Altersbericht Deutlich mehr sehr alte und pflegebedürftige Menschen
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08. Januar 2025, 14:08 Uhr
Die Zahl sehr alter und pflegebedürftiger Menschen wird in Deutschland deutlich steigen. Das geht aus dem neuen Altersbericht der Bundesregierung hervor. Der Sozialverband VdK ruft dazu auf, ältere Nachbarn zu unterstützen.
- Der Anstieg führt auch zu einem deutlich höheren Pflegebedarf
- Besonders benachteiligt im Alter sind Frauen mit Migrationshintergrund
- Der Sozialverband VdK ruft dazu auf, ältere Nachbarn zu unterstützen
Die Zahl sehr alter und pflegebedürftiger Menschen wird in Deutschland deutlich steigen. Das geht aus dem neuen Altersbericht der Bundesregierung hervor. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) stellte den Bericht am Mittwoch vor, zuvor hatte sich das Kabinett damit beschäftigt. Demnach wird die Zahl der über 80-Jährigen deutlich steigen – von heute sechs auf bis zu 10 Millionen im Jahr 2050. Diesmal wurden die Themen Vielfalt und Teilhabe älterer Menschen in den Fokus genommen.
Steigender Pflegebedarf
Zugleich wird eine deutliche Zunahme des Pflegebedarfs erwartet. Die Prognose geht von etwa 7,6 Millionen Pflegefällen aus. Ende 2023 lag die offizielle Zahl bei etwa 5,7 Millionen.
Altersbericht Der Altersbericht untersucht auf 250 Seiten die Lebenssituation älterer Menschen und betrachtet dabei unter anderem Einkommen, Vermögen, mögliche Armutsgefährdung, Wohnsituation, Gesundheitsversorgung und die Einbindung in die Gesellschaft.
Großteil finanziell abgesichert
Bei den Alterseinkommen sieht der Bericht insgesamt eine positive Entwicklung. Der Großteil der alten Menschen sei finanziell abgesichert. Jedoch gelten 17 bis 19 Prozent der über 65-Jährigen als armutsgefährdet. Bei ihnen ist der Anteil damit höher als in der Gesamtbevölkerung (16-17 Prozent).
Der Bericht verweist außerdem auf die "verdeckte" oder "verschämte" Altersarmut. Demnach nehmen Schätzungen zufolge etwa 60 Prozent der eigentlich berechtigten Menschen die Grundsicherung im Alter nicht in Anspruch. Die Gründe seien vielfältig: Entweder seien den Anspruchsberechtigten die Leistungen nicht bekannt oder sie hätten Angst vor Behördengängen, sozialer Kontrolle und Rückgriffen auf das Einkommen ihrer Kinder.
Besonders benachteiligt: Frauen mit Migrationshintergrund
Beleuchtet wird auch das Thema Altersdiskriminierung und Ausgrenzung. Die Fälle von Altersdiskriminierung haben Dem Bericht zufolge stark zugenommen. Entsprechende Anzeigen seien 2023 um 70 Prozent verglichen mit dem Vorjahr gestiegen, das sei "alarmierend" und "nicht hinnehmbar", sagte Paus.
Betreffen könne dies dem Bericht zufolge etwa Menschen, die in Armut oder prekären Wohnverhältnissen lebten oder die physisch oder psychisch krank seien. Paus sagte der Nachrichtenagentur dpa, besonders benachteiligt seien nach wie vor viele Frauen, vor allem mit Migrationshintergrund.
Sozialverband appelliert an Nachbarschaftshilfe
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, rief am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin dazu auf, sich wieder mehr für ältere Nachbarn zu interessieren und diese bei Bedarf zu unterstützen.
Hier könne jede und jeder einzelne mit wenig Aufwand viel bewirken, fügte Bentele hinzu: "Das sind schon Dinge, wo wir uns als Gesellschaft umstellen müssen, weil wir nicht mehr diese Familienstrukturen überall haben, wie wir das früher hatten, wo man sich gegenseitig auffängt."
KNA, DPA (ys)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Januar 2025 | 10:00 Uhr