WISSEN-NEWS Antarktis: Unbemanntes U-Boot bringt neue Erkenntnisse zur Gletscherschmelze
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01. August 2024, 10:44 Uhr
Ein autonomes U-Boot wurde zur Unterseite der Westantarktis geschickt. Dabei zeigte sich, dass die Fläche nicht glatt ist, sondern aus Gipfel- und Taleisformen mit Plateaus und sanddünenähnlichen Gebilden besteht.
Ein internationales Forscherteam hat das unbemannte U-Boot "Ran" der Universität Göteborg (Schweden) unter dickem Eis in der Antarktis eingesetzt. Dadurch wurden die ersten detaillierten Karten von der Unterseite eines Gletschers erstellt, die Aufschluss über den künftigen Anstieg des Meeresspiegels geben sollen.
Ran war so programmiert, dass es in den Hohlraum des Dotson-Schelfeises in der Westantarktis eintauchte und das darüber liegende Eis mit einem modernen Sonarsystem abtastete. 27 Tage lang fuhr das U-Boot insgesamt über 1.000 Kilometer unter dem Gletscher hin und her und drang dabei 17 Kilometer tief in den Hohlraum ein.
Satellitendaten derzeit nicht ausreichend
"Wir haben zuvor Satellitendaten und Eisbohrkerne verwendet, um zu beobachten, wie sich Gletscher im Laufe der Zeit verändern. Indem wir das Tauchboot in die Vertiefung navigierten, konnten wir hochauflösende Karten der Eisunterseite erstellen", erklärt die Hauptautorin Anna Wåhlin (Universität Göteborg) in einer Pressemitteilung. "Es ist ein bisschen so, als würde man die Rückseite des Mondes sehen."
Die Ergebnisse: Der Gletscher schmilzt dort schneller, wo starke Unterwasserströmungen seine Basis erodieren. Mit dem Tauchboot konnten zum ersten Mal die Strömungen unter dem Gletscher gemessen werden. Dadurch konnte nachgewiesen werden, warum der westliche Teil des Dotson-Schelfeises so schnell schmilzt.
Die Oberfläche ist zudem nicht glatt, sondern es gibt Gipfel- und Taleisformen mit Plateaus und sanddünenähnlichen Gebilden. Die Forscher stellen die Hypothese auf, dass diese durch fließendes Wasser unter dem Einfluss der Erdrotation entstanden sein könnten. Das Team entdeckte auch Hinweise auf eine sehr hohe Schmelze an vertikalen Brüchen, die sich durch den Gletscher ziehen.
"Es ist klar, dass viele frühere Annahmen über das Schmelzen der Gletscherunterseiten nicht zutreffen. Die derzeitigen Modelle können die komplexen Muster, die wir sehen, nicht erklären", so Wåhlin. Die Daten helfen dabei, die Satellitenüberwachung zu kalibrieren. "Wir brauchen bessere Modelle, um vorherzusagen, wie schnell das Schelfeis in Zukunft schmelzen wird."
Links/Studien
Die Studie wurde am 31. Juli 2024 in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht: Swirls and scoops: Ice base melt revealed by multibeam imagery of an Antarctic ice shelf (Strudel und Schaufeln: Mehrstrahlbilder eines antarktischen Schelfeises zeigen das Schmelzen der Eisbasis).
pk
Dieses Thema im Programm: MDR+ | Thomas Junker unterwegs - Tief im Süden | 23. November 2023 | 19:50 Uhr
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