Stasi-Akten 2012 im Archiv in Berlin 3 min
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Der Präsident des Bundesarchivs warnt vor unwiederbringlichen Verlusten

MDR AKTUELL Di 18.02.2025 06:37Uhr 03:15 min

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DDR-Geschichte Bundesarchiv warnt vor schlechter Lagerung von Stasi-Akten

18. Februar 2025, 05:00 Uhr

Noch immer lagern an den Standorten der ehemaligen Stasiunterlagenbehörden in Ostdeutschland über 15.500 Säcke mit Akten, die von der Stasi während der Wendezeit geschreddert worden sind. All diese Schnipsel müssen noch per Hand zusammengepuzzelt werden, um weitere Machenschaften der Stasi aufklären zu können. Was an Akten schon archiviert werden konnte, gehört seit vier Jahren zum Bundesarchiv. Dessen Präsident hat jetzt Alarm geschlagen: Er warnt vor einem Verlust der Akten.

Uta Georgi, Moderatorin, Autorin, Nachrichtensprecherin
Uta Georgi, Moderatorin, Autorin, Nachrichtensprecherin Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Auch mehr als 30 Jahre nach der Wende ist das Interesse an den Stasi-Akten groß. So gab es im letzten Jahr in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zusammen über 13.300 Anträge von Bürgern auf Einsicht in die Akten. In allen drei mitteldeutschen Ländern zusammen lagern 47 Aktenkilometer, wie es im Archiv-Deutsch heißt. Das entspricht einer Entfernung vom Leipziger Stadtzentrum bis zur Stadtmitte von Halle.

Bundesarchiv beklagt schlechte Lagerung von Akten

Allerdings drohen unwiederbringliche Verluste, weil die meisten Akten noch immer nicht fachgerecht gelagert werden. Michael Hollmann ist Präsident des Bundesarchivs, das seit 2021 zuständig ist für die Stasiunterlagen. Er sagt, es brauche zunächst einmal sogenannte fachgerechte Magazine. "Das müssen Magazine sein, die mit einem regulierbaren Klima so ausgestattet sind, dass wir Papier zu den konservatorisch günstigsten Konditionen aufbewahren können. Papier ist ohnehin ein zerfallendes Medium, da kann man gar nichts machen, aber man kann ihn aufhalten mit guten Magazinen."

Solche Magazine wiederum gebe es bisher an keinem der Standorte, die aus den ehemaligen Stasiunterlagen-Behörden hervorgegangen sind. Per Gesetz wurde vereinbart, dass in Mitteldeutschland Akten nur noch in Leipzig, Erfurt und Halle aufbewahrt werden sollen.

Baumaßnahmen lassen auf sich warten

Doch trotz guten Willens, so der Präsident des Bundesarchivs, komme man nicht voran: "Nehmen Sie Leipzig: Wir haben in Leipzig im letzten Jahr einen städtebaulichen Wettbewerb abgeschlossen, an dem das Bundesarchiv beteiligt war. Aber seitdem wird dieses Rad nicht wirklich weitergedreht. Ich bekomme auch nicht wirklich Aussagen darüber, warum das so ist." Vor Kurzem sei bei einer öffentlichen Veranstaltung die Aussage getroffen worden, es läge am Bundesarchiv, erzählt Hollmann. "Das hat mich ein bisschen sprachlos gemacht. An uns liegt es definitiv nicht."

Vielmehr liege der Eindruck nahe, so Michael Hollmann, dass versucht werde, den Schwarzen Peter hin und her zu schieben – zwischen Bundesarchiv, der Bundesbehörde für Baumaßnahmen sowie dem Kulturstaatsministerium, wo das Bundesarchiv angesiedelt ist. "Das Erschreckende ist, dass wir an diesem Punkt nicht wirklich weiterkommen und das Bundesarchiv bei der Erfüllung seiner Aufgaben aber darauf angewiesen ist, dass Randbedingungen geschaffen werden, die wir nicht selber schaffen können." Da habe sich in den letzten Jahren nicht viel getan, sagt Hollmann. "Und das ist etwas, das mir Sorge bereitet."

Verlust von Stasi-Akten wäre enormer Schaden für Gesellschaft

Man müsse jetzt zu klaren Aussagen kommen, fordert Hollmann. Ob an den Standorten endlich gebaut werden könne, wo die Stasiunterlagen archiviert werden sollen, wer das plane und wo das Geld dafür herkäme.

Würde das nicht gelingen, wäre der Schaden für die Gesellschaft enorm, sagt Hollmann: "Bei den Stasiunterlagen haben wir eine ganz besondere Überlieferung. Zum einen wird da die Unterdrückung, Bespitzelung und Benachteiligung von vielen Menschen dokumentiert, wo die Nachkommen dann keine Auskunft mehr über das Schicksal erhalten können. Als Gesamtgesellschaft verlieren wir damit die Möglichkeit, uns mit diktatorischen und autoritären Systemen kritisch auseinanderzusetzen; zu lernen, wie sie funktionieren und in dem Fall deutlich zu machen, dass eine autoritäre Herrschaft nicht irgendetwas ist, was man so auch erdulden kann, sondern dass das für die einzelnen Menschen und ganze Familien erhebliche Konsequenzen haben kann."

Es wäre fatal, so Hollmann weiter, in die Gesellschaft hinein ein Bewusstsein zu senden, dass diese Vergangenheit uns nicht mehr interessiere.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 18. Februar 2025 | 06:00 Uhr

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