Schüsse bei Razzia "Reichsbürger": Ermittlungen gegen Schützen von Reutlingen wegen versuchten Mordes
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22. März 2023, 20:46 Uhr
Nach Schüssen auf Polizisten bei einer Durchsuchung im "Reichsbürger"-Milieu in Reutlingen wird gegen den festgenommenen Schützen wegen mehrfachen versuchten Mordes ermittelt. Ein Beamter eines Spezialeinsatzkommandos war verletzt worden. Razzien fanden auch in Sachsen und weiteren Bundesländern statt. Es ging um die Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß, die einen Umsturz in Deutschland geplant haben soll.
- Bei einer Durchsuchung im Umfeld sogenannter Reichsbürger ist ein Beamter durch einen Schuss verletzt worden.
- In mehreren Bundesländern wurden laut Medienberichten diverse Objekte durchsucht, unter anderem in Sachsen.
- Die Razzien stehen in Zusammenhang mit der mutmaßlichen Terrorgruppe um den Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII. Prinz Reuß.
Nach Schüssen auf Polizisten bei einer Durchsuchung im "Reichsbürger"-Milieu in Reutlingen ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen den festgenommenen Schützen wegen mehrfachen versuchten Mordes. Die Karlsruher Behörde teilte am Mittwoch mit, der Mann habe die Polizisten im Wohnzimmer mit einer großkalibrigen Schusswaffe erwartet, dann sei es zu einem Schusswechsel gekommen. Dabei sei der Polizist am Arm getroffen worden.
Die Durchsuchung stand im Zusammenhang mit der am 7. Dezember aufgedeckten Gruppe mutmaßlicher "Reichsbürger", die einen Staatsstreich geplant haben sollen. Der mutmaßliche Schütze war bis dahin im Rahmen der Ermittlungen nicht tatverdächtig. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Neue Beschuldigte aus Sachsen
Die Einsätze richteten sich gegen fünf Beschuldigte, teilte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft mit. Bei ihnen bestehe der Verdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Sie stammten aus Chemnitz, München, der Region Hannover und der Schweiz. Insgesamt seien 20 Objekte in acht Bundesländern sowie in der Schweiz durchsucht worden. Es seien außerdem die Räumlichkeiten von 14 Personen durchsucht worden, die bislang nicht als Beschuldigte gelten, sondern als Zeugen.
Der "Spiegel" schrieb unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass bei einigen der Durchsuchten Waffen vermutet worden seien. Die ARD berichtet, dass einige von ihnen Polizisten oder Soldaten seien. Sie sollten teilweise weitere staatsfeindliche Gruppen gebildet haben.
Reichsbürger "Reichsbürger" sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Der Verfassungsschutz rechnete der Szene der "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" 2022 deutschlandweit etwa 23.000 Menschen zu, 2.000 mehr als im Vorjahr.
Die Generalbundesanwaltschaft bestätigte dem MDR, dass es in Sachsen Einsätze in drei Landkreisen gegeben hat: in Chemnitz, dem Erzgebirgskreis und dem Kreis Mittelsachsen. Im Freistaat richteten sich die Maßnahmen gegen einen Tatverdächtigen sowie vier weitere Personen, die möglicherweise als Zeugen in Betracht kommen.
Großeinsatz im Dezember
Im Dezember waren Polizei und Bundesanwaltschaft mit mehreren tausend Einsatzkräften gegen ein mutmaßliches Netzwerk aus Reichsbürgern vorgegangen. Diese sollen einen gewaltsamen Umsturz geplant haben. 25 Menschen wurden festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft. Unter ihnen ist der Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII. Prinz Reuß, der mutmaßliche Kopf des Netzwerks, außerdem die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete und vorläufig suspendierte Richterin Birgit Malsack-Winkemann.
dpa/AFP/MDR (ala)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 22. März 2023 | 19:00 Uhr