Tarifstreit Mehr als 70.000 Beschäftigte bei Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie
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29. Oktober 2024, 15:42 Uhr
In rund 300 Betrieben der Metall- und Elektrobranche haben Beschäftigte am Dienstag die Arbeit niedergelegt – auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die IG Metall will damit Druck in den Tarifverhandlungen aufbauen. Das bisherige Arbeitgeber-Angebot, so die Gewerkschaft, verkenne den Ernst der Lage. Die dritte Verhandlungsrunde ist für Anfang November angesetzt.
- Mehr als 70.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie haben am Dienstag ihre Arbeit niedergelegt.
- Auch in Mitteldeutschland wurde gestreikt – unter anderem im BMW-Werk in Leipzig.
- Die Gewerkschaft IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Am ersten Tag der Warnstreiks im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben am Dienstag mehr als 70.000 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. Erste Aktionen gab es bereits mit dem Ende der Friedenspflicht um kurz nach Mitternacht, etwa bei Volkswagen in Osnabrück.
In mehr als 300 Betrieben waren Ausstände geplant – auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Am Mittwoch sollen die Proteste fortgesetzt werden. Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn und hält das Arbeitgeberangebot für deutlich zu niedrig.
Sachsen: Streiks bei BMW in Leipzig
In Sachsen waren am Dienstag landesweit acht verschiedene Streikkundgebungen geplant. Bei BMW in Leipzig beteiligten sich rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühschicht an einer Demonstration vor dem Werk, wie ein IG-Metall-Sprecher sagte. Bei Alstom in Bautzen seien es rund 300 Teilnehmer gewesen. Bei Koenig & Bauer in Radebeul zählte die Gewerkschaft rund 250 Beschäftigte beim Warnstreik, bei Sick Engineering in Ottendorf-Okrilla rund 60.
"Das war ein ganz starker Start in die Warnstreik-Phase", erklärte Bezirksleiter und Verhandlungsführer Dirk Schulze. Nach Verbandsangaben sind in der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen rund 69.000 Menschen beschäftigt.
Thüringen: Aktionen in Gera, Saalfeld und Eisenach
Den Auftakt zum Streik in Thüringen bildeten nach Gewerkschaftsangaben am Dienstagmorgen 100 Mitarbeiter vom Kaeser Kompressoren Werk Gera. Weitere Aktionen waren im Laufe des Tages in Saalfeld, Eisenach und Rudolstadt geplant. In Thüringen geht es um 20.000 von insgesamt 80.000 Beschäftigten der Branche.
Sachsen-Anhalt: Streiks bei Siemens Mobility
In Sachsen-Anhalt beteiligten sich unter anderem Beschäftigte von Siemens Mobility in Irxleben sowie von KSB und Hitachi Energy in Halle an den bundesweiten Warnstreiks. Für rund zwei Stunden legten sie die Arbeit nieder, teilte die Gewerkschaft IG Metall mit.
Die Stimmung sei gut und kämpferisch, sagte Almut Kapper-Leibe von der IG Metall Halle-Dessau. Es sei ein guter Auftakt für die noch anstehenden Warnstreiks, die es in den kommenden Tagen überall in Sachsen-Anhalt geben soll. In Land arbeiten mehr als 52.600 Menschen in der Branche, davon sind nach Verbandsangaben 10.000 tarifgebunden.
IG Metall: Arbeitgeber verkennen Ernst der Lage
Die Gewerkschaft will mit dem Arbeitskampf den Druck in den laufenden Tarifverhandlungen erhöhen. Sie fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Das Angebot der Arbeitgeber sieht ein stufenweises Plus von insgesamt 3,6 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten vor.
IG-Metall-Chefin Christiane Benner erklärte, das "magere Angebot der Arbeitgeber verkennt den Ernst der Lage". Die Arbeitgeber erklärten, die Streiks seien "nicht hilfreich" und führten zu zusätzlichen Kosten.
Die inzwischen dritte Verhandlungsrunde beginnt in einigen Tarifbezirken bereits am Dienstag. Alle anderen folgen bis zum 5. November.
AFP/DPA/MDR/(kos,smk)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Oktober 2024 | 06:00 Uhr