Analyse nach Regionen Wo das Grundwasser besonders sinkt
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26. Oktober 2022, 09:07 Uhr
In vielen Regionen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gibt es Probleme mit sinkendem Grundwasser. Eine Datenanalyse von MDR Data und CORREKTIV.LOKAL zeigt, dass die Werte so niedrig sind wie seit 30 Jahren nicht mehr. Grund ist vor allem der Klimawandel. Die Versiegelung von Böden wirkt sich außerdem negativ aus. Ein Überblick über die Grundwasserwerte für die Regionen in Mitteldeutschland.
- Die anhaltende Trockenheit wirkt sich aufs Grundwasser in Mitteldeutschland aus – wenn auch nicht überall. In Sachsen-Anhalt aber hat zuletzt ein großer Teil der Messungen den tiefsten Pegel der vergangenen 30 Jahre angezeigt.
- Anderswo, in Thüringen, zeigt ein Drittel der Messstellen einen teilweise stark sinkenden Trend des Grundwassers über die vergangenen 30 Jahre.
- Die Hälfte der Messtellen erreichen in Sachsen ihren tiefsten Grundwasserstand in den Jahren 2018 bis 2021.
Heiße Temperaturen, kaum Niederschlag – ein neuer Dürresommer liegt hinter Mitteldeutschland. Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Jahre hat dabei vor allem Auswirkungen auf das Grundwasser. So sank vielerorts in den vergangenen 30 Jahren der Grundwasserpegel, auch in Mitteldeutschland. Das zeigt eine gemeinsame Recherche von CORRECTIV.Lokal und MDR Data.
Gerade die Dürrejahre 2018 bis 2020 hatten demnach große Auswirkungen auf Messstände vieler Regionen. Durch industrielle Landwirtschaft und versiegelte Flächen kann der geringe Niederschlag zusätzlich nur bedingt versickern und kommt so nur schwer im Grundwasser an. Durch die Klimakrise veränderte Wetterlagen und eine zu kurze Regenerationszeit in den Wintermonaten behindern die Neubildung von Grundwasser zusätzlich.
Was sind Grundwasser und der Grundwasserstand?
Grundwasser ist eine unterirdische Trinkwasserquelle, die den Großteil des Wasserbedarfs in Deutschlands deckt. Deshalb wird die Qualität und Verfügbarkeit des Grundwassers über Messstellen systematisch überwacht. Der Grundwasserstand ist ein Element dieser Analysen. In der Langzeituntersuchung des Grundwasserspiegels lassen sich vor allem die klimatischen Auswirkungen beobachten, wie das Ausbleiben von Niederschlägen in Dürresommern. Der Grundwasserspiegel erholt sich nur sehr langsam. Oft dauert es Jahre bis er sich wieder auf Normalniveau einpendelt. Die Klimakrise beeinträchtigt die Grundwasserneubildung zusätzlich.
Abweichende Grundwasserpegel beeinträchtigen Ökosysteme und die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der Böden. Dabei lösen sowohl zu stark sinkende Grundwasserspiegel, als auch zu stark steigende Pegel negative Effekte aus. Wegen steigender Grundwasserstände können sich Vernässungserscheinungen entwickeln, während sinkende Grundwasserstände beispielsweise zu ausgetrockneten Böden führen.
In den folgenden Karten können Sie nachvollziehen, wie sich die Grundwasserstände in Ihrer Region entwickelt haben. Über das Menü "Trend der Zu- oder Abnahme wählen" können Sie die Kategorie der angezeigten Punkte bestimmen, beim Klick auf eine angezeigte Markierung in der Karte sehen Sie weitere Informationen.
Sachsen-Anhalt: Großteil der Grundwassermessungen haben tiefsten Pegel in vergangenen Dürre-Sommern
In Sachsen-Anhalt verzeichnen 345 der insgesamt 447 ausgewerteten Messstellen (77 Prozent) in den Jahren von 2018 bis 2021 den tiefsten Pegel der vergangenen 30 Jahre. Von diesen Dürrejahren haben sich die Böden noch nicht vollständig erholt.
An 105 Stellen (23 Prozent) sinkt der Trend des Grundwassers zusätzlich weiter, teilweise stark. Diese negative Entwicklung bestätigt auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt. Besonders in Regionen im Norden Anhalt-Bitterfelds bei Grimme und Reuden, in Magdeburg und um den Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger Heide bei Gardelegen zeigen die Messstellen ein stark sinkendes Grundwasser an. An 55 Stellen (12 Prozent) steigt das Grundwasser wiederum. Diese liegen vor allem zwischen den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld und Saalekreis.
Thüringen: Ein Drittel der Messstellen zeigt sinkendes Grundwasser
In Thüringen haben 123 der insgesamt 316 ausgewerteten Messstellen (39 Prozent) in den Jahren 2018 bis 2021 die tiefsten Messwerte. Diese Entwicklung setzt sich fort, so zeigen auch 2022 einige Messstellen das niedrigste Niveau seit Messbeginn. Beispielsweise nehmen die Pegel in Westthüringen und im Thüringer Becken weiter ab. An 99 Stellen (31 Prozent) sinkt der Grundwasserpegel im Bundesland, teilweise enorm. 42 Messstellen (13 Prozent) verzeichnen hingegen einen Grundwasserpegelanstieg.
Sachsen: Hälfte der Messtellen erreichen tiefsten Stand in vergangenen Jahren
184 der insgesamt 347 Messstellen Sachsens (53 Prozent) zeigten in den vier Analysejahren von 2018 bis 2021 ihre tiefsten Messstände an. An 70 Stellen (20 Prozent) sinkt der Grundwasserpegel. Wie der MDR im Frühjahr berichtete, gibt es in Sachsen eine historische Grundwasser-Dürre. Hier führten die Flüsse schon im März 50 Prozent weniger Wasser, noch vor dem diesjährigen Dürresommer.
Was sich im Juni schon in der Region nördlich des Nochtener Tagebaus bei Weißwasser ankündigte, ist jetzt auch in anderen Regionen sichtbar. An 46 Stellen (13 Prozent) wiederum steigt der Grundwasserstand sogar, besonders in der Region um Leipzig, Teilen Nordsachsens und des Landkreises Leipzig zeigen Messstellen einen stark steigenden Trend.
Über die Daten
Diese Recherche ist Teil einer Kooperation von MDR Data und CORRECTIV.Lokal. Das Netzwerk recherchiert zu verschiedenen Themen, darunter in einem Schwerpunkt langfristig über die Klimakrise. Weitere Infos gibt es auf der Website. Die Daten der Landesämter wurden für die Analyse statistisch bereinigt.
MDR (Julia Bartsch)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 26. Oktober 2022 | 05:00 Uhr
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