Tourismus Brocken, Fichtelberg, Inselsberg: Wem gehören eigentlich unsere Berge?
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30. Januar 2025, 15:04 Uhr
Der Fichtelberg steht vor dem Verkauf an einen privaten Investor. Die Brockenspitze will der Landkreis Harz erwerben. Beim Inselsberg gibt es mehrere Eigentümer. Wer verfolgt welche Pläne? MDR-Umschau-Autorin Katja Herr gibt einen kleinen Überblick.
Inhalt des Artikels:
- Viele Menschen denken, dass Berge generell dem Bund oder dem Land gehören. Das ist nicht so?
- Vom Fichtelberg in Sachsen wird berichtet, dass die Bergspitze an einen Privatmann verkauft wird?
- In Thüringen führt der Rennsteig über die Bergspitze des Inselsbergs. Wem gehört die?
- Wie sieht die Situation am Brocken in Sachsen-Anhalt aus?
Viele Menschen denken, dass Berge generell dem Bund oder dem Land gehören. Das ist nicht so?
Katja Herr: Nein, das war ganz erstaunlich bei der Recherche zu meinem Umschau-Beitrag, in dem ich über die Besitzverhältnisse der drei Bergspitzen berichte. Ich war auch davon ausgegangen, habe dann aber festgestellt: Das kann ganz unterschiedlich sein.
Wir haben teilweise kommunales Kreiseigentum. Wir haben Staatseigentum, wenn es sich um Nationalparks handelt. Es kann aber zum Beispiel sogar sein, dass man kirchliches Eigentum hat, wenn es um einen historisch gewachsenen Platz geht mit einer Kirche oben.
Vom Fichtelberg in Sachsen wird berichtet, dass die Bergspitze an einen Privatmann verkauft wird?
Katja Herr: Der Fichtelberg ist der höchste Berg in den neuen Bundesländern und jeder kennt ihn. Der Erzgebirgskreis, dem dort oben sehr viele Flächen gehören und der auch das Hotel besitzt, ist finanziell in Nöten. Im Februar 2024 gab es sogar eine Haushaltssperre. Da dachte sich die Kommune: "Das Haus kostet uns, die Anlagen. Es muss ständig investiert werden, veräußern wir es doch!"
Dabei hatte man bei der Fichtelberg-Schwebebahn und den Liftanlagen, die der Stadt gehören, schon eine Finanzierung auf die Beine gestellt. Eine Baugenehmeigung gab es auch, aber nicht die 20 Millionen, die das kosten würde. Rainer Gläß, ein regionaler Unternehmer aus der IT-Branche und seine Familie sind sehr finanzstark und an dem Projekt interessiert. Deswegen haben sich sowohl der Kreis und der Ort entschieden, an ihn zu verkaufen.
In Thüringen führt der Rennsteig über die Bergspitze des Inselsbergs. Wem gehört die?
Katja Herr: Das kann man eigentlich nicht mit einem Satz beantworten. Bei der Inselsbergspitze haben wir eine Situation mit drei Kommunen aus zwei Kreisen und mehreren Privatleuten oder Unternehmen wie die Deutsche Funkturm, eine Tochter der Deutschen Telekom. Denen gehört die Bergspitze. Das hat die Entwicklung auf dem Berg über Jahre stark gehemmt, weil jeder etwas anderes wollte.
Die Privatleute sind immer stark daran interessiert, dort Gastronomie und Infrastruktur zu entwickeln. Die Orte wollten ein naturnahes Konzept. Bad Tabarz hatte sich dann im Mai 2023 noch ein sehr wichtiges Stück dazugekauft zu den Gebieten, die es auf der Bergspitze schon hatte. Dann war man endlich handlungsfähig. Deswegen gibt es jetzt eigentlich einen ganz guten Plan, die Inselsbergspitze naturnah auszubauen: nicht so viele Gebäude, nicht so viel Gastro, sondern eher einen wunderschönen Picknickplatz. Eine Gaststätte ist natürlich oben vorhanden. Auf dieses Konzept haben sich jetzt alle geeinigt.
Wie sieht die Situation am Brocken in Sachsen-Anhalt aus?
Katja Herr: Dort geht es gerade um den Verkauf. Die Bergspitze, das heißt dieses ganze Plateau ganz oben, gehört im Moment zwei Banken, der NordLB und Harz-Sparkasse. Die wollen veräußern. Dort hat sich der Kreis, der Harzkreis, gemeldet. Sie sagen: "Wir wollen das unbedingt. Wir wollen dort oben etwas mehr Leute hinbringen, weil unsere Harzer Schmalspurbahn ein bisschen zu wenig Gäste hat. Wir locken mehr Gäste nach oben, die nutzen die Bahn. Dann haben wir dort eine Win-Win-Situation." Allerdings erhebt der Landesrechnungshof Sachsen-Anhalt Einspruch: " Der Harzkreis ist sehr hochverschuldet mit über 300 Millionen Euro. Deswegen raten wir dringend vom Kauf ab."
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 28. Januar 2025 | 20:15 Uhr