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Audio: Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum melden vor der Bundestagswahlen teilweise stark gestiegene Mitgliederzahlen. Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Arnulf Hettrich

Eintrittswelle Alle großen Parteien erleben Zuwächse vor der Bundestagswahl

14. Februar 2025, 08:10 Uhr

Der Bundestagswahlkampf geht in die heiße Phase. Nur noch knapp anderthalb Wochen dauert es, bis die Bürgerinnen und Bürger an der Wahlurne ihre Stimme abgeben dürfen. Das Interesse an politischen Parteien scheint im Vorfeld der Wahl groß zu sein: Im gesamten politischen Spektrum melden die Parteien teilweise stark steigende Mitgliederzahlen.

81.200 – so viele Parteimitglieder konnte die Linke bundesweit noch nie verbuchen. Diese Zahl veranlasst die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt, Eva von Angern, fast schon zu Euphorie mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen: "Also ich habe ja schon viele Wahlkämpfe erlebt – aber das, was wir jetzt erleben... Es tut gut, es ist schön."

Der Grund dafür: Eine Eintrittswelle ungekannten Ausmaßes, besonders in den letzten Wochen und Monaten. Ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs sei außerdem die Präsenz der Spitzenkandidatin für die anstehende Bundestagswahl speziell in den sozialen Medien, erklärt Eva von Angern: "Ganz klar ist, wir haben vieles einer Heidi Reichinnek zu verdanken. Sie ist die linke Social-Media-Queen und sie hat den Rang allen anderen Parteien abgelaufen. Das ist tatsächlich ein Teil des 'Erfolgsmodells die Linke' im Jahr 2025 und gerne auch für fortfolgende Jahre."

Parteien jeder Couleur verzeichnen Zuwächse

Laut Rechenschaftsbericht des Bundestages stand die Linke Ende 2022 noch bei 54.200 Mitgliedern. Im Vergleich dazu hat sie heute ein Plus von fast 30.000 Mitgliedern. Auch die anderen Parteien – von SPD über Union bis hin zu FDP und BSW – vermelden Zuwächse; allerdings nicht in den Größenordnungen wie bei der Linken. Bei Bündnis 90/Die Grünen sind Parteiangaben zufolge innerhalb der vergangenen zwei Wochen über 8.000 neue Mitgliedsanträge eingegangen.

Von einer Eintrittswelle berichtet auch Carsten Hütter, der Bundesschatzmeister der AfD. Es seien "sehr, sehr starke Zuwächse" zu verzeichnen und man werde diesen Monat schätzungsweise 52.000 Mitglieder haben. Das sind 4.000 Mitglieder mehr als noch im Juni 2024 und rund 20.000 mehr als im Rechenschaftsbericht des Bundestages Ende 2022.

Meinungsstarke Parteien an den politischen Rändern profitieren

Laut Parteienforscher Janeck Treiber von der TU Dresden ist diese Entwicklung besonders an den Rändern seit einiger Zeit zu beobachten. Besonders meinungsstarke Parteien würden davon profitieren – das gelte auch ganz generell und über alle Parteien hinweg.

Wir sehen, dass besonders meinungsstarke Parteien davon profitieren.

Janeck Treiber Parteienforscher, TU Dresden

Treiber zufolge würden die Menschen in diesen Zeiten vor allem die Notwendigkeit sehen, sich politisch zu engagieren, sich einzubringen, eine aktivere Rolle einzunehmen und konkret eine ihnen nahestehende Partei zu unterstützen.

Linke: Kampagne für junge Menschen verfängt

Dass gerade die Linke so große Mitgliederzugewinne verbuchen kann, erklärt Politikwissenschaftler Treiber so: "Zum einen ist es ja so, dass jetzt offenbar viele Menschen ein Interesse daran zeigen, dass die Linke eben doch politisch überlebt und sie es zum Beispiel wieder in den Bundestag schafft. Auf der anderen Seite betreibt sie eben auch eine ganz aktive Kampagne – sowohl vor Ort, als auch in den sozialen Medien. Sie ist auch gerade ausgerichtet auf junge Menschen. Das scheint eben auch ganz gut zu verfangen."

Einfluss auf Wahlergebnisse bleibt abzuwarten

Bleibt die Frage: Können sich diese Parteineuzugänge auch in Wahlergebnissen niederschlagen? Janeck Treiber ist zuversichtlich: "So richtig kann man das natürlich erst nach der Wahl sehen, aber es gibt da auch jetzt eine neue Umfrage zum Thema Wahlergebnisse bei jungen Menschen von 18-29 – und da ist die Linke bei 19 Prozent [Anm. d. Red.: Forsa-Umfrage für RTL/ntv vom 11. Februar]. Das zeigt einfach, dass das ganz gut zu funktionieren scheint."

Es bleibt also noch bis zum 23. Februar abzuwarten, ob Mobilisierung und Mitgliedsanträge auch mit dem erfolgreichen Abschneiden der Parteien bei der Bundestagswahl zusammenhängen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 14. Februar 2025 | 06:08 Uhr

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