Die Argonaut-Landefähre der Esa auf der Mondoberfläche (Illustration)
Die Argonaut-Landefähre der Esa auf der Mondoberfläche (Illustration) Bildrechte: ESA, ATG

Argonaut Europa plant seine eigene Mondlandung – besser spät als nie

01. Februar 2025, 05:00 Uhr

Mit der Unterzeichnung des Argonaut-Programms geht Europa auf Aufholjagd im Rennen zum Mond. Um bei den ganz Großen mitzumischen, muss die Esa noch ein wenig mehr Gas geben. Argonaut und Moonlight sind ein guter Anfang.

Porträtfoto von Patrick Klapetz
Bildrechte: privat

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben es getan, Russland ist es gelungen, Japan schaffte es erst kürzlich, sogar China und Indien waren erfolgreich darin – und auch ein kommerzielles Unternehmen aus den USA kann eine sichere und sanfte Mondlandung für sich verbuchen. Und was machen die Europäer?

Sie beteiligen sich zwar an Mission wie dem Artemis-Mondprogramm der USA, doch aus eigener Kraft ist die europäische Raumfahrtbehörde Esa noch nie auf dem Mond gelandet.

Das soll sich mit dem Argonaut-Programm ändern. Ab Anfang des nächsten Jahrzehnts soll das Raumfahrzeug zum Trabanten aufbrechen. Und das nicht nur einmal, sondern regelmäßig.

Eine fünfjährige Unterstützung für eine florierende Mondinfrastruktur

"Argonaut wird in der Lage sein, fünf Jahre lang die harten Mondnächte und -tage zu überstehen, und damit eine wichtige Voraussetzung für die nachhaltige Erforschung des Mondes schaffen", schreibt die Behörde in einer Pressemitteilung vom 30. Januar 2025. Wie oft die Mission innerhalb ihrer fünfjährigen Missionsdauer zum Trabanten aufbrechen wird, ist unklar.

Die Argonaut-Missionen der Esa als Versorungsschiffe für Astronauten auf dem Mond
Die Argonaut-Missionen der Esa als Versorungsschiffe für Astronauten auf dem Mond Bildrechte: ESA, ATG

Klar ist, dass das Argonaut-Programm möglicherweise bei der Bereitstellung einer Mondinfrastruktur helfen kann. Dazu gehört die Lieferung von wissenschaftlichen Instrumenten, Fahrzeugen und Technologiedemonstrationen. Die Landefähre soll lebenswichtige Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Luft für die Astronauten auf die Mondoberfläche transportieren – entweder direkt auf die Oberfläche oder zum Lunar Gateway, einer fliegenden Raumstation in der Umlaufbahn des Trabanten.

"Argonaut ist Europas autonomer Zugang zum Mond", schreibt die Esa auf ihrer Internetseite. Dabei lässt sich die Behörde offen, ob das Argonaut-Programm in die Artemis-Missionen eingebunden wird, bei denen die USA federführend sind, oder ob es ein eigenständiges Projekt bleibt. Zumindest soll es der europäische Beitrag zur Exploration des Mondes sein und eine Ergänzung zu Artemis und kommerziellen Missionen sein.

Das Argonaut-Programm wird Realität

Anfang 2025 wurde der Argonaut-Vertrag von der Esa und dem Entwicklerteam für Projekt "Argonaut Lunar Descent Element" (LDE; dtsch.: Argonaut Mondlandeelement) unterzeichnet. Die Thales Alenia Space in Italien, dem Vereinigten Königreich und Frankreich sowie das Bremer Unternehmen OHB sind für die Landefähre verantwortlich und entscheiden bis Ende 2026, welche Industriepartner am Bau beteiligt werden.

Bis zum Jahr 2030 soll die Landefähre für die erste operationelle Mission ausgeliefert werden. Argonet soll erstmals im Jahr 2031 mit einer europäischen Ariane-6-Rakete ins Weltall befördert werden, um von der Erdumlaufbahn auf direktem Weg zum Trabanten aufzubrechen.

Start der Ariane 6 Rakete der Esa am 9. Juli 2024 in Kourou
Start der Ariane 6 Rakete der Esa am 9. Juli 2024 in Kourou Bildrechte: Esa

Eine Argonaut-Mission könnte vom Start bis zur Landung zwischen einer Woche und einem Monat dauern. Entscheidend dafür werden die gewählte Umlaufbahn und das Missionsdesign sein. Dabei soll die Landefähre jede Region des Mondes ansteuern und dort auch sicher landen können.

Das Element der Frachtplattform wird so konzipiert sein, dass es jedes Missionsprofil aufnehmen kann: Fracht für die Astronauten in der Nähe des Landeplatzes, einen Rover, Technologie-Demonstrationspakete, Produktionsanlagen zur Nutzung von Ressourcen auf dem Mond, ein Mondteleskop oder sogar ein Kraftwerk.

In europäischer Tradition

Die einzelnen Missionen des Esa-Mondtransportdienstes werden zukünftig nach den mythischen Figuren benannt, die Jason auf der Suche nach dem Goldenen Vlies begleitet haben: den Argonauten.

Die Argonaut-Mondlandefähren können bis zu 2.100 Kilogramm Fracht und Nutzlast auf den Mond bringen. Zudem können die Argonauten als Überlebensausrüstung für die Entdecker des Mondes dienen.

Ferner sollen die Landefähren das geplante europäische Navigations- und Telekommunikationsnetzwerk Moonlight verwenden. Dieses soll eine schnelle Kommunikation mit dem Gateway und der Erde ermöglichen, um wissenschaftliche oder operationelle Daten zu liefern. Astronauten auf der Mondoberfläche können Moonlight als Navigationssystem nutzen.

Das Netzwerk soll auch zur Positionsbestimmung für die automatische Landung dienen – wobei die Argonauten zukünftig mit einer Genauigkeit von weniger als 100 Metern auf den Trabanten herabsinken sollen.

Wird Europa das Gaspedal bis zum Mond durchdrücken?

Wenn das Argonaut-Programm tatsächlich so funktionieren wird, wie es sich die Esa erhofft, wird die Behörde ihrem Auftrag bei der Exploration des Mondes gerecht. Doch viele andere Unternehmen versuchen bereits heute, auf dem Trabanten zu landen und eine Infrastruktur aufzubauen, die zukünftigen Astronauten zugutekommen wird. In der Volksrepublik China plant man die Errichtung einer Mondbasis bis zum Jahr 2035.

Ist Europa also zu spät dran? Oder holt die Alte Welt gerade erst auf? Um auf die Überholspur zu wechseln und ganz vor mitzumischen, muss die Esa ihre Bemühungen definitiv noch erweitern. Das Gaspedal ist bislang nicht ganz durchgedrückt. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Europa seine Wirtschaftszone bis zum Mond und zurück erweitern kann - oder als Schlusslicht weiter zurückfallen wird.

Der Esa-Astronaut Matthias Maurer im Interview über den Mond. 3 min
Der Esa-Astronaut Matthias Maurer im Interview über den Mond. Bildrechte: MDR, ESA, NASA
3 min

Ein Jahr auf dem Mond? Für manche unvorstellbar – für andere ein Traum. Der deutsche Esa-Astronaut Matthias Maurer hat MDR WISSEN verraten, warum er einer einjährigen Mondmission zustimmen würde.

Fr 05.08.2022 14:22Uhr 03:26 min

https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/video-matthias-maurer-interview-ueber-den-mond100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Links/Studien

Die Esa-Pressemitteilung vom 30. Januar 2025: N° 6–2025: ESA’s first lunar lander to be built by Thales Alenia Space-led consortium.

Der Esa-Blogeintrag zur Mission: Argonaut

Dieses Thema im Programm: ARD Videopublisher | ARD Mittagsmagazin | 23. Januar 2025 | 12:10 Uhr

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