Geisterfahrer bei Starkregen, 2017
Wie kommt es zu Falschfahrern? Bildrechte: IMAGO / Andreas Gora

Hörer machen Programm Was passiert nach der Meldung eines Falschfahrers?

17. Oktober 2023, 05:00 Uhr

MDR-AKTUELL-Hörer Manuel Müller aus Leipzig hört häufig nachts und frühmorgens Radio. Dabei geben ihm die Verkehrsmeldungen zu Falschfahrern immer wieder Rätsel auf. Wenn eine Entwarnung gesendet wird, fragt er sich, wie es zu eigentlich dazu kommt: "Warum ist jemand kein Falschfahrer mehr? Hat der Fahrzeugführer es selbst gemerkt? Was geschieht mit den Menschen, die möglicherweise aus dem Verkehr gezogen wurden? Wie kann es überhaupt dazu kommen?"

Vor allem aus zwei Gründen geraten Menschen auf die falsche Spur der Autobahn, berichtet Olaf Hoppe, Sprecher der Polizei Leipzig: "Das eine ist Ortsunkenntnis, dass man also, weil man die Strecke nicht kennt, falsch auf die Autobahn auffährt. Und das andere ist eine gewisse – ich nenne es jetzt mal – Verwirrtheit, die bei manchen Autoführenden eintritt und man sich dann sozusagen nicht genau der Situation bewusst ist und so auf die Autobahn falsch auffährt."

Falschfahrer wird gemeldet – und dann?

Wenn das passiert, wählen meistens gleich mehrere Leute die 110. Innerhalb weniger Minuten gelangt die Warnung vom Lagezentrum oder der Notrufzentrale an das Innenministerium und von dort über den Verkehrswarndienst zu den Radiosendern und Navigationsgeräten, erklärt Hoppe. Auch bei der Polizei gilt dann höchste Warnstufe.

Das Kernproblem ist dabei: Wie findet man die Person, die verkehrt herum fährt? Hoppe erklärt: "Erstens ist natürlich die Meldung desjenigen, der einen Geisterfahrenden sieht, immer zum genau definierten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Alles, was danach ist, da bewegen sich ja alle Menschen weiter. Der Meldende ist möglicherweise schon woanders und auch der Geisterfahrende ist woanders und unsere Streifen sind zudem auch wo ganz anders. Und jetzt kommt es darauf an, wie ich welche Einsatzkräfte zur Verfügung habe, die also in der Spur mitfahren können und sich im Gegenverkehr nähern können. Und das muss man koordinieren."

Wie die Polizei auf Falschfahrer reagiert

Dafür werden eigene Streifen angefunkt und die von benachbarten Dienststellen. Wenn man Glück hat vielleicht auch ein Hubschrauber, der zufällig in der Gegend ist. Im besten Fall gelingt es einem Streifenwagen, eine Auffahrt zu nehmen, auf die sich der Falschfahrer zubewegt, und ihn dann abzupassen. "Dann ist ja der Streifenwagen zur Absicherung da, das heißt, er nimmt das Fahrzeug und den Fahrenden auf und versucht, den bis zum nächsten Parkplatz, bis zur nächsten Raststätte oder bis zur nächsten Abfahrt zu sichern und ihn schnellstmöglich von der Autobahn herunterzubringen."

Manchmal gelingt es auch, dem Falschfahrer von der anderen Spur aus Geleit zu geben, so Hoppe. Was die Polizei zu vermeiden versucht, ist, ihn zu verfolgen und so quasi selbst zum Falschfahrer zu werden.

Welche Strafe droht Falschfahrern?

Sind alle in Sicherheit, folgen die üblichen strafprozessualen Maßnahmen. Sprich: Kontrolle der Papiere. Dann die Frage, ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren, vielleicht Betäubungsmittel nach einer OP oder Übermüdung. Oder – wie in ganz seltenen Fällen – war es Absicht? Je nach Sachlage kann es zu einer Anklage kommen und dann zu einer Geldstrafe oder zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Trifft die Polizei dagegen keinen Falschfahrer an, gibt es eine Entwarnung. Und das ist mit Abstand das häufigste Szenario, berichtet Polizeisprecher Hoppe. Deshalb geht die Geschichte vom Falschfahrer auch in den meisten Fällen ohne Unfall zu Ende.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Oktober 2023 | 06:00 Uhr

Mehr aus Panorama

Nachrichten

Fotocollage mit Video
Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka, picture alliance/dpa | /Frank Rumpenhorst, MDR/Philipp Brendel , IMAGO/Newscom / GDA, IMAGO/Middle East Images, IMAGO / photothek, picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt, IMAGO/Middle East Images

Mehr aus Deutschland

Aktuell_XMas_Kaminofen 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK