Vierter Heeres-Verband Bundeswehr stellt Heimatschutz-Division auf
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13. Januar 2025, 09:27 Uhr
Die Bundeswehr stellt eine extra Division für den Heimatschutz auf. Der mittlerweile vierte Heeres-Verband besteht aus Reservisten und aktiven Soldaten. Er soll im Ernstfall die Infrastruktur und militärisch wichtige Einrichtungen in Deutschland sichern.
Die Bundeswehr stellt eine neue Division für den Heimatschutz auf. Wie ein Sprecher des Heeres der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, soll der neue Verband die Infrastruktur und militärisch wichtige Einrichtungen in Deutschland sichern. Die neue Heimatschutzdivision solle aus Reservisten und aktiven Soldaten bestehen und unter einheitlicher Führung stehen.
Sechstes Heimatschutzregiment bis Sommer
Die Planungen sehen vor, die Heimatschutzkräfte der Bundeswehr in der neuen Divisionsstruktur zum 1. April dem Heer zu unterstellen und weiter auszubauen. Bis zum Sommer soll demnach ein sechstes Heimatschutzregiment aufgestellt und mit den bisherigen fünf Regimentern in der Heimatschutzdivision zusammengefasst werden.
Insgesamt würden dann 6.000 Männer und Frauen für den Heimatschutz zur Verfügung stehen. Da diese Zahl für die Aufgabe noch viel zu gering sei, solle die Division in der Folge noch weiter "aufwachsen", hieß es. Militärplaner halten mindestens eine hohe fünfstellige Zahl an Heimatschützern für nötig.
Einsatz im Spannungs- und Verteidigungsfall
Die Heimatschutzkräfte sollen den Angaben zufolge im Spannungs- und Verteidigungsfall oder bei krisenhaften Entwicklungen Häfen, Bahnanlagen und Güterumschlagplätze schützen. Auch der Schutz von Pipelines, Straßen für den Truppenaufmarsch, Brücken, Verkehrsknotenpunkten sowie der digitalen Infrastruktur gehört zu den Aufgaben.
Die Heimatschützer sollen damit auch die Rolle Deutschlands als Operationsbasis und Drehscheibe der Nato absichern. Im Frieden könnten sie zudem im Rahmen der sogenannten Amtshilfe bei schweren Unglücksfällen, Terrorlagen oder Pandemien eingesetzt werden.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte der Bundeswehr im vergangenen Jahr eine neue Struktur verordnet. Der SPD-Politiker wies dabei auf die veränderte Bedrohungslage und die Notwendigkeit hin, in einem Verteidigungskrieg militärisch bestehen zu können.
Die Divisionen des Heeres Das Heer verfügt bisher über drei Divisionen, die jeweils etwa 20.000 Männer und Frauen umfassen. Dabei handelt es sich um die 1. und die 10. Panzerdivision sowie die Division Schnelle Kräfte (DSK), in der die leichte und hochbewegliche Infanterie zusammengefasst ist. Die neue Heimatschutzdivision ist damit der vierte Verband dieser Größenordnung.
Opposition warnt vor hohlen Strukturen
Die Union begrüßte den Schritt grundsätzlich. CDU-Verteidigungsexperte Henning Otte warnte jedoch in der "Rheinischen Post", Verteidigungsminister Pistorius schaffe "hohle Strukturen" ohne personell und materiell die entsprechende Ausstattung sicherzustellen. Otte plädierte für eine Aufstockung des Wehretats und die Umsetzung eines sogenannten Kontingent-Wehrdienstes. "Bei beiden Punkten ist Minister Pistorius über Ankündigungen nicht hinausgekommen", kritisierte er.
Der FDP-Verteidigungspolitiker Nils Gründer sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung". "Die Verzahnung von Reserve und aktiver Truppe ist ein wichtiger Bestandteil in der Landes- und Bündnisverteidigung", so Gründer, der Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestags und Sprecher der FDP-Fraktion für die Zukunft der Bundeswehr ist. Es müsse jetzt zügig mit Personal und Material aufgestockt werden, "damit dieser Verband nicht leer dasteht".
Die Militärplaner setzen dabei auch auf die von Pistorius angestoßene Wiedereinführung eines Wehrdiensts. Der Plan liegt mit dem Scheitern der Ampel-Koalition erstmal auf Eis, Vorbereitungen laufen aber weiter. CDU/CSU haben wiederholt erklärt, dass sie mehr wollen als das von Pistorius vorgelegte Wehrdienst-Modell, zu dem eine Auskunftspflicht junger Männer gehört und eine Wiedereinführung der sogenannten Wehrerfassung.
dpa (dni, ewi)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Januar 2025 | 11:10 Uhr