Mit bunten Buchstaben sind die Worte „Erzieher*in gesucht“ geformt, die an einem Zaun einer Kindertagesstätte im Stadtteil Sachsenhausen befestigt sind.
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Kita-Bericht Paritätischer sieht weitere Verschlechterung der Personalsituation in Kitas

03. Juni 2024, 14:55 Uhr

Im vergangenen Jahr haben in deutschen Kindertagesstätten 125.000 Erzieherinnen und Erzieher gefehlt. Das zeigt eine Untersuchung des Paritätischen Gesamtverbands. Der Fachkräftemangel sei damit die größte Ursache für weitere Probleme in den Einrichtungen, wie zum Beispiel die inklusive Betreuung von Kindern mit Behinderung.

Ungeachtet der Bemühungen der Politik bleiben fehlende Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen ein Problem. Zu diesem Ergebnis kommt der Paritätische Gesamtverband nach einer Befragung von Kitamitarbeiterinnen und -mitarbeitern. Durchschnittlich fehlen in jeder Kita demnach mehr als zwei Fachkräfte.

Das summiere sich aktuell auf 125.000 fehlenden Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung. Personalmangel führe zu zusätzlichen Überstunden und einer zunehmenden Überlastung der Mitarbeitenden. Damit drohten weitere Personalausfälle, in deren Folge Aktivitäten für Kinder und deren Förderung eingeschränkt würden. Das führt auch zu Problemen bei der Inklusion.

Kinder mit Behinderung besonders stark betroffen

Kinder mit Behinderung seien die besonders Leidtragenden in dieser Situation, erklärte Verbandsexpertin Juliane Meinhold. Fehlende personelle Ausstattung und lange Verfahren verhinderten, dass Kinder rechtzeitig die notwendige Unterstützung erhielten.

Das berichten auch Erzieherinnen und Erzieher aus Mitteldeutschland. Wie die Daten zeigen, haben die Kitas in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen nur selten zusätzliche personelle Kapazitäten, um zugunsten der Betreuung von Kindern mit Behinderung die Kinder in mehrere kleine Gruppen aufzuteilen. In Sachsen gaben 78,7 Prozenten der befragten Einrichtungen an, dieses Angebot nicht gewährleisten zu können. In Sachsen-Anhalt waren es sogar 85,4, in Thüringen 83,1 Prozent.

Durch eine gesetzliche Grundlage wird dem Bericht zufolge zumindest in Thüringen häufig eine zusätzliche Fachberatung für Inklusion in Anspruch genommen (51 Prozent). Das ist im Thüringer Kita-Gesetz (ThüKigaG) festgelegt.

Längere Öffnungszeiten im Osten

In den westlichen Bundesländern haben der Befragung zufolge lediglich sechs Prozent der Einrichtungen länger als zehn Stunden geöffnet. Sachsen-Anhalt führt den Bundesvergleich mit 91,8 Prozent an. In Sachsen bieten 78,4 Prozent der Einrichtungen eine solche Ganztagsbetreuung an, in Thüringen sind es 65,8 Prozent.

Personallücken im Westen noch größer

Kitas in westdeutschen Bundesländern haben jedoch nicht nur kürzere Öffnungszeiten, sondern aufgrund des Personalmangels auch weniger Plätze zur Verfügung. Wie aus dem Bericht hervorgeht, können in insgesamt 324 der befragten Einrichtungen (20 Prozent) insgesamt 4.126 Plätze nicht besetzt werden. Die meisten der betroffenen Kitas befänden sich in Westdeutschland.

Eine Hochrechnung des Berichts zeigt, bei einer Gesamtzahl von etwa 60.000 Kindertageseinrichtungen in Deutschland würden bundesweit in etwa 13.000 Einrichtungen bis zu 190.000 vorhandene Betreuungsplätze aufgrund des Fachkräftemangels nicht zur Verfügung stehen.

Mit dem 2019 auf den Weg gebrachten Gute-Kita-Gesetz hatte der Bund die Situation in Kindertageseinrichtungen flächendeckend verbessern wollen. Nach Angaben des Paritätischen Gesamtverbandes verschlechterten sich die Rahmenbedingungen zwischen 2021 und 2023 in den meisten Kitas stattdessen. Der Sozialverband fordert, zur Gewinnung von Fachkräften grundsätzlich kein Schulgeld in der Ausbildung mehr zu verlangen. Auch dürften Auszubildende nicht auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Zudem sei zusätzliches Personal in inklusiv arbeitenden Kindertageseinrichtungen und in Einrichtungen mit einem hohen Anteil von benachteiligten Kindern notwendig.

Der Kitabericht basiert auf einer Onlineumfrage, an der zwischen Mai und Juni 1.760 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kitas teilnahmen. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück erstellt.

AFP (amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Juni 2024 | 09:30 Uhr

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