Trump und Musk wollen zum Mars
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Trumps Raumfahrtpläne Fliegen wir am Mond vorbei?

16. Februar 2025, 05:00 Uhr

Erst wollte Donald Trump zum Mond fliegen. Das Artemis-Programm wurde geboren. Doch mittlerweile ist unklar, ob Trump die Pläne weiterverfolgt oder lieber auf dem Mars eine US-Flagge sehen will.

Porträtfoto von Patrick Klapetz
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Während seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump den Mond als das große Ziel der US-Raumfahrtbehörde Nasa festgelegt. Das Artemis-Programm soll die Menschheit dauerhaft zum Mond bringen und ihn quasi kolonisieren.

Während einer Wahlkampfrede am 9. Oktober 2024 in Reading (Pennsylvania, USA) versprach er dann: "Wir werden die Welt im Weltraum anführen und den Mars vor dem Ende meiner Amtszeit erreichen." Bei seinem Amtsantritt sagte er, ohne einen konkreten Zeitplan zu nennen und mit Bezug auf die US-Flagge (Stars and Stripes), dass amerikanische Astronauten "die Sterne und Streifen auf dem Planeten Mars pflanzen" werden.

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin Tajmar
Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin Tajmar Bildrechte: Christian Hüller/ TU Dresden

Milliardär Elon Musk (SpaceX, Tesla) ist mittlerweile einer der engsten Vertrauten von Trump, hat dessen Wahlkampf mit 277 Millionen US-Dollar unterstützt und dafür einen der Vorsitze in der neu gegründeten Doge-Abteilung für Regierungseffizienz erhalten. Musk selbst will die Menschheit auf dem Mars sehen, der Mond ist nur Nebensache.

Musks "Einfluss ist offensichtlich sehr hoch. Trump hat den Mars sogar in seiner Antrittsrede erwähnt", erklärt Martin Tajmar, Experte und Professor für Raumfahrt an der TU Dresden, gegenüber MDR WISSEN. Ob die USA nun weiterhin zum Mond fliegen oder den Mars ins Visier nehmen, das kann bisher nicht beantwortet werden.

Alles ist möglich und ohne neuen Nasa-Chef, der eine Ansage macht, in welche Richtung es geht, ist das alles unvorhersehbar.

Martin Tajmar, TU Dresden

Angespannte Situation für Boeing und Nasa

Der aktuelle US-Haushalt ist bislang nicht beschlossen. Die Situation ist angespannt. Für die U.S. Space Force ist bereits klar, dass sie mit weniger Geld auskommen muss. Die Budget-Pläne für die Nasa stehen noch aus. Das US-amerikanische Luft- und Raumfahrtunternehmen Boeing bereitet sich aber schon auf Stellenstreichungen vor.

Das SLS-Programm könnte gestrichen werden. Mit der Megamondrakete soll(t)en die Astronauten des Artemis-Programms ins Weltall gebracht werden. Doch ein Raketenstart kostet mehr als vier Milliarden US-Dollar.

"Ich persönlich erwarte zu 80 Prozent eine Streichung des Programms. Es ist viel zu teuer und kann tatsächlich wesentlich besser von SpaceX, Blue Origin und Co. durchgeführt werden", erklärt Raumfahrtexperte Tajmar. Boeing hat seine Mitarbeiter bereits vorgewarnt, dass die Hälfte der 800 Stellen im SLS-Programm vermutlich gestrichen wird.

Bei Boeing läuft es jetzt schon seit einiger Zeit unrund – der Spirit der frühen Jahre ist schon lange vorbei, als man den Konzern auf Gewinne umstrukturiert hat.

Martin Tajmar, TU Dresden

Im Luftfahrtsektor gab es zuletzt einige Pannen. Und auch die Starliner-Raumkapsel hatte nicht nur auf dem Hinflug zur Internationalen Raumstation ISS Triebwerksprobleme. Auch beim Rückflug kam es wieder zu Problemen. Das geht aus dem jährlichen Kontrollbericht vom Aerospace Safety Advisory Panel (ASAP) zur Einstufung der Sicherheit der Nasa hervor.

CST-100 Starliner an der ISS
Der Starliner von Boeing hatte auch bei der Rückkehr zur Erde Probleme. Bildrechte: Nasa

Es ist also unklar, ob der Starliner alle geplanten Missionen zur ISS bis zu ihrem Ende im Jahr 2030 durchführen kann und überhaupt Profit abwerfen wird. In dem aktuellen Jahresbericht kommt Boeing für das Jahr 2024 auf einen Verlust von 11,83 Milliarden Dollar, bereits 2020 kam es nach zwei Flugzeugabstürzen in den Jahren zuvor mit 346 Toten zu einem Minus von zwölf Milliarden US-Dollar. "Ob man das mit Einsparungen oder einer Neuausrichtung angehen wird, muss das Boeing-Management entscheiden", sagt Tajmar.

Was passiert nach dem Ende des SLS-Programms?

Falls das SLS-Programm tatsächlich gestrichen wird, würde ein weiterer Start der Megamondrakete keinen Sinn ergeben. Auch wenn diese gerade zusammengebaut wird. Wie das Orion-Raumschiff dann ins Weltall gebracht werden kann, ist derzeit unklar.

Die SLS-Rakete und das Orion-Raumschiff der NASA rollen am Dienstag, den 16. August 2022, vom Vehicle Assembly Building zum Komplex 39B im Kennedy Space Center in Florida.
Die SLS-Rakete und das Orion-Raumschiff der NASA rollen am Dienstag, den 16. August 2022, vom Vehicle Assembly Building zum Komplex 39B im Kennedy Space Center in Florida. Bildrechte: IMAGO/UPI Photo

Laut Tajmar könnte es aber eine Alternative geben: "Schon jetzt bringt SpaceX mit der Crew-Dragon Astronauten ins All. Eventuell könnte die Crew-Dragon auch auf einer Falcon-Heavy fliegen, und dann braucht man keine SLS mehr für den Flug zum Mond." Zwar müsste das noch getestet und qualifiziert werden, es würde aber vermutlich nur einen Bruchteil der SLS-Kosten verursachen. Bisher wird die Crew-Dragon mit der kleineren Falcon-9-Rakete ins All gebracht.

Eine andere Möglichkeit wäre das Starship, mit dem Musk die Astronauten der Artemis-III-Mission ohnehin zur Mondoberfläche bringen soll. Doch das Vorzeigeraumschiff von SpaceX hat immer noch Probleme, und es ist unklar, wann die ersten Menschen mit dem Starship fliegen können. Aber "es kann sein, dass es schon in zwei Jahren so weit ist", gibt sich Tajmar optimistisch.

Der Mond oder doch der Mars?

Wohin es dann geht, das kann der Raumfahrtwissenschaftler nicht sagen. Das Artemis-Programm besteht aus vielen internationalen Kooperationen mit Europa, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kanada, Japan und vielen anderen Partnern. Deutschland liefert etwa das Antriebs- und Servicemodul EMS für das Orion-Raumschiff; und Jena Optronik den Star-Tracker, ein Navigationssystem fürs All. Und in Freiberg an der Bergakademie wird an der Besiedelung des Monds geforscht,

Dass Trump wegen internationaler Kooperationen an Artemis festhält, glaubt Tajmar nicht: "Im Gegenteil – America first, was die anderen machen …" Dennoch macht das Mondprogramm Sinn. Am Mond können die nächsten Schritte für eine Kolonie auf dem Mars getestet werden.

Dazu gehören Technologien für den 3D-Druck von Habitaten, Lebenserhaltungssysteme, Kommunikationswege und die Produktion von Nahrung. Die Erforschung der Strahlungsbelastung ist ebenfalls ein wichtiges Feld, das das Leben von Astronauten auf anderen Himmelskörpern maßgeblich beeinflusst.

Bei astronautischen Missionen wäre man innerhalb von drei Tagen wieder auf der Erde, falls es etwa zu einem medizinischen Notfall kommen sollte. Einen klaren Vorteil hat der Mars jedoch, sagt Tajmar, dort "ist die Schwerkraft höher, was für Menschen besser ist".

eine Rakete 6 min
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Wie könnten wir Menschen auf anderen Planeten überleben? Science-Fiction-Autoren aber auch Wissenschaftler haben sich mit diesen Fragen beschäftigen. Und sie haben teilweise auch schon spannende Antworten!

Mo 28.03.2022 15:48Uhr 06:29 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/artemis-leben-auf-mond-und-mars100.html

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Odyssee ins Ungewisse

Ob die USA nun einen Kurswechsel wagen oder nicht, bleibt abzuwarten. "Das mit Elon Musk und dem Mars ist sicher etwas Persönliches, das ist nicht unbedingt jetzt gleich notwendig." SpaceX könnte das aber in ein paar Jahren realisieren, und das Starship wird genau dafür gebaut. Alternativen gibt es derzeit keine – zumindest nicht zeitnah.

Die Reise zum Mars wird etwa sechs Monate dauern. Bei der ersten Mission in zwei Jahren könnte "vermutlich ein Tesla Optimus Roboter" mitfliegen – in vier Jahren dann die ersten Menschen. Wenn Musk "das Budget hat und den Papierkrieg abschafft, kann er es schaffen". Die derzeitige Einstellung vieler Amerikaner ist laut Tajmar ohnehin: "Wir waren schon auf dem Mond, wozu nochmals? Dann gleich zum Mars."

Zumindest schrieb Jared Isaacman nach seiner Nominierung zum Nasa-Administrator auf der Social-Media-Plattform X: "Amerikaner werden auf dem Mond und dem Mars spazieren gehen und dadurch das Leben hier auf der Erde verbessern." Das war aber am 4. Dezember 2024. Erst nach seiner Vereidigung – bisher ist unklar, wann das sein wird – kann er Licht ins Dunkel der Raumfahrtpläne des "Land of the Free" bringen.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 07. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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