Möglicherweise krebserregende Chemikalie Viele umweltfreundliche Kinderprodukte enthalten giftiges PFAS
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08. Mai 2022, 11:00 Uhr
Kleidung, Bettwäsche oder auch Möbel – in diversen Artikeln für Kinder findet sich laut einer US-Studie PFAS. Die Chemikalie steht im Verdacht, Krankheiten wie Krebs, Asthma und Schilddrüsenfehlfunktionen zu verursachen.
Dass viele grüne Label nicht wirklich aussagekräftig sind, wussten die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher bereits. Eine Untersuchung des Silent-Spring-Instituts aus den USA, spezialisiert auf die Auswirkungen von Chemikalien aus der alltäglichen Umgebung auf die Gesundheit, hat nun zu Tage gefördert, dass dies auch für sogenannte PFAS gilt – also eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die in unzähligen Industrieprodukten enthalten sind.
Das Problem: die PFAS fanden sich auch in Erzeugnissen für Kinder, die eigentlich frei von giftigen Stoffen sein sollten – wie wasser- und schmutzabweisender Kleidung, Bettwäsche und Möbel. Dabei werden die Chemikalien mit diversen Erkrankungen wie Krebs, Asthma oder einem hohen Cholerestinspiegel in Verbindung gebracht. Zudem können sie bei Mädchen und Jungen das Immunsystem und die Wirkung von Impfungen schwächen.
PFAS besonders in wasser- und schmutzabweisenden Produkten gefunden
"Die Körper von Kindern entwickeln sich noch und reagieren deswegen besonders sensibel auf Chemikalien", erklärt die Studienautorin Dr. Laurel Schaider. Daher sei es nur allzu verständlich, dass Eltern Produkte möglichst vermeiden wollen, die sich aktuell und in der Zukunft negativ auf die Gesundheit ihrer Kinder auswirken können. Doch offenbar helfen auch Bezeichnungen wie "grün" oder "ungiftig" oftmals nicht weiter. Denn von den insgesamt 93 getesteten Produkten enthielten 54 Fluorin, einen starken Indikator für PFAS. Wiederum 18 davon zeigten messbare Spuren von mindestens einem PFAS. Sie alle wurden in den Artikeln gefunden, die als "wasser-" oder "schmutzabweisend" beworben wurden. Bei den Produktgruppen enthielten Polstermöbel, Kleidung und Kissenschoner am häufigsten PFAS-Rückstände.
"Gerade mit diesen Artikel kommen Kinder im alltäglichen oft und lange in Kontakt", kritisiert Kathryn Rodgers, eine weitere Studienautorin, die an der Boston University School of Public Health forscht. "Wenn man die Giftigkeit der PFAS bedenkt und den Fakt, dass sie keine wichtige Funktion haben, sollten sie für diese Produkte verboten werden." Dazu sollten die Institutionen, die grüne Labels verleihen, genauer auf PFAS in ihren untersuchten Erzeugnissen achten, so die Forscherin. Sonst würde für die Verbraucher eine Sicherheit für schadstoffreie Produkte suggeriert, die letztlich nicht existiert.
Was können Eltern tun?
Doch wie können die Eltern nun die Artikel für ihre Kinder finden, die keine PFAS enthalten? Zum einen hat das Silent-Spring-Institut auf seiner Website diverse Tipps für ein gesünderes Leben aufgelistet, mit denen dies leichter gelingt - etwa bei Trinkflaschen und Schnabeltassen lieber solche aus Glas oder rostfreiem Stahl statt Plastik nutzen. Dort findet sich auch die "Detox me"-App, die im Alltag angewendet werden kann. In der EU sollen zudem nach einem Beschluss des Umweltrats PFAS künftig umfassend verboten werden. Bei einigen dieser Verbindungen (unter anderem perfluorierten Carbonsäuren) wurde die Verwendung laut dem Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau bereits eingeschränkt, weitere Beschränkungen sind in Vorbereitung. Das UBA würde dabei am besten alle PFAS verbieten lassen, aktuell werde an "einem Vorschlag zur Beschränkung der Herstellung, des Inverkehrbringens und der Verwendung aller PFAS in der EU" gearbeitet.
cdi