Welttoilettentag Vier Jahre vom Go zum Klo im Leipziger Lene-Voigt-Park

19. November 2023, 18:22 Uhr

Seit November stehen im Lene-Voigt-Park im Leipziger Osten zwei öffentliche Trockentoiletten, auch "Kompostklos" genannt. Sie benötigen keinen Anschluss an Wasser, Kanalisation und Strom. Gerade für den Winter sind sie also eine Möglichkeit, um Menschen barrierearmen und kostenfreien Zugang zu ermöglichen. Anlässlich des Welttoilettentages hat sich MDR SACHSEN-Reporterin Sina Meißgeier auf die Suche nach ihnen gemacht.

In einer MDRfragt-Umfrage für ganz Mitteldeutschland aus dem Sommer fanden 80 Prozent der Befragten, dass es insbesondere in den großen Städten an öffentlichen Toiletten mangelt. Zudem hielten rund zwei Drittel das Toiletten-Angebot an beliebten Ausflugszielen wie Parks oder Seen für unzureichend. Auch ich stelle unterwegs immer mal fest, dass der Toilettengang entweder ziemlich viel Kleingeld kostet oder einfach wegen dreckiger Verhältnisse sehr unangenehm ist.

Treffpunkt für Studierende

Es ist nun einige Jahre her, als ich das letzte Mal im Lene-Voigt-Park gewesen bin. Als ich noch Studentin der Uni Leipzig war, habe ich in der Nähe des Parks gewohnt und habe dort ab und an Zeit verbracht. Meine beste Freundin hat weit im Osten der Stadt gewohnt und ist immer mit dem Rad durch den Park zur Uni gekommen - der langgestreckte Park, der die Stadtteile Zentrum-Ost und Reudnitz verbindet, war also Teil unseres Alltags.

Der Lene-Voigt-Park trägt seit 2005 den Namen der bekannten sächsischen Mundart-Dichterin. Eröffnet wurde er noch von Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee im Jahr 2004.

Stadt Leipzig: Immer geöffnet und täglich gereinigt

Doch zurück zu den Toiletten: Die Stadt Leipzig biete mit den beiden Toiletten "ein inklusives und nachhaltiges Angebot für die große Nachfrage im Lene-Voigt-Park". Das sagte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal zuversichtlich bei der Aufstellung der Toiletten. Die Sanitäranlagen sind täglich 24 Stunden geöffnet und verfügen über einen Wickeltisch. Sie werden täglich gereinigt und die Sammelbehälter je nach Nutzungsaufkommen regelmäßig entleert, hieß es weiter.

Die Stadt Leipzig bietet mit den beiden Toiletten ein inklusives und nachhaltiges Angebot für die große Nachfrage im Lene-Voigt-Park.

Heiko Rosenthal Umweltbürgermeister der Stadt Leipzig

Auf der Suche nach den Örtchen

Als ich mich also zum Welttoilettentag in den Lene-Voigt-Park begebe, muss ich ihn erst einmal halb durchlaufen, bis ich auf das erste "Kompostklo" stoße. Es ist die Toilette der Brandenburger Firma Finizio und sieht auf den ersten Blick eher aus wie ein Wartehäuschen für den Bus. In jedem Fall ist es mit der blauen Farbe ein Hingucker. Drinnen ist es geräumig und sauber und es steht Desinfektionsmittel für Danach zur Verfügung.

Das zweite Häuschen der Schweizer Firma Kompotoi, die übrigens auch eine Zweigstelle in Leipzig haben, ist dagegen schwieriger zu finden. In seinem holzigen Braun passt es sich an diesem milden Herbsttag zu gut in die umliegende urbane Landschaft ein. Doch auch diese Toilette ist sehr sauber und es gibt sogar ein Waschbecken mit Wasser, das wahrscheinlich aus einem Tank bereitgestellt wird. Traurig ist, dass das Kompotoi-Häuschen schon im ersten Monat seiner Benutzung vollgesprüht ist mit Graffitti.

Was lange währt, wird ein Toilettenhäuschen - oder zwei

Der Entwurf für das Toilettenkonzept im Lene-Voigt-Park ist bereits im damaligen Doppelhaushalt 2019/2020 im Leipziger Stadtrat eingebracht worden. Im November 2019 kam dann das grüne Licht von den Stadtpolitikerinnen und -politikern. Vier Jahre später stehen also die ersten Toiletten. In diesem Fall ist laut Rosenthal vor allem den Mitgliedern des Stadtbezirksbeirats Südost zu danken. Sie hätten sich kontinuierlich für eine solche Sanitäranlage eingesetzt.

Pilotprojekt für Recyclingdünger

Die in den Toiletten gesammelten kleinen und großen Geschäfte werden im Rahmen des Forschungsvorhabens "zirkulierBAR" zu qualitätsgesicherten Recyclingdüngern aufbereitet. Bisher importierte konventionelle Dünger können so ersetzt, zudem Energie und Trinkwasser gespart werden.

Fazit: Eine schöne und saubere Idee, aber...

Der Gedanke, die beiden Öko-Toiletten würden den Park in seinem aktuellen Zustand attraktiver machen, hat sich leider nicht erfüllt. Ich war positiv überrascht über die Sauberkeit der Toiletten sowie über das Angebot von Menstruationsprodukten und der Wickeltischmöglichkeit. Dennoch ist der Lene-Voigt-Park aktuell kein attraktives Ausflugsziel. Denn auf dem Gelände nahe Gerichtsweg entsteht eine neue Sporthalle. Daran ändern auch zwei stylische Toiletten nicht viel.

Hinweis: Beide Toiletten befinden sich stadtauswärts gesehen auf der linken Seite des Lene-Voigt-Parks und sind über zwei Zugänge in der Reichpietschstraße zu erreichen.

Mehr aus der Region Leipzig

ein Mann im Gespräch 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mehr aus Sachsen