Energie-Politik Erneut Proteste gegen Braunkohle-Abbau und Abriss von Lützerath
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17. Januar 2023, 20:12 Uhr
In Nordrhein-Westfalen gehen die Proteste gegen die Abbaggerung des Dorfes Lützerath und den Braunkohleabbau weiter. Dabei wurde die Klimaaktivistin Greta Thunberg von Polizisten weggetragen. Der RWE-Konzern kündigte Schadenersatzklagen gegen Demonstranten an, die das Braunkohlekraftwerk Neurath besetzt hatten.
In mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen haben Klimaaktivisten ihre Proteste gegen den Abbau von Braunkohle und den Abriss von Lützerath fortgesetzt. In der Nähe der inzwischen geräumten und zum Abriss vorgesehenen Ortschaft Lützerath versammelten sich mehrere Hundert Demonstranten. Einige besetzten zeitweise zwei Zufahrtsstraßen zum Tagebau Garzweiler.
Polizisten tragen Greta Thunberg weg
Unter den Teilnehmern der Demonstration von Keyenberg nach Holzweiler war auch Greta Thunberg. Die schwedische Klimaaktivistin wurde mit mehreren weiteren Demonstranten von der Polizei in Gewahrsam genommen, um ihre Identitäten festzustellen.
Die Polizei erklärte, die Gruppe mit Thunberg habe sich auf die Kante des Tagebaus Garzweiler zubewegt und sei dann aufgehalten und weggetragen worden. Das Betreten der steilen Tagebaukante von Lützerath ist verboten.
Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten
Während der Demonstration kam es zudem zu Zusammenstößen mit der Polizei, als eine Gruppe von Demonstranten in den Tagebau Garzweiler laufen wollte. Die Polizei setzte Schlagstöcke, Pfefferspray und Beamte auf Pferden ein, um sie daran zu hindern. Dennoch gelangte ein Demonstrant in den Tagebau.
Im südlich von Garzweiler gelegenen Braunkohletagebau Inden besetzten rund 30 Demonstrierende einen Schaufelradbagger, der daraufhin zeitweise die Arbeit einstellen musste. Nach Angaben der Polizei räumten sie später freiwillig den Bagger und ließen sich vom Gelände führen. In der Nähe von Rommerskirchen besetzten nach Polizei-Angaben etwa 120 Demonstranten die Kohle-Bahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Wer sich weigerte, die Gleise zu verlassen, wurde von der Polizei weggetragen.
Proteste vor Landtag in Düsseldorf
In Düsseldorf protestierten etwa 150 Menschen gegen die Abbaggerung von Lützerath. Die Demonstration vom Landtag zum Wirtschaftsministerium verlief nach Angaben der Polizei weitgehend ruhig. Außerdem klebten sich Mitglieder der Gruppe "Extinction Rebellion" an das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen. Wie die Polizei mitteilte, gingen später einige freiwillig, andere seien von ihr entfernt worden.
In Köln klebten sich Klimaaktivisten auf einer Straße fest und brachten damit den Berufsverkehr massiv ins Stocken.
Aktionsbündnis "Lützerath Unräumbar" rief zu Aktionstag auf
Das Aktionsbündnis "Lützerath Unräumbar", zu dem auch Gruppen von Fridays For Future und Letzte Generation gehören, hatte zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen.
Lützerath soll abgerissen werden. Der Energiekonzern will den Tagebau Garzweiler erweitern und die unter dem Dorf liegende Kohle fördern. Das Dorf war in den vergangenen Tagen von der Polizei geräumt worden.
RWE will 1,4 Millionen Euro von Kraftwerksbesetzern
Der Energiekonzern RWE will indes von Klimaaktivisten, die das Braunkohlekraftwerk Neurath blockiert hatten, 1,4 Millionen Euro einklagen. Ein Konzernvertreter teilte mit, eine entsprechende Zivilklage werde vorbereitet.
Die Klima-Aktivisten hatten im November 2021 die Gleise zum Kohlekraftwerk Neurath blockiert. RWE hatte deshalb das Kraftwerk herunterfahren müssen. Für die Blockade muss sich derzeit eine Person in einem Strafverfahren am Amtsgericht Grevenbroich verantworten.
Die Klima-Aktivisten sehen ihre Aktion als Erfolg. Durch das Herunterfahren des Kraftwerks seien 8.000 Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen worden. Der RWE-Mitarbeiter widersprach dem. Wegen der Aktion seien Kraftwerke an anderer Stelle hochgefahren worden und dort Emissionen entstanden.
dpa, epd (jks)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. Januar 2023 | 17:45 Uhr