Vorreiter der E-Mobilität. Die Region sei mittlerweile ein führender Produktionsstandort für Elektrofahrzeuge in Deutschland und Europa. Bereits 56 Prozent der in Ostdeutschland produzierten Pkws seien vollelektrisch – bis 2030 könnte dieser Anteil auf über 90 Prozent steigen.

Zudem entwickle sich der Osten Deutschlands zu einem zentralen Standort für die Batterieproduktion und Halbleiterfertigung. In den kommenden Jahren seien Investitionen von Unternehmen wie Tesla, CATL, Intel und Infineon geplant.

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EU-Staaten verschieben Gesetz zum geplanten Aus für den Verbrennungsmotor

Die EU-Staaten verschieben ihre Entscheidung über das fast fertige Gesetz zum geplanten Aus für den Verbrennungsmotor ab 2035 – auf Druck der Bundesregierung. Wie die schwedische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte, wird sich die Ministerrunde nicht wie geplant am kommenden Dienstag mit dem Thema befassen. Das haben die 27 EU-Botschafter in Brüssel beschlossen.

Eigentlich hatten sich Mitgliedsstaaten und EU-Parlament schon im vergangenen Herbst auf das Gesetz verständigt, wonach neu zugelassene Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ab 2035 emissionsfrei fahren müssen.

Kommissionschefin Ursula von der Leyen will nun direkt mit den Verantwortlichen zu beraten. Sollte Deutschland sich bei der abschließenden Abstimmung über das Verbrenner-Aus enthalten, wäre das Gesetz gescheitert.

Von der Leyen will den Autobauern mehr Zeit einräumen, um EU-Vorgaben einzuhalten. Sie werde noch in diesem Monat eine gezielte Änderung der CO2-Normen vorschlagen, sagte sie in Brüssel. Anstelle einer jährlichen Einhaltung der Grenzwerte sollen die Unternehmen drei Jahre Zeit bekommen. Eine Änderung braucht auch unter den EU-Staaten und im Europaparlament eine Mehrheit.

Jedes zehnte Auto fährt elektrisch oder mit Hybrid-Antrieb

Die Zahl reiner Elektroautos und vor allem von Hybridmodellen in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte, waren zu Jahresbeginn deutschlandweit rund 1,65 Millionen E-Autos zugelassen. Das entspricht einem Anteil von 3,3 Prozent aller zugelassenen Pkw und einem Plus im Vorjahresvergleich um 17 Prozent.

Höher liegt der Anteil von Hybridautos mit 7,2 Prozent, die nur teilweise elektrisch fahren. Ihr Anteil stieg um 22 Prozent auf 3,56 Millionen. Der Anteil von Pkw mit Erdgas- oder Wasserstoffantrieb lag jeweils deutlich unter einem Prozent.

Der Anteil an Diesel-Pkw und Benzinern sank leicht auf 28 Prozent bzw. knapp 61 Prozent. Deutschlandweit sind laut KBA aktuell knapp 49,4 Millionen Pkw zugelassen, davon 43,6 Millionen in Privathand. Das waren 0,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.

MDR, AFP, dpa (das)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. März 2025 | 11:30 Uhr

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