Klimaschutz Ampel will Fernwärme ausbauen – auch als Alternative zur Wärmepumpe
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12. Juni 2023, 20:57 Uhr
Über das Gesetz zum Einbau klimafreundlicher Heizungen hatte es zuletzt großen Streit gegeben. Nun will die Bundesregierung mit dem Ausbau der Versorgung mit Fernwärme eine Alternative schaffen.
- Mindestens 100.000 Gebäude sollen jährlich neu an Wärmenetze angeschlossen werden.
- Wer einen Fernwärmeanschluss erhält, soll von der 65-Prozent-Vorgabe befreit werden.
- Klimaschutzvorgaben für Fernwärmenetze werden gelockert.
Die Bundesregierung sowie Energie- und Bauverbände wollen die Versorgung mit Fernwärme schneller ausbauen. Mittelfristig sollten jährlich mindestens 100.000 Gebäude neu an Wärmenetze angeschlossen werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Branchenvertretern mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) am Montag.
Fernwärme als Alternative zur Wärmepumpe
Der Vereinbarung kommt insbesondere mit Blick auf den Koalitionsstreit über das Gesetz zur Umstellung auf klimafreundliche Heizungen eine große Bedeutung zu: Wer in den kommenden Jahren einen Fernwärmeanschluss erhält, soll "von der Pflicht zum Einbau einer die 65-Prozent-Vorgabe für erneuerbare Energien erfüllenden Heizung befreit werden", heißt es in der Erklärung. Klassische Öl- und Gasheizungen können dies nur in Verbindung etwa mit einer Wärmepumpe leisten. Ist jedoch ein Fernwärmeanschluss absehbar, könnten alte Öl- und Gaskessel bis dahin auch längerfristig durch neue ersetzt werden.
Flexibilere Umsetzung der Klimaschutzvorgaben
Zudem verständigte sich Habeck mit den Verbänden und Gemeindevertretern auf lockerere Klimaschutzvorgaben für Fernwärmenetze. Die Zielvorgabe, dass ab 2030 mindestens die Hälfte der Fernwärme jedes Netzes mit erneuerbaren Energien oder durch Abwärme produziert wird, soll nun insgesamt für alle Netze gelten, wie das Ministerium am Montag mitteilte. Im Einzelfall sei dann eine "flexible Umsetzung in Abhängigkeit von der lokalen Situation und dem Alter der vorhandenen Anlagen möglich".
Ziel der Dekarbonisierung bis 2045 bleibt
Nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur ist die Fernwärmeerzeugung in Deutschland derzeit noch überwiegend durch fossile Energieträger geprägt. So lag der Anteil erneuerbarer Energien im Fernwärmenetz 2021 bei lediglich 22 Prozent. Branchenverbände hatten das verpflichtende 50-Prozent-Ziel für jedes Netz als nicht umsetzbar zurückgewiesen. Beim Ziel, die Fernwärmenetze bis 2045 gänzlich zu "dekarbonisieren" bleibt es aber.
Bis dahin soll Plänen der Bundesregierung zufolge auch der Anteil der Haushalte, die mit Fernwärme heizen, auf ein Drittel erhöht werden. Derzeit ist Fernwärme in gut 14 Prozent der Haushalte verfügbar.
dpa/afp/reuters (mze)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Juni 2023 | 16:00 Uhr