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Wegen schlechter Unterbringung Sorge um Erhalt der Stasi-Akten
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07. Februar 2025, 12:07 Uhr
Das Bundesarchiv sorgt sich um den Erhalt der Stasi-Akten. Behörden-Chef Michael Hollmann sagte, man benötige dringend zusätzlichen Magazin-Raum. Sonst drohten unwiederbringliche Verluste allein als Folge mangelhafter Unterbringung. Das Stasi-Unterlagen-Archiv gehört seit 2021 zum Bundesarchiv mit Sitz in Koblenz.
- Das Bundesarchiv umfasst einen Aktenbestand von etwa 540 Kilometern
- Digitale Kommunikation stellt die Verwaltung vor eine Herausforderung
- Besonders schwierig ist die Rekonstruktion geschredderter Akten
Das Bundesarchiv benötigt nach Angaben des Präsidenten Michael Hollmann dringend zusätzlichen Magazinraum. "Wir haben unsere Kapazitätsgrenzen erreicht", sagte Hollmann in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Im Bereich des Stasi-Unterlagen-Archivs genügen die meisten Magazine auch nicht den archivfachlichen Standards." Allein wegen mangelhafter Unterbringung würden unwiederbringliche Verluste drohen.
Stasi-Archiv Das Stasi-Unterlagen-Archiv gehört seit 2021 zum Bundesarchiv. Das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR wurde am 8. Februar 1950, vor 75 Jahren, gegründet. Ab den 1960er-Jahren überzog die Stasi die ganze DDR mit einem Netz aus Dienststellen und Büros, offiziellen und Inoffiziellen Mitarbeitern, den sogenannten IMs. Sie sollten die eigene Bevölkerung überwachen und kontrollieren.
Das Bundesarchiv mit Hauptsitz in Koblenz bewahrt Akten, Fotos und Filme von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur jüngsten Vergangenheit auf. Laut Leiter Hollmann umfasst der laufende Aktenbestand derzeit circa 540 Kilometer. "Jedes Jahr kommen etwa 1,5 Kilometer neu dazu." Dazu verwaltet das Bundesarchiv einen wachsenden digitalen Bestand.
Digitale Kommunikation als Herausforderung
In der digitalen Kommunikation sieht Hollmann eine weitere Herausforderung: "Uns drohen erhebliche Überlieferungsverluste, was die Dokumentation von politischen Entscheidungen und Entwicklungen angeht." Diese seien nicht nur für das Archiv und die künftige historische Forschung dramatisch, sondern auch für die Gegenwart.
Kommunikation wie etwa die SMS, die Angela Merkel in ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin verschickte, landeten derzeit überhaupt nicht in seiner Behörde, "schon weil es zumindest bis vor kurzem keine Anwendungen gab, mit denen man die Social-Media-Konten in archivfähige Formate hätte überführen können", erläuterte Hollmann. Bisher gelte der Grundsatz: "Wenn etwas wichtig ist, dann muss es verschriftlicht und einer Akte zugeführt werden, die gegebenenfalls auch digital sein kann. In der Praxis findet das aber oft nicht mehr statt."
Früher war Kommunikation gleichzeitig auch Dokumentation.
"Früher war Kommunikation gleichzeitig auch Dokumentation", sagt Hollmann. "Das hat man mehr oder weniger über Bord geworfen, ohne etwas Neues an die Stelle zu setzen." Seiner Ansicht nach gefährde diese Entwicklung das Transparenzversprechen von Politik und Verwaltung und führe am Ende zu einem erheblichen Vertrauensverlust seitens der Bürger.
Rekonstruktion geschredderter Akten
In Berlin und anderen Bundesarchiv-Standorten in Ostdeutschland liegen immer noch 15.500 Säcke mit sogenannten vorvernichteten Materialien, also Akten, die von der Stasi während der Wende geschreddert wurden. Deren Rekonstruktion gestalte sich weiterhin mühsam, sagte Michael Hollmann. Die Schnipsel müssten bis auf weiteres immer noch von Hand zusammengepuzzelt werden, was eine eine extrem arbeitsintensive und schwierige Arbeit sei. Man bleibe aber weiter auf der Suche nach einem Verfahren, mit dem sich diese Arbeit beschleunigen ließe, so Hollmann.
KNA (ys)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Februar 2025 | 06:30 Uhr