WC-Karte Öffentliche Toiletten: So gut sind die Städte ausgestattet
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12. April 2024, 12:04 Uhr
Zu wenig und zu dreckig: Das zumindest kam bei einer Umfrage des MDR im vergangenen Jahr heraus. Daten zeigen nun: Die Verfügbarkeit von öffentlichen Toiletten ist in vielen Städten tatsächlich ein Problem, vor allem nachts. Eine Karte gibt einen Überblick, wie gut die Städte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgestattet sind. Es gibt auch Orte, die auf alternative Toiletten-Konzepte setzen.
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- Eine Karte zeigt die Standorte von öffentlichen Toiletten.
- Verwaltungsgebäude bieten zusätzliche Toiletten.
- Immer wieder wird Vandalismus in öffentlichen WC-Anlagen zum Problem.
Mehr als 300 öffentliche Toiletten gibt es in den größten Städten Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens. Das zeigt eine MDR-Umfrage unter allen Orten mit mindestens 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Hinzu kommen privat betriebene und geförderte Toiletten. Deutlich wird: Nicht überall gibt es gleich gute Möglichkeiten, sich zu erleichtern.
Etwa drei Viertel der Anlagen sind behindertengerecht oder zumindest eingeschränkt barrierefrei. Die meisten städtischen WCs sind zudem kostenlos. Bei rund zwei Drittel muss man nichts zahlen. Bei dem Rest kostet der Toilettengang zwischen 20 Cent und einem Euro.
Die interaktive Karte zeigt Toiletten in der Nähe. Neben der Auswahl der Stadt können verschiedene Filter eingestellt werden. Zoomen für Detailansicht.
Nachts deutlich weniger Toiletten in Städten verfügbar
Vor allem nachts wird es schwer, einen Ort für die Notdurft zu finden: Insgesamt sind in den befragten Städten nur etwa 70 Anlagen rund um die Uhr geöffnet. Die meisten schließen abends zwischen 18 und 22 Uhr und öffnen erst am Morgen wieder. Im Schutz der Dunkelheit wird dann vor allem das Wildpinkeln zur attraktiven Alternative.
Wildpinkeln: Mit dieser Strafe ist zu rechnen Das Urinieren in der Öffentlichkeit ist eine Ordnungswidrigkeit und verboten. Es wird mit einem Bußgeld geahndet. Wie hoch die Strafe ausfällt, hängt von der jeweiligen Kommune ab. Meist liegt das Bußgeld im zweistelligen Bereich. Manche Städte verlangen bis zu 5.000 Euro dafür. Unter Umständen könnte das Wildpinkeln aber auch den Straftatbestand "Erregung öffentlichen Ärgernisses" erfüllen. Dann wäre es eine Straftat. Die Folge: Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe.
Nur wenige Städte wie Dresden oder Erfurt haben eine Online-Übersicht über ihre öffentlichen Toiletten. Touristisch weniger erschlossene Orte wie Bitterfeld-Wolfen oder Merseburg bieten nur selten einen Überblick. Viele Toilettenanlagen sind bei Drittanbietern wie Google Maps nicht gelistet.
Über die Daten
Die angegebenen Standorte beruhen ausschließlich auf Selbstauskünften der Städte. Für die Vollständigkeit kann nicht garantiert werden.
Für Dresden wurden die Angaben auf Basis des Toilettenkonzeptes ermittelt. Dabei wurden zehn eigene Anlagen, 21 Verwaltungsgebäude, 18 wegfallende Anlagen sowie 13 neue Anlagen benannt. Von den 13 neuen Anlagen befinden sich sieben an den Standorten der wegfallenden Anlagen und sechs an neuen Standorten. Letztere werden noch errichtet.
Toiletten in Ämtern als zusätzliches Angebot
Für Städte gibt es auch andere Möglichkeiten, zusätzliche Angebote außerhalb eigener WC-Anlagen zu schaffen. An vielen Orten können Toiletten in Verwaltungsgebäuden wie Rathäusern oder Bürgerbüros genutzt werden.
Die Städte gehen unterschiedlich offen damit um: Einige Städte zählen diese Anlagen zu öffentlichen Toiletten. Andere dulden eine Nutzung lediglich oder erlauben sie nur bei einem Amtsbesuch.
Diese Städte erlauben oder dulden die Toiletten-Nutzung in öffentlichen Gebäuden:
Sachsen
- Dresden
- Leipzig
- Chemnitz
- Radebeul
- Freiberg
- Bautzen ("Ausnahme")
- Freital
- Hoyerswerda
Sachsen-Anhalt
- Magdeburg (je nach Einrichtung)
- Halle
- Stendal
- Bernburg ("im Notfall")
- Bitterfeld-Wolfen
- Lutherstadt Wittenberg
- Wernigerode
- Halberstadt
- Naumburg
Thüringen
- Erfurt
- Jena
- Weimar
- Mühlhausen
- Eisenach
Im Zweifel kann auch einfach vor Ort nachgefragt werden, ob die Toiletten in einem öffentlichen Gebäude frei zugänglich sind.
Leipzig hat die meisten WC-Anlagen
In Leipzig zeigt sich der Vorteil von Toiletten in Verwaltungsgebäuden: Durch WCs in Ämtern kann die Stadt ihr Angebot etwa verdoppeln. Ohne die Ämter verfügt die Stadt über 22 Anlagen – die meisten von allen Städten. Hier leben mit über 600.000 Einwohnern aber auch die meisten Menschen in Mitteldeutschland.
Pro Kopf hat Erfurt die beste Abdeckung unter den Großstädten. Auf 10.000 Einwohner kommt hier gerundet eine öffentliche Toilette. Kleinere Städte besitzen zwar meist insgesamt weniger Anlagen, doch verfügen häufig im Verhältnis zu Einwohnern über mehr Toiletten.
So gibt es im thüringischen Mühlhausen pro 10.000 Einwohner etwa 2,5 WC-Anlagen. In Wernigerode sind es sogar 3,1. Auf die Bevölkerung betrachtet, hat die Stadt damit die meisten WC-Anlagen in Mitteldeutschland.
Jena ist dagegen die Großstadt mit den wenigsten Toiletten. Es stehen nur 0,3 Anlagen pro 10.000 Einwohner zur Verfügung. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit, dass ein Ausbau geplant sei.
Dessau und Hoyerswerda sind die einzigen angefragten Städte, die keine eigenständigen Anlagen betreiben. Hoyerswerda ermöglicht zumindest den Zugang zu Toiletten in Verwaltungsgebäuden, Dessau macht hierzu keine Angaben. Zumindest im Rahmen der Bundesgartenschau 2035 will sich die Stadt Dessau mit dem Bau von WC-Anlagen befassen.
Wenig Überblick über private WC-Angebote
Neben dem städtischen Angebot gibt es auch eine Vielzahl von privat betriebenen Anlagen wie zum Beispiel Sanifair an Bahnhöfen. Allerdings hat keine Stadt eine vollständige Übersicht über die privaten Angebote.
Eine weitere Alternative ist die "Nette Toilette”. Hier arbeiten Städte mit Geschäften und Restaurants zusammen. Diese öffnen ihre Toiletten kostenlos – auch für Nichtkunden. In Mitteldeutschland machen unter anderem Dresden, Chemnitz, Erfurt oder Mühlhausen mit.
Was ist die "Nette Toilette"? Mehrere Städte in Deutschland beteiligen sich am Konzept der "Netten Toilette". Händler und Gastronomen stellen eigene sanitäre Anlagen für alle Personen bereit und erhalten dafür von der Stadt regelmäßig Geld. Reparaturen und Reinigung muss das jeweilige Geschäft übernehmen. Die Stadt spart dadurch Kosten, denn diese Form ist häufig günstiger als der Betrieb eigener Toilettenanlagen. Zu erkennen sind die “Netten Toiletten” an roten Aufklebern an den Einrichtungen.
Große Unzufriedenheit über Toiletten-Situation in Städten
Für die meisten Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es in den Städten nach wie vor zu wenige öffentliche Toiletten. Bei einer Umfrage des MDR im vergangenen Jahr waren 80 Prozent der Befragten mit der Toilettensituation unzufrieden.
Gerade ältere Menschen und Ortsfremde sind auf eine gute Toiletten-Infrastruktur angewiesen. Die Stadt Dresden als beliebtes Reiseziel hat deshalb beschlossen, zwei Millionen Euro in diesen Bereich zu investieren.
Bisher betreibt die Stadt zehn Anlagen selbst und bietet die Nutzung von 21 Anlagen in Verwaltungsgebäuden an. Weitere 18 Anlagen werden von den Werbefirmen Wall und Ströer betrieben – die Verträge sind jedoch Ende 2022 gekündigt worden. Dresden will in 2024 sieben der auslaufenden Standorte ersetzen und zusätzlich sechs neue bauen. Diese sollen barrierefrei und kostenlos sein; weitere Anlagen werden geprüft.
Hohe Kosten für Sauberkeit und durch Vandalismus
Mehr Standorte allein reichen nicht: Für Städte ist vor allem die Reinigung der öffentlichen Toiletten teuer. Sie müssen in ihrem Haushalt externe Firmen einplanen, die die Toiletten täglich reinigen.
"Wegen Vandalismus geschlossen" – Immer wieder werden öffentliche Toiletten beschädigt und müssen teilweise geschlossen werden. Aktuell ist deshalb die Anlage im Mehrgenerationenpark in Freital zu. In Gera ist die Toilette im Hofwiesenpark nach mehreren Vorfällen nur noch bei Veranstaltungen geöffnet.
In Halle sind gleich mehrere Anlagen stark betroffen. Nach Angaben des Pressesprechers müssen die Anlagen am Skatepark und in der Magdeburger Straße wegen Verschleiß und Vandalismus abgerissen werden. Ersatzneubauten hat die Stadt bereits in Auftrag gegeben.
Viele Städte bleiben auf diesen Kosten sitzen, weil Täter oft unerkannt bleiben. Die Stadt Erfurt musste im Jahr 2022 rund 40.000 Euro aufgrund von Vandalismus ausgeben.
MDR (Duc Hai Le)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. April 2024 | 08:30 Uhr
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