Erforschung des Cyberraums Cyberagentur in Halle ist Teil der Nationalen Sicherheitsstrategie

25. Juni 2023, 05:00 Uhr

Mit großem Aufgebot hat die Bundesregierung in der vergangenen Woche ihre Nationale Sicherheitsstrategie vorgestellt. Ein Schwerpunkt darin ist der sogenannte Cyberraum. Als eine von wenigen Institutionen wird die Cyberagentur in Halle explizit erwähnt. MDR AKTUELL-Reporter Marcel Roth hat mit dem Chef der Cyberagentur gesprochen.

Es ist nur ein kleiner Satz in der Nationalen Sicherheitsstrategie der Bundesregierung: "Die Cyberagentur wird zur gezielten Stärkung von Technologien und digitaler Souveränität im Cyberraum ausgebaut." Aber dass die Cyberagentur des Bundes in Halle in der Strategie erwähnt wird, wirkt besonders. Die größere Einrichtung, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), taucht zum Beispiel drei Mal in dem Papier auf.

Der Chef der Cyberagentur, Christian Hummert, wirkt ein wenig stolz. "Ich freue mich natürlich über das Vertrauen und dass unsere Arbeit geschätzt wird. Wir freuen uns, dass wir vielleicht neue Aufgaben und Verantwortung bekommen. Ob sich das in Stellen und Haushaltsmittel niederschlägt, das werden wir sehen."

Agentur soll Cyberraum erforschen

Die Cyberagentur des Bundes in Halle ist eine GmbH. Gegründet wurde sie vom Bundesinnen- und vom -verteidigungsministerium. Die Agentur soll forschen, zum Beispiel zu solchen Fragen: Lässt sich ein Computerchip grundsätzlich unhackbar konstruieren? Was heißt es, wenn es Geräte gibt, die dem Gehirn live beim Denken zuschauen? Wie bedrohen Quantencomputer unsere Sicherheit?

Bei der Cyberagentur geht es um Technologien, die Deutschland sicherer machen sollen – für eine Zukunft, die immer digitaler wird und sich immer mehr im sogenannten Cyberraum abspielt. Der kommt deshalb häufiger in der Nationalen Sicherheitsstrategie vor. Das ist richtig, sagt Cyberagentur-Chef Hummert – auch mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine. "Wir sehen, wie sich Kriege verändern, wie es hybrider wird, wie es in den Cyberraum schwappt und wie verletzlich wir sind. Das ist sehr nah."

Wir sehen wie sich Kriege verändern, wie es hybrider wird, wie es in den Cyberraum schwappt und wie verletzlich wir sind.

Christian Hummert Chef der Cyberagentur Halle

Ransomware als größte Bedrohung

Die größte Bedrohung für Staat, Unternehmen und Privatpersonen ist derzeit die so genannte Ransomware – Software, die die Daten auf die Rechner der Angreifer kopiert, sie beim Opfer verschlüsselt und dort ein Erpresserschreiben hinterlässt: Wer zahlt, soll angeblich seine Daten wieder erhalten. So ist es zum Beispiel 2021 im Landkreis Anhalt-Bitterfeld passiert. Ransomware sei aber nicht nur eine Frage der Kriminalität, sagt Cyberagentur-Chef Christian Hummert. Sie gefährde auch kritische Infrastrukturen.

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"Diese Technologien sind nicht neu, die Idee der Ransomeware ist aus den 80er Jahren: Ransomware für MS DOS. Jetzt werden sie in großem Stil eingesetzt", sagt Hummert. "Die Frage ist: Was ist die nächste Technologie, die kriminelle oder staatliche Akteure im großen Stil einsetzen? Dazu werden wir eine Studie starten."

Keine "Hackbacks" geplant

Einen Cybergegenschlag, sogenannte "Hackbacks", bei denen die Systeme der Angreifer unbrauchbar gemacht werden sollen, lehnt Hummert ab. Und auch die Bundesregierung spricht sich in ihrer Nationalen Sicherheitsstrategie dagegen aus. "Hackbacks" gelten als völkerrechtswidrig.

In der Nationalen Sicherheitsstrategie spricht die Bundesregierung dafür von Cyberabwehr, um auf laufende oder unmittelbar bevorstehende Cyberangriffe aus dem In- und Ausland zu reagieren. Wie solche staatliche Cyberabwehr technisch und rechtlich möglich sein soll, ist bislang nicht geklärt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser will dem Bundeskriminalamt entsprechende Befugnisse einräumen. Dazu will die Bundesregierung das Grundgesetz ändern, schreibt sie in der Nationalen Cybersicherheitsstrategie.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 25. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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