Tüv-Daten Fast jeder Zweite fällt durch Führerschein-Theorieprüfung
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04. März 2025, 14:08 Uhr
Die Durchfallerquote in der Theorieprüfung für den Führerschein in Deutschland ist unverändert hoch. Nach Angaben des Tüv-Verbandes lag die Quote nicht bestandener Theorieprüfungen im vergangenen Jahr bei 45 Prozent. Das sei ähnlich hoch wie im Jahr zuvor. An der praktischen Prüfung scheiterten demnach 37 Prozent. Die Zahl der Führerscheinprüfungen in Deutschland erreichte zudem neue Rekordwerte. Auch Täuschungsversuche nahmen zu.
- Höchste Durchfallerquote in Berlin und Sachsen-Anhalt
- Mehr Täuschungsversuche
- Höhere Kosten müssen geschultert werden
- Insgesamt mehr Führerschein-Prüfungen abgelegt
Mit einer bundesweiten Durchfall-Quote der Klasse B bei der theoretischen Führerschein-Prüfung von 45 Prozent lag der Wert 2024 auf demselben hohen Niveau wie im Jahr zuvor mit 46 Prozent. Das zeigen aktuelle Daten des Tüv-Verbands.
Höchste Durchfallerquote in Berlin und Sachsen-Anhalt
Die höchsten Durchfallerquoten in der Theorie aller Klassen haben Berlin mit 48 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 46 Prozent, die niedrigste hat Hamburg mit 34 Prozent. In Sachsen lag die Quote bei 40 Prozent, in Thüringen bei 45 Prozent.
An der praktischen Prüfung scheitern dagegen weniger Fahrschüler. In Sachsen-Anhalt bestanden 36 Prozent der rund 39.000 angetretenen Fahrschüler die Prüfung nicht – ein leichter Anstieg gegenüber 35 Prozent im Vorjahr. In Sachsen scheiterten 32 Prozent der Prüflinge an der praktischen Prüfung. Die Durchfallquote in Thüringen lag bei 45.000 Prüflingen bei 35 Prozent.
Über alle Klassen hinweg liegt die Nichtbestehensquote in der theoretischen Prüfung bei 41 Prozent (2023: 42 Prozent) und in der praktischen Prüfung bei 30 Prozent (2023: 30 Prozent).
Motivation und fehlende Vorbereitung Faktoren
Richard Goebelt vom Tüv-Verband sagte MDR AKTUELL, der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden sei der "persönliche Stellenwert" der Prüfung. Wenn es eine Aussicht gebe, mit dem Führerschein einen Job zu bekommen oder in die Ausbildung zu starten, gebe es mehr Motivation, die Prüfung im ersten Versuch zu bestehen.
Goebelt erklärte, außerdem sei das Verkehrsgeschehen in Deutschland dynamischer und komplexer geworden. Das müsse auch in der Theorieprüfung abgebildet werden: "Das heißt also, wir haben nicht mehr – wie das vor 20 Jahren der Fall war – die Situation, dass Fragen einfach auswendig gelernt werden, sondern dass man ein echtes, authentisches Verständnis für die Prüfungsfragen gewonnen haben muss." Der Tüv-Experte sieht auch die Fahrschulen in der Pflicht. Sie müssten die Prüfungsreife ordentlich feststellen. Dann gebe es auch bessere Bestehensquoten.
Mehrfache Prüfungen, mehrfaches Durchfallen
Die aktuelle Statistik zeigt, dass auch mehrfaches Scheitern keine Seltenheit ist. Im Jahr 2024 waren zwei von fünf Klasse-B-Theorieprüfungen (39 Prozent) und fast jede dritte praktische Prüfung (31 Prozent) ein Wiederholungsversuch. Die Nichtbestehensquote bei Theorie-Wiederholungsprüfungen liegt mit 56 Prozent deutlich höher als bei den Erstversuchen mit 38 Prozent. Nach dem dritten Versuch haben 91 Prozent der Bewerber die Theorieprüfung bestanden.
Bei den praktischen Prüfungen zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier scheitern 42 Prozent der Wiederholenden, während bei den Erstversuchen 34 Prozent durchfallen.
Mehr Täuschungsversuche
Ein wachsendes Problem bei der Theorieprüfung sind Täuschungsversuche. 2024 wurden 4.198 Fälle festgestellt – ein Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Statistisch gesehen wird beispielsweise in Berlin an jedem Tag mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt. In Sachsen (88 Versuche), Sachsen-Anhalt (82) und Thüringen (78) gab es allerdings einen Rückgang bei den Täuschungsversuchen.
Für besonders alarmierend hält der Tüv-Verband, dass 58 Prozent der Täuschenden professionell agiert hätten. Mit Ausnahme der strafrechtlich relevanten Stellvertreter-Täuschung, gilt Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung jedoch weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit. Zwar können Fahrerlaubnisbehörden eine Sperrfrist von bis zu neun Monaten verhängen, doch diese Möglichkeit wird selten genutzt und die maximale Dauer kaum ausgeschöpft.
Höhere Kosten müssen geschultert werden
Die durchschnittlichen Kosten für den Erwerb des Führerscheins sind in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Dabei gibt es regional Unterschiede. Dem ADAC zufolge kostete ein Auto-Führerschein zuletzt zwischen 2.500 und 4.400 Euro.
Mehr Führerschein-Prüfungen abgelegt
Die Zahl der Führerscheinprüfungen in Deutschland erreichte den Daten zufolge neue Rekordwerte: Im Jahr 2024 wurden 2,01 Millionen Theorieprüfungen abgelegt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem leichten Plus von 1,7 Prozent oder rund 33.700 Prüfungen. Bei der praktischen Prüfung lag der Zuwachs bei zwei Prozent (rund 34.700) auf 1,79 Millionen Praxisprüfungen.
Bundesweit wurden 2024 laut Tüv 1,59 Millionen Theorieprüfungen in den Klassen B und B17 (Führerschein mit 17) abgelegt. Dabei schnitten unter 18-Jährige in Theorie und Praxis besser ab als andere Altersgruppen. Nur 36 Prozent rasselten durch die Theorieprüfung, 24 Prozent scheiterten auf der Straße. Dagegen war die Misserfolgsquote bei den 18- bis 24-Jährigen am höchsten.
dpa, Tüv-Verband, (das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. März 2025 | 08:00 Uhr