Auf einem Bildschirm ist eine elektronischen Patientenakte mit einem E-Rezept zu sehen.
Ab 2024 soll sie für alle, die nicht widersprechen, automatisch eingeführt werden: die elektronische Patientenakte. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

Bis Ende 2025 Lauterbach will elektronische Patientenakte für alle Versicherten

09. März 2023, 21:26 Uhr

Jeder Krankenversicherte in Deutschland soll bis Ende 2025 eine elektronische Patientenakte erhalten. Das gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekannt. Ausgenommen sollen Versicherte sein, die die digitale Akte aktiv ablehnen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach will die elektronische Patientenakte für alle einführen. Bis Ende 2025 sollten 80 Prozent der Patientinnen und Patienten in Deutschland eine solche Akte haben, sagte Lauterbach am Donnerstag in Berlin. Ausgenommen seien Versicherte, die der digitalen Akte ausdrücklich widersprechen.

Die elektronische Patientenakte (ePA) soll beispielsweise Röntgenbilder auf CD, Papierakten und Faxe überflüssig machen. Sie sind dann per Handy oder Computer einsehbar. Mediziner, Physiotherapeuten, Pflegekräfte und Hebammen sollen sich mit wenigen Klicks ein Bild vom Gesundheitszustand ihrer Patienten machen oder eine Krankengeschichte lückenlos einsehen können.

Elektronische Übersicht über Befunde und Medikation

Als freiwilliges Angebot für die 74 Millionen gesetzlich Versicherten gibt es die elektronische Patientenakte schon seit Januar 2021. Lauterbach zufolge wird sie bislang aber nur von weniger als einem Prozent der Patienten auch genutzt. Mit der elektronischen Akte werde der Patient Herr seiner Daten, warb der SPD-Minister am Donnerstag. "Er bekommt eine geordnete Übersicht über Arztbriefe, Befunde, Medikamente." Das helfe auch bei der Behandlung.

"Eine Patientenakte ist wichtig", hieß es auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Doch Schweigen ist keine Zustimmung." Notwendig sei auch eine Lösung für nicht technikaffine Patienten.

Daten für 300 Forschungsvorhaben

Bis Ende 2026 sollen Lauterbach zufolge 300 Forschungsvorhaben elektronische Daten von Patienten nutzen können. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Michael Hallek, warnte, Deutschland würde als Wirtschaftsnation ohne diese Digitalisierung weiter abrutschen. Bereits jetzt sei Deutschland in der Krebsforschung gegenüber anderen Ländern deutlich zurückgefallen. Nach seinen Worten müssen daten natürlich geschützt werden, "aber sie müssen in Forschung gelangen dürfen. Das darf nicht weiter aktiv verhindert werden".

In Deutschland wird seit mehr als 20 Jahren versucht, flächendeckende digitale Gesundheitsakten einzuführen, damit Ärzte und Forscher auf Behandlungsdaten aus der Vergangenheit zurückgreifen können.

Reuters, dpa (nvm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. März 2023 | 12:00 Uhr

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