Medienbericht 1.500 Orte mit Chemikalie PFAS belastet
Hauptinhalt
23. Februar 2023, 20:24 Uhr
PFAS sind in Regenjacken, Feuerlöschschäumen, werden in der Fotoindustrie wie für die Luftfahrt verwendet. Allerdings sollen die Chemikalien unter anderem Krebs verursachen – und sind kaum abbaubar. Einer jüngsten Recherche zufolge ist das Gift allein in Deutschland an mehr als 1.500 Orten nachweisbar.
- Mehr als 300 Hotspots in Deutschland, europaweit rund 2.000 Hotspots
- Initiative will PFAS auf EU-Ebene verbieten
In Deutschland sind mehr als 1.500 Orte mit den hochgiftigen Industriechemikalien PFAS belastet. Das geht aus Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hervor. PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und kommen fast überall zum Einsatz, zum Beispiel bei Regenjacken, Pfannen oder Burger-Packpapier.
PFAS kommen in der Natur nicht vor und können durch Wasser, Licht oder Bakterien nicht abgebaut werden. Die Stoffe stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen sowie zu Fettleibigkeit und bei Kindern zu Immunschwächen beizutragen. Bisher sind in Deutschland weder Gebrauch noch Entsorgung von PFAS gesetzlich geregelt.
Mehr als 300 Hotspots in Deutschland
Den Recherchen zufolge gelten über 300 der mehr als 1.500 ermittelten Orte mit Belastungen als Hotspots. Dazu zählen etwa Felder in Baden-Württemberg, auf denen mutmaßlich belasteter Schlamm verteilt wurde, sowie der Düsseldorfer Flughafen, bei dem PFAS-haltiger Löschschaum ins Grundwasser gelangte.
In Mitteldeutschland sind der Auswertung zufolge vor allem Orte in Sachsen und Sachsen-Anhalt betroffen. Besonders hohe Werte gibt es in Colditz, Niederwartha, Leuna und Neeken (Landkreis Anhalt-Bitterfeld).
Auch für ganz Europa haben mehrere Medien zum Ausmaß der PFAS-Belastung recherchiert. Dabei wurden 20.000 Orte identifiziert, die möglicherweise verunreinigt sind. Rund 2.000 Hotspots sollen europaweit erhebliche Gefahren für die menschliche Gesundheit bergen.
Verbot auf EU-Ebene angestrebt
Die Kosten für eine Sanierung allein in Europa schätzt der Nordische Ministerrat auf 17 Milliarden US-Dollar. Jährliche Behandlungskosten aufgrund der Verseuchung sollen noch höher sein.
Auf EU-Ebene wurde vor zwei Wochen eine Initiative von Deutschland und vier weiteren Ländern gestartet, die Chemikalien nach einer Übergangsfrist überwiegend zu verbieten.
MDR (rnm)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Februar 2023 | 09:00 Uhr