Moderna Spikevax Impfstoff wird aus einem Kühlschrank entnommen.
Zu entsorgender Impfstoff stammt häufig vom Hersteller Moderna. Bildrechte: IMAGO / ANP

Coronavirus Was von der Pandemie übrig bleibt – und nun weg muss

03. Februar 2023, 13:03 Uhr

Corona-Schutzmaßnahmen laufen aus und es wird kaum noch geimpft: Das hat zur Folge, dass eingelagerte Impfdosen und Schutzausrüstung langsam ihr Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen. Was in der Hochphase der Pandemie bestellt wurde, muss jetzt teilweise vernichtet werden.

Es waren hitzige Diskussionen, die während der Hochphasen der Corona-Pandemie geführt wurden: Über volle Intensivstationen, über fehlende Masken und knappen Impfstoff.

Doch inzwischen ist es so: Impfstoff muss vernichtet werden, weil er abgelaufen ist und nicht mehr gebraucht wird. Das gilt auch für Schutzausrüstung. Allein in Sachsen wurden 235.000 Impfdosen verworfen, weil Haltbarkeitsdaten überschritten wurden und angebrochene Gefäße nicht vollständig verimpft werden konnten. Das teilte das sächsische Sozialministerium MDR AKTUELL mit.

In Thüringen waren es laut Thüringer Gesundheitsministerium 6.700 Fläschchen mit 65.000 Impfdosen. Betrachtet man die Daten genauer, fällt auf, dass vor allem die Impfstoffe von Moderna sowie die Biontech-Variante für Kinder von fünf bis elf Jahren vernichtet wurden: Sie machen in Thüringen 85 Prozent der vernichteten Impfdosen aus.

Optimale Beschaffung von Corona-Ausrüstung gelang nicht immer

Ein Junge wird von einer Ärztin mit dem BioNTech/Pfizer-Kinder-Impfstoff geimpft.
Der Impfstoff für Kinder von Biontech/Pfizer wurde besonders wenig nachgefragt und musste teilweise vernichtet werden. Bildrechte: imago images/photothek

Aus Sachsen heißt es vom Sozialministerium: Der Fokus bei der Beschaffung des Impfstoffes lag auf möglichst guter Verfügbarkeit bei möglichst geringer Vernichtung. "Diese Optimierung gelang aber nicht immer: Durch die wellenähnliche Entwicklung der Nachfrage, die oft nur schwer oder gar nicht vorhersehbar war, war die Planung und Beschaffung eine Herausforderung", teilte eine Sprecherin MDR AKTUELL mit. "So war die Nachfrage beispielsweise Ende 2021 sehr hoch und ließ dann bereits nach dem Jahreswechsel überraschend massiv nach."

Und noch ein Punkt sei zu berücksichtigen, so das Ministerium: Die Zahlen beziehen sich demnach nur auf die von den Ländern betriebenen Impfzentren, in Sachsen damit auf die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) vernichteten Impfdosen. Das DRK betrieb in Sachsen die Impfzentren des Landes. Viele Menschen ließen sich jedoch bei Haus- oder Fachärzten impfen. Wie viele Dosen hier vernichtet werden mussten, ist offen.

Die Datenlage in Sachsen-Anhalt ist unübersichtlich: Nach aktuellen Angaben des zuständigen Sozialministeriums ist eine allgemeine Aussage über nicht verbrauchte Impfstoffe nicht möglich, da eine zentrale Belieferung der öffentlichen Impfstellen durch das Land ab August 2021 schrittweise eingestellt worden sei. "In der Folge wurden die Impfstellen ausschließlich durch das Apothekensystem beliefert. Daher ist eine allgemeine Bilanz hier nicht möglich", heißt es von einer Ministeriumssprecherin. Die Antwort auf eine kleine Anfrage der Linken-Landtagsfraktion im September 2022 hatte jedoch bereits ergeben, dass rund 214.000 Impfdosen verworfen wurden.  

Masken und Schutzkittel: Medizinische Produkte werden vernichtet

Doch nicht nur Impfdosen wurden vernichtet. In Sachsen wurden auch rund 5,6 Millionen Schutzmasken entsorgt, weil ihr Ablaufdatum überschritten wurde. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Landtag, Susanne Schaper, kritisierte: "Auf der Packung steht 'mindestens haltbar bis' und nicht 'tödlich ab'". "Thermisch verwertet", sprich verbrannt, wurden nach Angaben des Sozialministeriums zudem 590.000 Schutzkittel.

Aus dem Thüringer Sozialministerium heißt es aktuell: "Momentan werden noch 53.200 OP-Masken gelagert, bei denen das Verfallsdatum überschritten ist." Entsorgt wurden demnach bereits etwa 330.000 Einweg-Schutzkittel, 4.700 Liter Handdesinfektionsmittel und rund 7.500 Liter Flächendesinfektionsmittel.

Das Sozialministerium in Magdeburg schreibt, es seien "noch keine durch das Land Sachsen-Anhalt beschaffte OP-Masken oder 'andere Verbrauchsgegenstände' vernichtet worden".

13,1 Milliarden Euro für Impfstoff

Zurück zum Impfstoff: In den drei Bundesländern zusammen wurden nach offiziellen Angaben also rund 450.000 Impfdosen entsorgt, vernichtet. Diese Zahl erscheint vergleichsweise gering, verglichen mit den Mengen an Impfstoff, die der Bund bisher vernichtet hat.

Zwei Flaschen mit dem Impfstoff Astra-Zeneca
Der Bund muss deutlich mehr Impfdosen vernichten. Bildrechte: MDR/Karina Heßland-Wissel

So sind allein in diesem Jahr rund 29,4 Millionen Dosen "zur fachgerechten Entsorgung bereitgestellt" worden, wie aus Recherchen des Bayerischen Rundfunks hervorgeht. Weitere rund 134 Millionen Impfdosen laufen innerhalb eines Jahres ab.

Experten sehen hier aber kein generelles Versagen der Politik. "Ein gewisser Teil davon hätte wahrscheinlich schon vermieden werden können", sagt Präventionsforscher Hajo Zeeb im Interview mit MDR AKTUELL. Man müsse aber bedenken, dass Impfdosen, Masken und andere Schutzkleidung zu einem Zeitpunkt hätten bestellt werden müssen, als nicht genau klar war, wie viel genau gebraucht werde und wie die Nachfrage sei.

Bleibt zum Schluss die Frage, ob die überschüssigen Impfdosen nicht hätten gespendet werden können. Darum bemühe man sich "selbstverständlich", hieß es aus dem Gesundheitsministerium auf Nachfrage der Tagesschau. "Das globale Angebot an Covid-19-Impfdosen übersteigt allerdings derzeit bei weitem die Nachfrage." Für die bisherige Impfstoffbestellung hat der Bund 13,1 Milliarden Euro ausgegeben.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 01. Februar 2023 | 21:45 Uhr

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