Tierschutz Stachelhalsband und Co: Was die neuen Tierschutz-Regelungen für Polizeihunde bedeuten

04. Januar 2023, 05:00 Uhr

Keine Stachelhalsbänder mehr für Polizeihunde. Das und weiteres schreibt die deutschlandweite Tierschutz-Hundeverordnung seit Anfang 2022 vor. Wie sich die Arbeit der Polizei mit ihren Hunden seitdem verändert hat und ob das den Tierschutzorganisationen weit genug geht.

Avanti ist ein lebhafter deutscher Schäferhund. Mit seinen 37 Kilogramm kann er seinem Gegenüber durchaus imponieren. Man solle ihn lieber nicht direkt ansprechen, rät Polizeioberkommissar und Hundeausbilder Maik Slupianek.

Wichtigste Änderung: Die Auswahl der Diensthunde

Avanti ist noch in Ausbildung, in ein paar Monaten wird er seinen regulären Dienst beginnen. Für Ausbilder Slupianek hat die neue Tierschutz-Hundeverordnung einiges verändert, erklärt er. Es mache sich dahingehend bemerkbar, dass sie den Ankauf der Diensthunde komplett umgestellt hätten.


"Wo wir früher ältere Hunde gekauft haben, die auch zum Teil schon wesentliche Fehlprägungen erlebt haben, oder wo es auch Beißvorfälle gab, oder Probleme in Familien, die aber wiederum die Diensthunde-Eigenschaften mitgebracht haben, die wir brauchen, haben wir früher auch diese Hunde angekauft. Und jetzt arbeiten wir vorrangig mit Welpen und Junghunden, wo es diese Fehlprägung halt nicht gibt."

Ab der 8. Woche kommen die Junghunde, nach einer Eignungsprüfung zu ihren Hundeführerinnen oder -führern. Aktuell seien 130 Hunde in Sachsen für die Polizei im Einsatz oder noch in Ausbildung, sagt Maik Slupianek.

Tierschutzorganisation: kaum Einblicke in Trainingsmethoden

Eine weitere Neuerung in der Tierschutz-Hundeverordnung verbietet es, konkret Stachelhalsbänder oder andere für die Hunde schmerzhafte Mittel bei der Ausbildung, Erziehung oder beim Training einzusetzen. Dazu möchte Hundeausbilder Maik Slupianek sich nicht äußern.

Tatsächlich gebe es recht wenige Einblicke in die Ausbildungsmaßnahmen der Polizeihunde, gibt Femke Hustert von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten zu bedenken. Ein Antrag der Polizei Niedersachsen, der Ende vergangenen Jahres beim Bundesrat eingereicht wurde, lege ihrer Meinung nach offen, wie es wirklich hinter den Kulissen aussieht. 

"Also schon ziemlich perfide, sie wollten erreichen, dass es im Tierschutzgesetz eine Ausnahme gibt, für Diensthunde, dass nämlich im Rahmen der Ausbildung oder des Einsatzes von Diensthunden doch erhebliche Schäden, Schmerzen oder Leiden zugefügt werden dürfen. Dieser Antrag ist glücklicherweise auf unseren Druck hin im Bundesrat gescheitert."

Polizei hielt sich in der Vergangenheit nicht an Tierschutzgesetze

Der Antrag zeige, dass Teile der Polizei in der Vergangenheit mit schmerzhaften Methoden gearbeitet und sich eben nicht an bestehende Tierschutzgesetze gehalten hätten, so die Tierschützerin. Auch Polizeihunde, als sensible und kluge Tiere, können durch schmerzhafte Bestrafungen traumatisiert und lebenslang geprägt werden, so Hustert. 

"Also aus unserer Sicht ist der Einsatz von Schutzhunden eigentlich generell abzulehnen, die Hunde sind ja auch im Einsatz, im aktiven Dienst, immer wieder in Gefahrensituationen, wo sie Gewalt erfahren, wo sie Schmerzen erleiden oder wo sie mit sehr hohen Stresssituationen konfrontiert sind."

Polizei hält dagegen: Hunde würden als wichtige Partner behandelt werden

Das sieht Polizeihundeausbilder Mike Slupianek anders. Für ihn ist die Arbeit mit seinem Hund eine Lebensaufgabe, das Wohl des Tieres stehe für ihn im Vordergrund. Schäferhund Avanti achtet genau auf die Anweisungen seines Ausbilders. Schon bald wird Avanti ihn als Schutzhund zu Einsätzen begleiten und vor Angriffen verteidigen, so Slupianek: "Durch seine uns überlegenen Sinnesorgane, kann er des Weiteren bei Objektdurchsuchungen eingesetzt werden um Täter aufzustöbern und dann auch anzuzeigen. Im Demogeschehen an sich kann er arbeiten. Also in jeder erdenklichen Standardmaßnahme, die wie haben, von Personen über Fahrzeugkontrollen, sollte er in der Lage sein, diese Dinge auch abzuleisten."

Einige von Avantis tierischen Kollegen hätten ihren Führern und Führerinnen schon das Leben gerettet. Verletzungen der Tiere bei Einsätzen würden sehr selten vorkommen, so Slupianek.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 04. Januar 2023 | 06:00 Uhr

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