Nach Hamas-Angriff auf Israel Beratungsstelle für Antisemitismus meldet deutlich erhöhte Nachfrage

06. Oktober 2024, 17:32 Uhr

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erhält die Beratungsstelle OFEK deutlich mehr Anfragen als in den Jahren zuvor. Demnach verfünffachte sich das Beratungsaufkommen in den vergangenen zwölf Monaten. Insgesamt habe es in diesem Zeitraum 1.858 Beratungsfälle gegeben. Auch in den mitteldeutschen Ländern nahm die Nachfrage von Betroffenen der OFEK-Statistik zufolge zu.

Ein Jahr nach den Angriffen der Terrororganisation Hamas in Israel meldet die Beratungsstelle OFEK eine bisher nie dagewesene Nachfrage. Wie der Verein mitteilte, hat sich das Beratungsaufkommen in den vergangenen zwölf Monaten verfünffacht. Insgesamt habe es in diesem Zeitraum 1.858 Beratungsfälle gegeben.

Nach Angaben der neuesten OFEK-Statistik sind das 50 Prozent mehr Anfragen als im gesamten Zeitraum seit der Vereinsgründung im Juli 2017.

OFEK-Belegschaft im "Krisenmodus"

In den ersten Wochen nach dem 7. Oktober 2023 habe OFEK die gesamte Belegschaft in den Krisenmodus überführt, um den steigenden Bedarf an Unterstützung zu entsprechen, teilte der Verein mit. Auch nach einem Jahr bleibe der Beratungsbedarf weiter hoch.

Der Statistik zufolge beziehen sich 90 Beratungsfälle auf die Kategorie extreme Gewalt, 194 Beratungsfälle handeln von sonstigen Formen tätlicher Gewalt einschließlich Nötigung und Drohung. Bei 1.427 Fällen geht es um verletzendes Verhalten als Teil des Alltags von Betroffenen. Die Beratungsstatistik orientiert sich an den Kategorien des Bundesverbandes RIAS.

Dr. Wolfgang Schneiß, Antisemitismusbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt 2 min
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MDR FERNSEHEN Fr 03.11.2023 10:16Uhr 01:37 min

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Hohe Nachfrage nach Beratung in Mitteldeutschland

In den mitteldeutschen Ländern hat die Nachfrage von Betroffenen der OFEK-Statistik zufolge ebenfalls zugenommen. Während in Thüringen vor dem 7. Oktober 2023 niemand das Angebot in Anspruch genommen hatte, waren es danach sechs Menschen. In Sachsen ist die Zahl von eins auf 30 gestiegen.

In Sachsen-Anhalt fiel der Anstieg im mitteldeutschen Vergleich am stärksten aus. Während es den OFEK-Zahlen nach von Juli bis September 2023 elf von Antisemitismus Betroffene gab, die das Beratungsangebot nutzten, waren es seit Oktober 2023 82.

Beratungsstelle OFEK Der Verein OFEK ist nach eigenen Angaben die erste Fachberatungsstelle in Deutschland, die auf Antisemitismus spezialisiert ist. Sie berät bei Fällen von Antisemitismus ungeachtet ihrer strafrechtlichen Relevanz und bietet auch Institutionen Beratung bei Gewalt und Diskriminierung an.

Ofek hat unter anderem eine täglich geschaltete bundesweite Hotline (08006645268). Zudem ist sie überdies Träger von zwei Meldestellen für antisemitische Vorfälle des Verbands Rias in Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS hatte bereits im Juni Bilanz gezogen. Insgesamt verzeichnete die Beratungsstelle seit Oktober 2023 1.413 Fälle mit Bezug zu antisemitischen Vorfällen und Straftaten, wobei bei 917 Anfragen von mehr als einem antisemitischen Vorfall berichtet wird.

Neben Privatpersonen habe auch bei öffentlichen Einrichtungen wie Hochschulen, Schulen, Gedenkstätten oder jüdischen Museen der Beratungsbedarf zugenommen, hieß es.

Bundesregierung: Kein Platz für Antisemitismus und blinden Israelhass

Felix Klein
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Bildrechte: IMAGO / IPON

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sprach ebenfalls von einer besorgniserregenden Zunahme von Judenhass. Dabei sei nicht nur die Zahl antisemitischer Straftaten immens gestiegen: "Mit Sorge sehe ich besonders die Vielzahl der öffentlichen Kundgebungen, bei denen Israelhass und antisemitische Haltungen zum Ausdruck kommen."

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz rief kurz vor dem Jahrestag des Hamas-Angriffs zu Solidarität mit Juden in Deutschland auf. Scholz sagte in einer Videobotschaft, Antisemitismus und blinden Israelhass werde man nicht hinnehmen. Es dürfe nicht sein, dass Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland in Angst und Schrecken leben müssten. Ähnlich äußerte sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Sie nannte es beschämend, dass iranische Raketen gegen Israel auf deutschen Straßen gefeiert würden.

MDR/KNA/epd (lmb)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. Oktober 2024 | 16:07 Uhr

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