Hörer machen Programm Warum Bundeswehrkolonnen durch Polen rollen
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09. März 2023, 05:00 Uhr
Zur Zeit sind immer wieder Kolonnen der Bundeswehr auf deutschen und polnischen Autobahnen zu sehen, die Material und Truppen transportieren. Einen MDR-AKTUELL-Hörer, der in Polen unterwegs ist, interessiert, warum das so ist.
- In den baltischen Staaten und Polen werden zum Schutz verstärkt Gefechtsverbände eingerichtet, welche sichtbar transportiert werden.
- Die Truppenstationierung unterschiedlicher Nato-Partner erfolgt zu Übungs-und Unterstützungszwecken.
Zum Hintergrund: Die NATO hatte 2017 mit der Verlegung von Soldaten nach Polen und in die baltischen Staaten begonnen. Mit der sogenannten "verstärkten Vornepräsenz" sollen die osteuropäischen Nato-Mitgliedstaaten gegen Russland gesichert werden.
Dazu sagt der ehemalige Nato- und Bundeswehrgeneral Erhard Bühler, der regelmäßig im MDR-Podcast "Was tun, Herr General?" zu hören ist: "Die Bundeswehr hatte entschieden, in den drei baltischen Staaten und Polen multinationale Battlegroups, also Gefechtsverbände, einzurichten, die jeweils unter Führung eines Landes sind."
Deutschland stelle die Führung dieser Battlegroup in Litauen, erklärt Bühler. Zusätzlich stelle die Luftwaffe von Zeit zu Zeit das sogenannte Airpolicing über dem Baltikum sicher und stationiere dort Eurofighter in Estland, um den Luftraum zu sichern und um Eindringen zu verhindern.
Militärlogistik verstärkt sichtbar
Am litauischen Standort Rukla sind zurzeit 1.400 deutsche Soldaten, als Teil eines multinationalen Kampfverbandes, stationiert, der von Deutschland angeführt wird. Die Stationierung bedeutet automatisch, es wird Militärlogistik benötigt, weil Personal und Material immer halbjährlich ausgewechselt werden.
Das hat zur Folge, dass regelmäßig Militär-Transporte unter anderem auf polnischen, aber auch sächsischen oder brandenburgischen, Autobahnen sichtbar sind. Möglicherweise hat die Bundeswehrkolonne, die unser Hörer gesehen hat, damit zu tun.
Auf Anfrage von MDR Aktuell teilt das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr in Berlin schriftlich mit: "Zurzeit werden in Deutschland und in Polen, in der Slowakei sowie den anderen Nachbarländern mehr militärische Bewegungen als vor Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf allen Verkehrswegen wahrgenommen."
Gegenseitige Unterstützung der Nato-Partner
"Immer wieder, beinahe täglich, finden Fahrzeugbewegungen verschiedener Nationen statt", schreibt das Führungskommando weiter: "zur Teilnahme an Übungen, an Einsatz- und Bündnisverpflichtungen, zur Verstärkung der NATO-Ostflanke und zur Unterstützung der Ukraine in und durch Deutschland sowie unsere benachbarten Partnerländer."
"Zu genauen Details der Verlegungen von Bundeswehreinheiten können aus Sicherheitsgründen keine Aussagen gemacht werden", fügt die Bundeswehr hinzu.
Möglicherweise könnten demnächst weitere deutsche Truppen mit Militär-Konvois auf Autobahnen nach Litauen verlegt und damit auch für die Öffentlichkeit sichtbar werden. Sie würden Teil einer deutschen Kampfbrigade sein, 3.000 Mann samt schwerem Gerät. Diese Stärke hat sich Litauen gewünscht. Deutschland will aber weniger schicken. Deshalb gibt es im Moment politischen Streit zwischen den beiden Nato-Partnern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. März 2023 | 06:00 Uhr