Klasse statt Quote Erfolgsmodell Landarzt? Studium in Halle ausgebucht
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05. Dezember 2024, 13:45 Uhr
Praxis statt Quote: Die Universitätsmedizin Halle versucht, das Problem der fehlenden Landärzte mit einem speziellen Ausbildungsangebot zu lösen.
"Klasse Allgemeinmedizin" heißt das Projekt an der Universitätsmedizin der Martin-Luther-Universität in Halle, das in diesem Jahr bereits in die 13. Runde geht. 40 Plätze sind dafür vorgesehen gewesen, die laut Uni sehr gefragt waren und alle vergeben werden konnten. In dieser Klasse spielt der Kontakt zur Praxis von Anfang an eine große Rolle. Bereits während des laufenden Semesters gebe es praxisnahe Schulungen, so die Uni, die beispielsweise die Organisation und gängige Untersuchungsmethoden oder Kommunikationsfähigkeiten trainieren. "Die Studierenden erleben so sehr früh, welche wichtige Rolle sie als Allgemeinmediziner:in einnehmen würden", so Prof. Dr. Thomas Frese, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Halle in einer Mitteilung der Uni.
Motivation statt Verpflichtung
Aktuell nehmen nach Angaben der Uni 116 Medizinstudierende an der Klasse Allgemeinmedizin teil. Sie werden von 97 Mentorinnen und Mentoren betreut. Seit dem Start im Jahr 2011 haben bereits über 300 Studierende das Programm absolviert. Die Studierenden müssen für das Angebot eine Bewerbung durchlaufen. Es gibt aber, anders als bei Quoten-Programmen, wie es etwa der Landtag in Thüringen im Sommer beschlossen hat, keine Verpflichtung, nach Abschluss eine Stelle als Landärztin oder Landarzt anzutreten. Frese: "Wenn man sich für KAM entscheidet, dann aus eigener Motivation, Überzeugung und Leidenschaft."
Wie groß das Problem ist, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits im Frühjahr gegenüber der ARD (Bericht aus Berlin) erklärt. "Wir haben 50.000 Ärztinnen und Ärzte in den letzten zehn Jahren nicht ausgebildet. Daher werden uns in den nächsten Jahren flächendeckend die Hausärztinnen und Hausärzte fehlen." In Sachsen fehlen derzeit fast 400, in Sachsen-Anhalt sind es über 250 und in Thüringen rund 100 Stellen für Haus- und Landärzte, die nicht besetzt sind.
Keine Besserung in Sicht
Für die Zukunft verheißen Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) vom Februar 2024 keine Besserung. Bis 2024 sei mit einem Mangel an 30.000 bis 50.000 Ärztinnen und Ärzten bis zum Jahr 2040 zu rechnen. Hauptgrund dafür ist laut Bundesärztekammer (BÄK), dass in Deutschland zu wenig Ärzte ausgebildet werden. Aktuell gibt es 12.000 Studienplätze. In den 1980er-Jahren lag diese Zahl – Ost und West zusammengenommen – bei 14.000. Das deutsche Gesundheitswesen profitiere derzeit vom Zuzug ausländischer Ärztinnen und Ärzte. Deren Zahl erreichte laut BÄK 2023 einen neuen Höchststand: Zum 31. Dezember 2023 waren es knapp 64.000. Zehn Jahre zuvor lag die Zahl bei 30.000.
gp/pm/bäk/kv
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Akzente | 08. Dezember 2024 | 06:17 Uhr
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