Einsparungen Könnte durch die Fusion der Krankenkassen Geld gespart werden?
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15. April 2025, 08:09 Uhr
Zu Beginn des Jahres sind erneut die Krankenkassenbeiträge gestiegen – und es wird wohl auch nicht die letzte Erhöhung sein, sind sich Experten einig. MDR-AKTUELL-Nutzerin Antje Siebert fragt sich deshalb, ob es nicht sinnvoller und effizienter wäre, wenn die Krankenkassen vereinheitlicht würden, damit gespart werden könne.
- Die Anzahl der Krankenkassen sinkt, aber es gibt immer noch 94 verschiedene.
- Der dadurch entstehende Wettbewerb kommt den Patienten zugute, da die Kassen konkurrenzfähig bleiben müssen.
- Durch eine Vereinheitlichung der Krankenkassen würde nur geringfügig gespart werden können, da die Aufgaben nicht weniger würden.
Vor knapp 150 Jahren gab es in vielen Orten oder Betrieben eigene kleine Krankenkassen. Zu Spitzenzeiten gab es fast 6.000. Über die Jahrzehnte fusionierten immer mehr Kassen, um wirtschaftlicher und effektiver arbeiten zu können. Kurz nach der Wende waren es noch 1.200. 2015 war nur noch ein Zehntel davon auf dem Markt.
Die Anzahl sinke noch weiter, erklärt Florian Lanz vom Verband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV): "In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Krankenkassen um 25 Prozent zurückgegangen. Wir sind jetzt bei 94 Krankenkassen und zum Jahreswechsel gab es schon wieder einen Rückgang."
Wettbewerb treibt Krankenkassen an
Lanz sagt, er glaube nicht, dass man eine optimale Anzahl an Krankenkassen festlegen könne oder solle. Auch wenn das Leistungsspektrum gesetzlicher Krankenkassen größtenteils identisch ist – es sei für die 75 Millionen Versicherten in Deutschland trotzdem ein Vorteil, dass ein Wettbewerb zwischen den Kassen existiere.
So müssten die Institutionen ihre Effizienz und ihren Service immer wieder weiterentwickeln, sagt Lanz: "Entscheidend ist doch, dass wir ein System haben, wo jede und jeder Versicherte sagen kann: 'Diese Krankenkasse gefällt mir nicht. Ich wechsle in eine andere Krankenkasse' – und dass es eine echte Wahlmöglichkeit gibt."
Kaum Einsparungen durch Fusion
Durch eine Vereinheitlichung der gesetzlichen Krankenkasse, wie es zum Beispiel in Dänemark oder Österreich organisiert ist, würden nur geringe Einsparungen erreicht, weiß Gesundheitsökonom Hartmut Reiners: "Die Verwaltungskosten würden sich durch eine Einheitsversicherung im Promille-Bereich verändern, weil die ganzen Aufgaben die gleichen bleiben." Man würde Vorstands-Etats und einige Leitungspositionen einsparen, aber die Abrechnungsaufgaben blieben bestehen und dafür müssten auch Beschäftigte her.
Bisher habe man durch Fusionen kaum Personalkosten einsparen können, erklärt Reiners. Eine Erhebung im Auftrag der Ärztezeitung zeigt, dass die Vorstandsgehälter mit rund 25 Millionen Euro pro Jahr zu Buche schlagen – klingt viel, das sind aber gerade mal 0,09 Prozent der Gesamtausgaben.
Gesundheitsökonom: Kassen sind effizient
Das Bild der Krankenkasse als träges Verwaltungsorgan würde den Kassen nicht gerecht. "Wenn alle im Gesundheitswesen so flexibel wären, was eigene Veränderungen anbelangt, wie die gesetzlichen Krankenkassen – ich denke nur an die Krankenhäuser beispielsweise – und wenn alle so sehr auf Effizienz getrimmt wären, dann hätten wir viele Probleme im Gesundheitswesen mit Sicherheit nicht", sagt Reiners.
Florian Lanz hofft darauf, dass die Hauptakteure des Gesundheitssystems – also Fachärztinnen und -ärzte, Krankenhausbetreiber, die Apothekenbranche und die Krankenkassen – mehr aufeinander zugehen. Er kritisiert, dass zu oft die Interessen der Branchenvertreter und nicht die Gesundheit der Patientinnen und Patienten im Fokus stehe.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. April 2025 | 08:22 Uhr