Neue Bundesregierung Merz stellt Kabinett vor: Das sind die Minister von CDU und CSU
Hauptinhalt
28. April 2025, 20:58 Uhr
CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder haben am Montag die designierten Ministerinnen und -Minister der Union benannt. Es sind einige unerwartete Namen dabei und zumindest zwei prominentere aus Ostdeutschland.
- Katherina Reiche wird erste ostdeutsche Wirtschaftsministerin.
- Nina Warken folgt im Gesundheitsministerium auf Karl Lauterbach.
- Chef von Media-Markt-Saturn wird Minister für Digitales.
- Söder stellt drei CSU-Ministerinnen und -Minister vor.
- Schenderlein aus Sachsen-Anhalt wird Ministerin für Sport.
CDU-Chef Friedrich Merz hat am Montag die Liste der designierten CDU-Ministerinnen und -Minister für die schwarz-rote Regierung vorgestellt. Neben dem voraussichtlichen Kanzler Friedrich Merz (CDU) schicken die Christdemokraten vier Minister und drei Ministerinnen an den Kabinettstisch, wie die CDU in Berlin mitteilte. Die CSU hat zwei Minister und eine Ministerin angekündigt.
Katherina Reiche wird erste ostdeutsche Wirtschaftsministerin
Wirtschaftsministerin soll die Energiemanagerin und frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche werden – als erste Chefin des Ressorts, die aus Ostdeutschland stammt. Die 51-Jährige ist in Luckenwalde in Brandenburg geboren worden. Die derzeitige Chefin der E.ON-Tochter Westenergie war von 1998 bis 2015 Mitglied des Bundestages, zunächst als Forschungspolitikerin. Später war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt-, dann im Verkehrsministerium.
Ihr Wechsel zur Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) 2015 löste damals eine Debatte aus, ob es eine Übergangszeit für Abgeordnete geben sollte, die in die Wirtschaft wechseln. Die Diplom-Chemikerin und Mutter dreier Kinder übernahm im Juni 2020 den Vorsitz im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung. Merz versucht mit der Nominierung der erfahrenen Managerin, Kritik der Wirtschaft an der schwarz-roten Regierung Wind aus den Segeln zu nehmen.
Außenministerium soll Wadephul aus Schleswig-Holstein übernehmen
Das Außenministerium, das nach fast 60 Jahren wieder an die CDU geht, soll der Außen- und Sicherheitsexperte Johann Wadephul aus Schleswig-Holstein leiten. Mit dem 62-Jährigen aus Schleswig-Holstein holt der CDU-Chef Merz einen Vertrauten der letzten Jahre ins Kabinett, der ihn etwa im vergangenen Dezember auf seiner Reise nach Kiew begleitet hatte.
Wadephul ist seit 2009 Bundestagsabgeordneter und mittlerweile Fraktionsvize für Außen- und Sicherheitspolitik. Zuvor war der Fachanwalt für Medizinrecht und für Sozialrecht von 2005 bis 2009 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein gewesen. Seine starke Stellung in der Unions-Bundestagsfraktion erklärt, warum Wadephul zwischenzeitlich auch als möglicher Nachfolger von Merz an der Fraktionsspitze gehandelt wurde. Dieses Amt soll nun aber voraussichtlich Jens Spahn übernehmen.
Bildungspolitikerin wird Bildungsministerin und ein Jurist Verkehrsminister
Künftiger Verkehrsminister soll der CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder werden. Der 56-Jährige ist seit 2009 Mitglied des Bundestags. In der vergangenen Legislaturperiode war der Jurist Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit Mitglied des Führungskreises um Fraktionschef Merz.
Schnieder war daneben unter anderem auch stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss. In seiner künftigen Position dürfte er eine Schlüsselrolle haben bei der Umsetzung des riesigen Sondervermögens für Infrastruktur. Ein großer Teil des 500 Milliarden Euro schweren Sondertopfs dürfte in den Verkehr fließen, um marode Brücken und das Schienennetz zu sanieren.
Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien soll das erweiterte Bildungs- und Familienministerium übernehmen. Die CDU-Bundesvize gilt als eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen in der Union. Seit 2017 ist sie Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Sie ist stellvertretende CDU-Landeschefin, seit 2022 zudem stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU. Prien ist meinungsstark und scheut keine Debatte.
Nina Warken folgt im Gesundheitsministerium auf Karl Lauterbach
Gesundheitsministerin soll die CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken werden. An den Koalitionsverhandlungen war sie noch in der Arbeitsgruppe Inneres, Recht und Migration beteiligt. Im Bundestag saß die Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion auch im Ältestenrat. Jahrzehntelange Erfahrungen im Gesundheitswesen wie der scheidende Minister Karl Lauterbach (SPD) hat die Juristin nicht gesammelt. Die 45-Jährige ist CDU-Generalsekretärin in Baden-Württemberg und Hobby-Tennisspielerin.
Chef von Media-Markt-Saturn wird Minister für Digitales
Mit Karsten Wildberger übernimmt ein Top-Manager das neue Digitalministerium. Als Vorstandschef des Ceconomy Konzerns (Düsseldorf) und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding mit rund 1.000 Märkten in vielen Ländern bringt der 56-Jährige einschlägige Praxiserfahrung mit. In den vergangenen Jahren gehörte die digitale Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt zum Kern seiner Tätigkeiten.
Internationale Führungspositionen bekleidete Wildberger auch bei T-Mobile, Vodafone und beim australischen Telekommunikationsunternehmen Telstar. Von 2016 bis Sommer 2021 war er dann beim Energiekonzern E.ON als Vorstandsmitglied für den digitalen Wandel zuständig. Unter seiner Führung hat Ceconomy als Elektronikmärkte-Betreiber das Online-Geschäft ausgebaut. Wildberg stammt aus Gießen, hat Physik in München und Aachen studiert und auch promoviert. Als Unternehmensberater der Boston Consulting Group hatte er zunächst Unternehmen in verschiedenen Branchen zu Fragen der Strategie und Digitalisierung beraten.
Thorsten Frei wird Kanzleramtsminister
Als Kanzleramtsminister holt Merz einen Vertrauten in die Regierungszentrale, den bisherigen Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) aus Baden-Württemberg. In den Ampel-Jahren ist der 52-Jährige als Manager der Unionsfraktion einer der wichtigsten Vertrauten von Merz geworden. Er gilt als akribischer Arbeiter und in so gut wie allen wichtigen politischen Themen sattelfest. Seit 2013 sitzt der eloquente Jurist im Bundestag, er ist gefragter Gast in Talkshows.
Söder stellt drei CSU-Ministerinnen und -Minister vor
Die CSU ist in der neuen Bundesregierung nach Ansicht von Parteichef Markus Söder personell so gut aufgestellt wie seit langer Zeit nicht mehr. "Wir dürfen Ressorts besetzen, die perfekt zur CSU passen", sagte Söder am Montag in München. Es gehe um "Law and Order, High Tech und Heimat". Die CSU soll das Bundesinnenministerium, das Ministerium für Forschung und Raumfahrt sowie das Agrarministerium übernehmen.
Demnach soll der bisherige CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt neuer Bundesinnenminister werden. Dobrindt war von 2009 bis 2013 CSU-Generalsekretär, danach vier Jahre Bundesverkehrsminister unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Als CSU-Landesgruppenchef galt er als wesentlicher Faktor für die relativ geräuschlose Zusammenarbeit von CSU-Chef Markus Söder und Merz.
CSU-Vize Dorothee Bär soll in der neuen Bundesregierung das Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt übernehmen. Die 47-Jährige war bereits Digital-Staatsministerin ebenfalls unter Merkel. Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 erzielte sie in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen das deutschlandweit höchste Ergebnis.
Der Bundestagabgeordnete Alois Rainer soll neuer Bundeslandwirtschaftsminister werden. Der 60-Jährige ist Teil eines der seltenen Geschwisterpaare in der Spitzenpolitik: Seine Schwester Gerda Hasselfeldt war einst Bau- und dann Gesundheitsministerin und schließlich viele Jahre lang Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag.
Rainer ist aber nur Söders zweite Wahl für den Ministerposten: Bereits im Wahlkampf hatte er immer Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner als seinen Wunschkandidaten benannt. Dieser hatte aber im März nach Protesten von Umwelt- und Tierschützern gegen seine Person aufgegeben. Felßner sah durch die Proteste die persönliche Sicherheit seiner Familie in Gefahr.
Politikerin aus Sachsen: Schenderlein wird Staatsministerin für Sport
Neben den Bundesministerinnen und -ministern hat die CDU fünf Staatsminister benannt, die im Kanzleramt und im Auswärtigen Amt tätig sein werden. Der wichtigste Posten ist der des Staatsministers für Kultur und Medien, der an den Verleger und Publizisten Wolfram Weimer geht. Die türkischstämmige Bundestagsabgeordnete Serap Güler und der Parlamentarier Gunther Krichbaum bekommen Posten im Auswärtigen Amt.
Als Staatsministerin für Sport und Ehrenamt ist Christiane Schenderlein aus Sachsen vorgesehen. Sie wurde in Weißenfels in Sachsen-Anhalt geboren und hat später ihr Abitur in Leipzig gemacht. Die CDU-Politikerin trat im Jahr 1998 in die CDU ein, war von 2019 bis 2021 Mitglied des sächsischen Landtags und ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Derzeit ist die 43-Jährige kulturpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und gehört dem Ausschuss für Kultur und Medien an.
Die deutschen Sportspitzen hatten sich vor der Bundestagswahl vehement für die Schaffung des Postens eines Sport-Staatsministers im Bundeskanzleramt eingesetzt. Der Deutsche Olympische Sportbund erhofft sich damit "einen Anwalt innerhalb der Bundesregierung". Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) forderte "eine Stimme für den Sport", um die verschiedenen Bereiche der Sportpolitik zu bündeln. Bislang war der Sport formell beim Bundesinnenministerium angesiedelt.
Für die Zusammenarbeit von Bund und Ländern holt sich Kanzler Friedrich Merz einen der erfahrensten Parlamentarier in Kanzleramt. Michael Meister gehört dem Bundestag seit mehr als 30 Jahren an und war schon Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Die stellvertretende Parteivorsitzende Silvia Breher, die lange als Bundesministerin im Gespräch war, wird nur Parlamentarische Staatssekretärin im Agrarministerium.
Die SPD will über ihre sieben Regierungsmitglieder erst nach Abschluss der Mitgliederbefragung über den Koalitionsvertrag ab Mittwoch befinden und sie bis zum 5. Mai bekannt geben. Am 6. Mai soll Merz dann vom Bundestag zum Kanzler gewählt werden.
mit dpa, Reuters, AFP, MDR (mpö)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. April 2025 | 09:30 Uhr