Unterwellenborn Neue Ideen zur Rettung des Kulturpalastes: Ein Hoffnungsschimmer?
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14. August 2024, 05:00 Uhr
In den Streit um die künftige Nutzung des Kulturpalastes in Unterwellenborn ist nach fünf Jahren wieder Bewegung gekommen. Bei einem öffentlichen Gespräch am Wochenende suchten Bürger und Eigentümer miteinander nach Lösungen.
Unterwellenborn im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt birgt mit dem vor über 70 Jahren erbauten Kulturpalast einen historischen Schatz, der seit Jahren im Dornröschenschlaf liegt. Einst pulsierendes Kulturzentrum für die Belegschaft des Stahlwerks Maxhütte in der DDR, steht das imposante Gebäude heute leer und verfällt zusehends. In das denkmalgeschützte Gebäude hat es jahrelang reingeregnet, der Putz bröckelt von der Decke, ein Teil ist inzwischen sogar einsturzgefährdet.
Vor allem in den letzten fünf Jahren haben sich die Fronten zwischen Eigentümer, Verwaltung und engagierten Bürgern verhärtet. Vor allem von Seiten des Eigentümers aus dem bayerischen Kronach, der das Gebäude in den 90er-Jahren erworben hatte, herrschte Funkstille, sehr zum Ärger der Unterwellenborner.
Doch jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen: Die Thüringer Staatskanzlei hat sich des Streits angenommen. So fand am Wochenende ein Bürgerbeteiligungsnachmittag, ein sogenanntes Werkstattgespräch, mit allen Akteuren und vor allem auch mit dem Eigentümer statt, das neuen Optimismus verbreitet.
Was bisher geschah
Vor allem die Mitglieder des Vereins "Kulturpalast Unterwellenborn" freuten sich, das Gebäude endlich wieder betreten zu können. Seit 2013 hatten sie die Räume des Kulturpalastes mit Festen gefüllt und mit eigenen Mitteln Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt. Auch Schuleinführungen fanden in den Räumen statt, erzählt Thomas Zill vom Förderverein - "bis 2019", fügt er hinzu.
In diesem Jahr untersagte der Eigentümer ohne offizielle Begründung die weitere Nutzung, erteilte Hausverbot und brach die Kommunikation mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ab. Auch vor Gericht wurde die Situation des Kulturpalastes zwischen dem Eigentümer und dem Landkreis als Denkmalschutzbehörde verhandelt. In einem Vergleich einigten sich beide Parteien auf bestimmte Sicherungsmaßnahmen seitens der Eigentümer.
Staatskanzlei bereitete Treffen ein Jahr lang vor
In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Fronten auf allen Seiten deutlich verhärtet, die Stimmung ist angespannt, bestätigen sowohl Thomas Zill vom Förderverein als auch Michael Hasenbeck von der Thüringer Staatskanzlei. Letzterer wertet es schon als Erfolg, dass die zerstrittenen Akteure wieder gesprächsbereit sind.
Ein Jahr lang hatte die Thüringer Staatskanzlei an dem Format der Werkstattgespräche gearbeitet. Eingeladen waren alle am Thema Interessierten. Die Resonanz war groß, ohne Voranmeldung wurde mancher an der Tür vom Organisationsteam abgewiesen, weil kein Platz mehr war. Viele Mitglieder des Fördervereins, der neue Bürgermeister von Unterwellenborn, André Gölitzer (parteilos), Landrat Marko Wolfram (SPD), Mitarbeiter des Landratsamtes, Vertreter der regionalen Wirtschaft wie des Stahlwerkes und ein Vertreter des Eigentümers fanden sich in der ehemaligen Bibliothek des Kulturpalastes ein.
Wie kann es mit dem Kulturpalast weitergehen?
Ziel des Treffens war es, kurz- und langfristige Perspektiven für das denkmalgeschützte Gebäude zu entwickeln. Michael Hasenbeck war es im Gespräch wichtig zu betonen, dass alte Streitigkeiten und Befindlichkeiten der Vergangenheit angehören. "Der Blick muss nach vorne gehen", sagt er. Deshalb sollen in den Gesprächen möglichst wenige Nutzungen ausgeschlossen werden.
Ideen sollen auf den Tisch. Dazu gab es in der Dialogwerkstatt verschiedene Thementische, an denen unterschiedliche Aspekte diskutiert wurden, darunter der Flächennutzungsplan der Gemeinde Unterwellenborn, die Rolle starker regionaler Partner wie die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und das Stahlwerk Thüringen, baurechtliche und denkmalpflegerische Gegebenheiten sowie mögliche kurz- und langfristige Zukunftsvisionen.
Konsens: Hauptsache überregional
Viele Optionen konnten auch deshalb diskutiert werden, weil der Kulturpalast über ein enormes Raumangebot verfügt. Um das Gebäude wirtschaftlich betreiben zu können, müssen viele Räume gefüllt werden: unter anderem ein großer Theater- und Kinosaal mit ca. 700 Plätzen, ein Musiksaal mit 320 Plätzen, ein Foyer mit 320 Plätzen, weitere Säle mit jeweils 120 Plätzen, zwei Restaurants, eine Bibliothek, mehrere Club-, Spiel- und Vortragsräume und eine große Küche.
Dem Anwalt des Eigentümers Dr. Michael Feldhahn war es wichtig zu betonen, dass eine Funktion allein nicht ausreicht und nicht von einer Gruppe allein getragen werden kann, sei es der Eigentümer, der Förderverein oder die Kommune. Landrat Marko Wolfram (SPD) hofft, dass durch eine solche Veranstaltung und die erneute Aufmerksamkeit vielleicht in naher Zukunft ein Investor gefunden wird.
Allein mit kulturellen Angeboten sei der Kulturpalast nicht zukunftsfähig. Dafür gäbe es im Städtedreieck mit dem Theater Rudolstadt, dem "Meininger Hof" in Saalfeld und der Stadthalle in Bad Blankenburg schon ein zu großes Angebot, wenn man die sinkende Einwohnerzahl des Landkreises bedenke.
Im Gespräch sei ein Europäisches Zentrum für Demokratieforschung, so Thomas Zill vom Förderverein. Dies könne dann zum Beispiel mit regionalen Angeboten wie Cafés, Tanzschulen oder Firmenräumen kombiniert werden. Alle Beteiligten sind sich während der Veranstaltung relativ einig: Eine überregionale Funktion und Lösung muss her, damit der Kulturpalast gerettet werden kann.
Wieder einmal ist es ein Anfang
Konkrete Ergebnisse brachte das Werkstattgespräch noch nicht. Wichtiger war am Ende das Zusammentreffen aller, denen der Kulturpalast am Herzen liegt, und der entstandene Dialog. Es war das, was angekündigt war: ein Auftaktgespräch. Welche der gesammelten Ideen tatsächlich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten, aber das Treffen hat gezeigt, dass es ein großes Interesse und Engagement für den Erhalt und die Revitalisierung des Kulturpalastes gibt. Der Dialog scheint wiedereröffnet.
MDR (ost)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Kultur am Sonntagabend | 11. August 2024 | 19:40 Uhr
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