Corona Noch viele Kinder und Jugendliche durch Pandemie psychisch belastet
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08. Februar 2023, 13:42 Uhr
Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie wirken bei vielen Kindern und Jugendlichen weiter nach. 73 Prozent sind noch immer psychisch belastet. Experten fordern die Politik zum Handeln auf. So sollen Hilfsangebote verstärkt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will unter anderem mehr Therapieplätze schaffen.
- Als Folge der Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben Essstörungen, Depressionen und Bewegungsmangel beim Kindern und Jugendlichen zugenommen.
- Arbeitsgruppe empfiehlt unter anderem, die schulpsychologischen Dienste auszubauen.
- Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will mehr Therapieplätze für Kinder und Jugendliche schaffen.
Die Folgen der Corona-Pandemie führen bis heute bei 73 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu psychischen Belastungen. Das geht aus dem Bericht einer Arbeitsgruppe hervor, den Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach vorgelegt haben und den das Bundeskabinett beschlossen hat.
Essstörungen und Bewegungsmangel haben zugenommen
Der Abschlussbericht stützt sich auf sechs Studien zur Kindergesundheit und Corona-Folgen, deren Ergebnisse bereits veröffentlicht sind. Demnach nahmen Essstörungen, Bewegungsmangel und Depressionen zu. Zudem wurden Verzögerungen in der sprachlichen, emotionalen und schulischen Entwicklung festgestellt sowie Ausbildungsunterbrechungen bei Jugendlichen. Wurde die soziale Herkunft berücksichtigt, fielen die Werte für benachteiligte Kinder deutlich höher aus. In dem Abschlussbericht wird der Politik empfohlen, insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Corona-Folgen stärker zu unterstützen. Es gehe darum, Langzeitfolgen zu verhindern.
Arbeitsgruppe empfiehlt mehr Psychologen an Schulen
Die Arbeitsgruppe gibt Empfehlungen in fünf Handlungsfeldern: Dabei geht es um frühe Hilfen schon ab der Geburt, Kindertagesbetreuung, Schulen, das Gesundheitswesen sowie Jugend- und Familienhilfe. So heißt es in dem Bericht, in der Pandemie sei deutlich geworden, "wie wichtig niedrigschwellige Beratungs- und Hilfsangebote vor Ort sind". Bei stärkeren psychischen Belastungen und psychischen Erkrankungen sei "die zügige Vermittlung in die Angebote des medizinischen Versorgungssystems wichtig". Außerdem empfiehlt die Arbeitgruppe "den Ausbau schulpsychologischer Dienste". Die Unterstützung falle häufig in den Aufgabenbereich von Ländern und Kommunen. Der Bund könne hier aber koordinierend und mit Finanzhilfen eingreifen.
Lauterbach: Schaffen mehr Therapieplätze für Kinder und Jugendliche
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte, er wolle unter anderem dafür sorgen, die Gesundheitsförderung zu verstärken und mehr Therapieplätze für Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Daher kümmern wir uns um einen schnelleren Zugang zur therapeutischen Versorgung. Wir stellen die Finanzierung der Krankenhausbehandlung für Kinder auf neue Füße und sorgen für eine bessere Vergütung von Kinderarzneimitteln.
Familienministerin will auch Kindern aus ärmeren Familien helfen
Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen erklärte, man wolle die Vorschläge der Arbeitsgruppe umsetzen und Betroffenen helfen. Kinder in beengten Wohnverhältnissen oder mit stark belasteten Eltern träfen die Corona-Folgen und zusätzliche Belastungen wie die Inflation besonders hart. Es dürfe nicht von persönlichen Ressourcen und dem sozialen Status der Familie abhängen, wie gut junge Menschen Krisen überstehen.
Es darf aber nicht von persönlichen Ressourcen oder vom sozialen Status der Familie abhängen wie gut junge Menschen Krisen überstehen. Wir sind als gesamte Gesellschaft gefordert, die Belastungen für junge Menschen abzumildern – besonders für diejenigen, die stärker belastet sind als andere.
Paus und Lauterbach verwiesen unter anderem darauf, dass der Bund in den Jahren 2023 und 2024 die Länder im Bereich Kindertagesbetreuung unterstütze. Im Bereich der Kinder- und Familienhilfe gebe es durch den Bund neu geschaffene Rechtsansprüche auf Beratung und Unterstützung. So könnten Kinder nun beim Jugendamt psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, ohne dass ihre Eltern darüber informiert würden.
epd, AFP (aju)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 08. Februar 2023 | 13:00 Uhr