Gesundheit Hoffnung und Unsicherheit nach Abschaffung von Honorar-Obergrenze für Hausärzte
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31. Januar 2025, 06:32 Uhr
Überall in Deutschland fehlen Hausärzte. Termine zu bekommen, wird immer schwieriger. Um dem entgegenzuwirken, hat der Bundestag nun die Honorar-Obergrenze für Hausärzte abgeschafft. Die sollen nun jede Behandlung bezahlt bekommen – und nicht mehr wie bisher bis zu einer festgelegten Budgetgrenze. Die Hoffnung ist, dass die Ärzte dadurch wieder mehr Patienten aufnehmen. Die Kassenärztliche Vereinigung in Thüringen begrüßt diese Entscheidung zwar, übt aber auch Kritik.
- Im ländlichen Raum könnte die Pauschale niedriger ausfallen.
- Für Hausärzte sollen sich aber keine finanziellen Nachteile ergeben.
- Einige Bundesländer ziehen Vorteile aus der Budgetierung.
- Die Situation der Praxen soll sich durch die neuen Regelungen nachhaltig verbessern.
Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen stört sich an zwei neuen Pauschalen, die im Zuge der Entbudgetierung eingeführt werden – die Pauschale für chronisch Kranke und die sogenannte Vorhaltepauschale, die jeder Praxis eine Grundfinanzierung zusichert. Denn für die Auszahlung dieser Pauschalen bekommt die Kassenärztliche Vereinigung kein zusätzliches Geld.
Dadurch müssten bestehende Pauschalen und das bewährte Verteilungssystem angepasst werden, erklärt Sprecher Matthias Streit. Die Pauschalen, die es auf regionaler Ebene gebe und mit denen die Praxen auch pro Quartal rechneten, könnten verloren gehen. Die kassenärztliche Vereinigung sieht hier einen Nachteil.
Geringe Patientenzahlen: Pauschale könnte im ländlichen Raum niedriger ausfallen
Auch bei einigen Hausarztpraxen könnten die neuen Pauschalen dazu führen, dass sie weniger Geld bekommen, sagt Streit. Etwa, weil die Praxen dafür strengere Bedingungen erfüllen müssten. Die Höhe der neuen Vorhaltepauschale beispielsweise bemisst sich an der Patientenzahl.
Die Pauschale kann also für Praxen im ländlichen Raum, wo es weniger Patienten gibt, niedriger ausfallen, sagt Ilias Essaida, Gesundheitsreferent vom Sozialverband VdK: "Da liegt es dann an den Mitgliedern des Bewertungsausausschusses – und das sind die Krankenversicherungen – dafür zu sorgen, dass die Mindestanzahl an Patientinnen und Patienten so festgelegt wird, dass die Praxen dann nicht in eine finanzielle Notsituation kommen."
Keine finanziellen Nachteile für Hausärzte
Vincent Jörres, Sprecher des Hausärzteverbands, glaubt nicht, dass Hausärzte durch die Reform finanzielle Nachteile erleiden werden. Er sieht mehr Vorteile als Nachteile: "Kein Bundesland wird aufgrund der Endbudgetierung Geld verlieren. Im Gegenteil: Einige werden gewinnen. Das ist jetzt nach langer Zeit endlich einmal ein Schritt der Politik in die richtige Richtung. Nämlich dafür zu sorgen, dass es auch in Zukunft noch genug Hausarztpraxen in Deutschland gibt."
Kein Bundesland wird aufgrund der Endbudgetierung Geld verlieren. Im Gegenteil: Einige werden gewinnen.
Budgetierung nützt einigen Bundesländern
Dennoch gebe es regionale Unterschiede. Denn wie Jörres erklärt, mussten in der Vergangenheit nicht alle Bundesländer von der Budgetierung Gebrauch machen: "In Thüringen beispielsweise gab es auch eine Deckelung, die ist aber nicht erreicht worden. Dieser Deckel wird jetzt auch in Thüringen aufgehoben." Es sei nicht genug abgerechnet worden, um an diese Obergrenze zu kommen.
Anders ist es in Hamburg, Berlin und Sachsen-Anhalt. Dort wurden die Obergrenzen in der Vergangenheit erreicht. Kosten, die darüber lagen, konnten Hausärzte nicht abrechnen. Das ist nun aber möglich.
Neuregelung: Situation der Praxen soll sich verbessern
Dass sich durch die Entbudgetierung ein Stadt-Land-Gefälle einstellen wird – also Hausärzte in der Stadt mehr profitieren als ihre Kollegen auf dem Land – schließt Jörres aus. Auch der Gesundheitsökonom David Matusiewicz sieht dafür keine Anzeichen. Die Ärzte, egal ob Stadt oder Land, bekämen eine Planungssicherheit und eine Vergütungszusage, was einen Schritt in die richtige Richtung darstelle. So sei es möglich, die Praxisteams zu vergrößern und mehr Medizinische Fachangestellte einzustellen.
Trotz der Prognosen bleibt natürlich abzuwarten, wie sich die Situation für die Hausärzte tatsächlich entwickeln wird. Für die Patienten soll sich die Situation zumindest erstmal nicht verschlechtern und – wenn alles nach Plan läuft – langfristig ja sogar deutlich verbessern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 31. Januar 2025 | 06:08 Uhr