Unternehmen Deutsche Wirtschaftsverbände sehen AfD nicht als konstruktiven Verbündeten
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11. Dezember 2023, 11:12 Uhr
Die AfD steht in Umfragen bei Rekordwerten. Nächsten Jahr stehen in Thüringen und Sachsen Wahlen an. Zunehmend stellt sich die Frage: Wie steht die Wirtschaft zur AfD? Tatsächlich sieht ein Großteil der deutschen Wirtschaftsverbände die AfD nicht als einen konstruktiven Verbündeten an. Anders könnte es aber bei Selbstständigen und Handwerkern aussehen.
- Ein Großteil der deutschen Wirtschaftsverbände beurteilt die AfD nicht als konstruktive politische Kraft.
- Unter Selbstständigen und Handwerkern dürfte die AfD mehr Anhänger haben.
- Weil für Unternehmen der Export und der Zugewinn ausländischer Fachkräfte wichtig ist, vertreten sie häufig andere Werte als die AfD.
"Wer Menschen ausgrenzt, begrenzt seine Möglichkeiten" oder "Wer sich abschottet, macht dicht" – das sind Sätze, die der Thüringer Jenoptik-Konzern derzeit auf Plakaten veröffentlichen lässt. Mitarbeiter werben darauf für eine offene und tolerante Gesellschaft.
Geschäftsführer Stefan Traeger sagt, man plakatiere bewusst in zwei Bundesländern: "Da stehen Landtagswahlen an im nächsten Jahr in Thüringen und in Sachsen. Das sind, glaube ich, schon sehr wichtige Wahlen. Da werden Richtungsentscheidungen getroffen. Deswegen ist jetzt eine gute Zeit, auch als Unternehmer zu sagen, welche Werte für uns wichtig sind."
Traeger, gebürtiger Thüringer, wird zum ersten Mal politisch so deutlich. Der Name AfD geht ihm zwar nicht über die Lippen, klar wird trotzdem, dass er deren Aufstieg problematisch findet.
Wirtschaftsverbände bewerten AfD negativ
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln wollte wissen, wie die großen Wirtschaftsverbände zur AfD stehen. Dafür hat Knut Bergmann mehr als 100 Verbandsgeschäftsführer befragt. Das Ergebnis: überraschend eindeutig. "Tatsächlich wird in der Befragung, die wir gemacht haben, die AfD nicht als konstruktive politische Kraft beurteilt. Ganz und gar nicht. Sondern da gibt es ausnehmend negative Stimmen. Tatsächlich gibt es kaum Verbände, die in irgendeiner Art und Weise Verbindungen zur AfD haben. Sie wird nicht als ein konstruktiver Verbündeter angesehen", sagt Bergmann.
Wenn der Verband Nordost-Chemie zum parlamentarischen Abend lädt, bleibt die AfD draußen. Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft hat die AfD sogar aus seinem politischen Beirat geworfen.
Allerdings: Wirtschaftsverbände sprechen nicht für jeden einzelnen Unternehmer. Gerade bei weniger gut organisierten Selbstständigen und Handwerkern dürfte die AfD viele Anhänger haben. Es ist nur schwer, sie vor ein Mikrofon zu bekommen. Ihre Standesvertretungen, die Kammern, schweigen. Eine schreibt: "Wir äußern uns nicht im politischen Kontext, da wir uns als unabhängig und unparteiisch verstehen."
Einer, der sich zur AfD geäußert hat, ist der Molkerei-Unternehmer Theo Müller. Auf sein Treffen mit Fraktionschefin Alice Weidel folgte ein Shitstorm. Wohl auch deswegen halten sich andere Sympathisanten zurück.
Weltoffenheit für Exportunternehmen Geschäftsgrundlage
Unterm Strich bleibt: Vor allem große Firmen mit Auslandsgeschäft beunruhigt der AfD-Aufstieg. Warum das so ist, formuliert die Geschäftsführerin des Verbands der Wirtschaft Thüringens, Ute Zacharias, diplomatisch: "Die AfD zeigt vorrangig Defizite auf und weniger Lösungen. Fakt ist auch, dass nicht nur Thüringen, sondern der Arbeitsmarkt bundesweit, aber in Thüringen ganz besonders, Fachkräfte braucht. Da müssen wirklich alle Potenziale gehoben werden. Dazu gehören auch ausländische Fachkräfte."
Zacharias begrüßt die Jenoptik-Kampagne für Offenheit und Toleranz. Auch Alexander Jakschik, Vorstandsvorsitzender des ostdeutschen Verbands der Maschinen- und Anlagenbauer sagt, sie treffe den richtigen Ton. Zur AfD wolle er sich als Verbandsvertreter nicht offiziell äußern. Als Privatmann und Unternehmer sehe er es so: "Ich glaube, dass es in Deutschland auch Potenzial für eine konservative Partei gibt, zumal auch die CDU in den letzten Jahren immer mehr in die Mitte gerückt ist. Aber eine Partei, die es nicht schafft, sich gegen rechtsextreme Strömungen abzugrenzen, ist schlichtweg nicht akzeptabel. Das ist eigentlich das Grundproblem."
Jakschik sagt, der Maschinenbau verkaufe 80 Prozent seiner Waren ins Ausland. Dieser Export schaffe hierzulande Wohlstand. Weltoffenheit sei für ihn deshalb Geschäftsgrundlage.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Dezember 2023 | 06:10 Uhr
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