Dunkle Regenwolken über der Ostsee
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Hohe Wassertemperaturen Rückkopplungskreislauf: Warum der Ostsee der Sauerstoff ausgeht

27. Dezember 2024, 10:33 Uhr

Die Nährstoffbelastung in der Ostsee nimmt ab. Dennoch zeigen neue Daten, dass diese Erfolge durch steigende Wassertemperaturen wieder zerstört werden. Grund ist ein Rückkopplungskreislauf.

Überdüngung und steigende Wassertemperaturen führen in der Ostsee zu Sauerstoffmangel in tieferen Wasserschichten. Wie eine Studie des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel ergab, verhinderte das zusehends wärmer werdende Gewässer, dass sich das Ökosystem trotz Verringerungen der Nährstoffbelastungen erhole. Eine Folge sei, dass sich die Sauerstoffminimumzonen weiter ausbreiteten.

Bakterien verbrauchen Sauerstoff, der nicht nachkommt

In der Studie wurde die bakterielle Biomasseproduktion in der südwestlichen Ostsee überprüft, teilte das Geomar mit. Diese Produktion beschreibt das Wachstum von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die unter anderem organische Nährstoffe abbauen und Sauerstoff verbrauchten – insbesondere in den unteren Wasserschichten und im Sommer, wenn die Ostsee wärmer ist.

Benno Fürmann 44 min
Bildrechte: MDR / Christian Werner
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Das Problem sei, dass sich die Meeresschichten kaum durchmischten, was den Sauerstoffaustausch behindere. Die Schichtbildung des Wassers werde durch höhere Wassertemperaturen in den oberen Ebenen der Ostsee verstärkt und dauere inzwischen bis in den Herbst an. Neuer Sauerstoff könne nur durch kräftige Wassereinströmungen aus der Nordsee, zum Beispiel durch Stürme, nachkommen.

Wassererwärmung zerstört Erfolge

In den vergangenen Jahren konnten laut dem Geomar die Zuflüsse vor allem von Phosphor- und Stickstoffeinträgen um 18 bis 22 Prozent verringert werden. Dennoch seien die Nährstoffeinträge immer noch zu hoch. "Starke saisonale Schwankungen bei Stickstoffverbindungen wie Ammonium deuten darauf hin, dass weiterhin zu hohe Mengen dieser Nährstoffe ins Wasser gelangen und Algenblüten anregen", sagte die Erstautorin der Studie, Helmke Hepach. An einigen Stellen bilden sich ganze Algenteppiche, wie die neue Doku des MDR "Ostsee am Limit" zeigt.

Bei einem Wintersturm  krachen meterhohe Wellen an den Leuchtturm in Sassnitz
Stürme können neuen Sauerstoff in die Ostsee bringen, wie hier in Sassnitz. Bildrechte: IMAGO / Jens Koehler

Zudem werde auch durch den Sauerstoffmangel bereits am Meeresboden gebundenes Phosphat wieder gelöst und auch Ammonium freigesetzt. Es entstehe ein Rückkopplungskreislauf. Die kleinen Erfolge bei der Nährstoffreduktion im Meer würden zudem durch die steigenden Wassertemperaturen wieder zunichtegemacht. "Im Moment gibt es noch keine Lösungen, wie diese so genannte interne Last langfristig reduziert werden kann. Mit der zunehmenden Häufigkeit von Sauerstoffmangelereignissen wird sich die Situation weiter verschärfen." erklärte Hepach. "Die zunehmende Erwärmung und die damit verstärkte bakterielle Aktivität haben langfristig schwerwiegende Folgen für das Ökosystem der Ostsee." Die Autoren empfehlen daher, die Überdüngung sowohl durch anorganische als auch durch organische Nährstoffe stärker zu reduzieren.

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Die Studie "Enhanced warming and bacterial biomass production as key factors for coastal hypoxia in the southwestern Baltic Sea" ist in "Scientific Reports" erschienen. Die Untersuchung wurde von Geomar im Rahmen des CREATE-Projektes durchgeführt.

dpa/idw/jar

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Ostsee am Limit - Perspektivwechsel mit Benno Fürmann | 23. Dezember 2024 | 19:15 Uhr

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