Datensicherheit Das Risiko mit Überwachungstechnik aus China
Hauptinhalt
07. März 2023, 13:28 Uhr
An Bahnhöfen oder Flughäfen in Deutschland werden oft Überwachungskameras chinesischer Hersteller eingesetzt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, lässt der Bund auch sensible Bereiche mit Kameras von zwei Unternehmen überwachen, die Daten nach China weitergeben könnten. Wie sicher sind unsere Daten?
- Überwachungstechnik-Hersteller Hikvision arbeitet für chinesischen Staat.
- Das Bundesinnenministerium weiß von dem Daten-Risiko.
- Die Daten-Wege sind nur schwer nachzuverfolgen.
- USA und andere Länder sind vorsichtiger als Deutschland.
Hikvision arbeitet auch für chinesischen Staat
An Bahnhöfen oder Flughäfen in Deutschland werden Überwachungskameras chinesischer Hersteller eingesetzt. Die Kameras kommen von den Herstellern Hikvision und Dahua. Sie kosten zwischen 150 und 1.000 Euro und sind mit den modernsten Funktionen ausgestattet. Dazu zählen das Erkennen von Bewegungen, wie viele Menschen sich an einem Ort versammeln, auch Gesichtserkennung ist möglich.
Doch die Unternehmen sind für etwas anderes bekannt, sagt Malte Kirchner, Redakteur beim IT-Internetportal Heise Online. So sei die Firma Hikvision sehr eng verbunden mit dem chinesischen Staat und liefere die Überwachungstechnik an chinesische Behörden, um dort den öffentlichen Raum zu überwachen.
Kirchner zufolge werden in Deutschland von Hikvision etwa 60.000 Kameras genutzt, von Dahua etwa 18.000. Verwendet würden sie zum Beispiel im Nahverkehr oder bei der Polizei in Berlin, Hamburg und Hessen.
Bundesinnenministerium weiß vom Daten-Risiko
Die Geräte sind auch in der kritischen Infrastruktur im Einsatz, also an Flughäfen oder Bahnhöfen. Das zeigt eine Parlamentarische Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion. Sie hatte gefragt, ob die Kameras zum Einsatz kommen und wie die Regierung das bewertet. Die Antwort des Bundesinnenministeriums unter Nancy Faeser liegt MDR AKTUELL vor. Darin heißt es:
In den Bundesministerien und ihren nachgeordneten Behörden werden Überwachungskameras der chinesischen Hersteller Hikvision und Dahua in geringer Stückzahl eingesetzt.
Weiter heißt es in der Antwort: Allgemein gehe die Bundesregierung von einer engen Verbindung zwischen chinesischer Wirtschaft und chinesischen Sicherheitsbehörden aus. Dies zeige sich beispielsweise bei der bestehenden Verpflichtung für chinesische Unternehmen, mit den dortigen Nachrichtendiensten zusammenzuarbeiten. Das Risiko einer Einflussnahme sei also stets gegeben.
Wo landen die Daten?
Doch wie erkennt man, ob die Daten auch wirklich in China landen? Das sei nicht so einfach, meint der Heise-Online-Experte Kirchner. Man könne natürlich die Netzwerkaktivitäten prüfen. Administratoren in Unternehmen oder bei Behörden verfügten über die geeigneten Werkzeuge, um zu gucken, ob so ein Gerät Daten nur im lokalen Netzwerk Daten übertrage oder auch nach außen.
Es würde demnach auffallen, wenn so ein Gerät plötzlich größere Datenmengen an externe IP-Adressen sendet. Doch Kirchner erläutert. Dann müsse man natürlich auch schauen, was sind das für IP-Adressen? Und die seien nicht unbedingt in China. Die Speicherorte könnten auch in Europa oder den USA liegen.
Das Unternehmen kann natürlich auch Cloud-Speicher anmieten in der EU oder in den USA. Und dann können trotzdem Zugriffe aus China dann darauf erfolgen.
Die USA und andere Staaten sind vorsichtiger
In China hatte die Regierung immer wieder bestritten, Daten im Ausland durch die Kameras zu sammeln. Andere Länder haben bereits reagiert und die Kameras aus Regierungsgebäuden verbannt – darunter die USA, Großbritannien und Australien. Von einer Gefahr für Deutschland würde er aktuell noch nicht sprechen, meint Malte Kirchner. Aber es gebe ein Risiko. Weil man weitergegebene Daten nicht vollständig ausschließen könne.
MDR AKTUELL
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. März 2023 | 07:30 Uhr