Kulturpalast Wilhelm Pieck in Bitterfeld.
Der Kulturpalast Wilhelm Pieck in Bitterfeld. Bildrechte: imago/Dieter Matthes

Paläste und Begegnungsorte Was könnte aus den ehemaligen DDR-Kulturhäusern werden?

19. November 2024, 11:52 Uhr

In der DDR gab es etwa 2.000 Kulturhäuser. Heute ist noch die Hälfte davon erhalten – teils im schlechten Zustand. Durch Vereinsarbeit könnten die ehemaligen Paläste als Begegnungsorte wiederbelebt werden und damit auch die architektonische Geschichte erhalten bleiben. Doch dafür braucht es staatliche Förderung.

Die Musik hallt durch den Raum. Gefühlt ganz Borstendorf ist Ende Oktober auf den Beinen. Der kleine Ort im Erzgebirge hat sein Kulturhaus zurück. Nach 20 Jahren findet wieder der erste Tanzabend statt. Auf die Beine gestellt hat das ein Förderverein um André Kaden.

"Es ist sehr gut angekommen. Es wurde sehr viel und intensiv getanzt", sagt Kaden und ergänzt: "Wir konnten auch die Temperatur dadurch ein bisschen steigern." Denn noch muss man sich im Kulturhaus warmtanzen. Eine Heizung gibt es nicht. Erstmal hat der Förderverein das Haus wieder an die Wasserversorgung anschließen lassen und Vandalismusschäden beseitigt.

Kulturhaus Borstendorf: Über Spenden finanziert

All das hat der Verein bisher mit Spenden finanziert. Mehr als 20.000 Euro haben André Kaden und seine Mitstreiter schon eingesammelt. Jetzt haben sie erste Förderanträge ans Landesamt für Denkmalpflege und die Deutsche Denkmalhilfe in Berlin gestellt.

Denn mit dem Kulturhaus haben sie noch viel vor. "Langfristig soll ein Begegnungscafé entstehen im Erdgeschoss und ein kleiner Laden für die Leute im Ort und drum herum", sagt Kaden. In den oberen Räumen wolle der Förderverein ein Schulsozialprojekt integrieren.

1.000 ehemalige Kulturhäuser gibt es noch

Das Haus ist eines von etwa 1.000 noch bestehenden ehemaligen Kulturhäusern aus der DDR. Manche werden weiter als Veranstaltungsort genutzt, wie das Kultur- und Kongresszentrum in Gera. Andere werden zu Wohnhäusern oder Büroräumen. Viele verfallen aber auch. Uta Bretschneider, Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig, sieht in ihnen ein ungenutztes Potenzial.

Sie haben das Potenzial, Orte der Begegnung zu sein.

Uta Bretschneider Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums

"Sie haben das Potenzial, Orte der Begegnung zu sein in Regionen, die sonst ja ein bisschen durch den Abbau von Infrastrukturen gekennzeichnet sind und wo es keine Läden mehr gibt und keine Kneipen mehr gibt", sagt Direktorin Bretschneider. "Da könnte so ein Kulturpalast natürlich wieder in Funktionen gesetzt werden."

Viele der Gebäude haben auch einen architektonischen Wert. Sie wurden in den Fünfziger und Sechziger Jahren gebaut im Stil des Neoklassizismus und der Ostmoderne.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es für die ehemaligen Kulturpaläste?

Auf einer Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung in Gera diskutieren Bretschneider und andere über die Entwicklungsmöglichkeiten der ehemaligen Kulturpaläste und -häuser. Aber auch über deren Geschichte. Dort wurde nicht nur getanzt und gefeiert, hier tagten auch Kreisleitungen. Orte, die dem kulturpolitischen Machterhalt der SED dienten.

Auch daran müsse erinnert werden, findet Bretschneider: "Vielleicht mit einer Gedenktafel, vielleicht mit einem QR-Code, der auf weitere Informationen führt." Doch sie sehe, das bei vielen Projekten die Geschichte des Hauses wenigstens auf einer Homepage dokumentiert werden. "Das ist ja schon mal ein erster Schritt."

Für das Kulturhaus in Borstendorf haben André Kaden und die anderen Vereinsmitglieder große Pläne. Demnächst wollen sie die alte Kegelbahn aus den Sechzigern wieder flott machen und zum ersten Kegelabend nach langer Pause einladen.

 

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. November 2024 | 06:54 Uhr

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