WISSEN NEWS Das Ende von Pompeji: Auf Vulkanausbruch folgte Erdbeben
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26. Juli 2024, 16:03 Uhr
Eine Forschungsgruppe hat zwei Skelette in einem Haus in Pompeji untersucht. Die beiden Menschen hatten den Vulkanausbruch im Jahr 79 v. Chr. überlebt – starben jedoch kurz darauf an einer anderen Naturkatastrophe.
Das Unglück von Pompeji kommt nicht nur einem Vulkanausbruch zu Schulden. Ein zeitgleiches Erdbeben vor fast 2.000 Jahren verstärkte die Katastrophe. Eine Forschungsgruppe hat die Skelette von Menschen untersucht, die während des Ausbruchs des Vesuvs im Jahr 79 v. Chr. durch Erdbeben in Gebäuden eingeschlossen und getötet wurden.
Die Schwierigkeit darin: Vulkanische und seismische Effekte können gleichzeitig oder kurz hintereinander auftreten. Dadurch würden vulkanische Effekte die durch Erdbeben verursachten Effekte überschatten – oder umgekehrt.
"Wir haben bewiesen, dass die Seismizität während des Ausbruchs eine wichtige Rolle bei der Zerstörung von Pompeji spielte und möglicherweise die Entscheidungen der Pompejer beeinflusste, die mit dem unvermeidlichen Tod konfrontiert waren", schreibt der Vulkanologe und Erstautor der Studie, Domenico Sparice (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia, INGV) in einer Pressemitteilung.
Ursache und Wirkung
Was war zuerst da? Der Vulkanausbruch oder das Erdbeben? An den eingestürzten Gebäuden in der Casa dei Pittori al Lavoro (Das Haus der Maler bei der Arbeit) fand das Forschungsteam "seltsame Merkmale, die nicht mit den Auswirkungen vulkanischer Phänomene übereinstimmen, die in der vulkanologischen Literatur über Pompeji beschrieben werden", erklärt der Mitautor Mauro Di Vito (Direktor des INGV-Osservatorio Vesuviano).
Das Team fand zwei männliche Skelette mit schweren Frakturen und Traumata, die zum Todeszeitpunkt um die 50 Jahre alt waren. Etwa 18 Stunden lang fielen kleine Gesteins- und Aschepartikel (Bimsstein-Lapilli) auf die Stadt und veranlassten die Menschen, Schutz zu suchen. Als der Ausbruch aufhörte, wähnten sich die Einwohner, die überlebt hatten, in Sicherheit. Dann setzten starke Erdbeben ein.
Die beiden Toten aus dem Haus der Maler
Die beiden Männer starben wohl nicht durch extreme Hitze oder das Einatmen von Asche. Zudem befanden sich die Leichenüberreste auf dem Bimsstein-Lapilli und nicht unter ihnen. Dies deutet darauf hin, dass sie den Vulkanausbruch und seine Nachwirkungen überlebt haben.
Eines der Opfer wurde durch den Einsturz eines großen Mauerfragments erdrückt, so die Untersuchung. Das führte zu schweren Traumata, die den sofortigen Tod verursachten. Opfer zwei war sich der Gefahr vermutlich bewusst und versuchte, sich mit einem runden Holzgegenstand zu schützen. Von diesem Gegenstand fand das Team schwache Spuren in den vulkanischen Ablagerungen.
Es gibt keine verlässlichen Schätzungen darüber, wie viele Menschen an vulkanbedingten Ursachen oder an Schäden durch Erdbeben gestorben sind.
Links/Studien
Die Pressemitteilung erschien am 18. Juli 2024: Pompeii skeleton discovery shows another natural disaster may have made Vesuvius eruption even more deadly (Skelettfund in Pompeji zeigt, dass eine weitere Naturkatastrophe den Ausbruch des Vesuvs noch tödlicher gemacht haben könnte).
Die Studie wurde am 18. Juli 2024 in der Fachzeitschrift Frontiers veröffentlicht: A novel view of the destruction of Pompeii during the 79 CE eruption of Vesuvius (Italy): syn-eruptive earthquakes as an additional cause of building collapse and deaths (Eine neue Sichtweise auf die Zerstörung von Pompeji während des Ausbruchs des Vesuvs (Italien) im Jahr 79 n. Chr.: syn-eruptive Erdbeben als zusätzliche Ursache für den Einsturz von Gebäuden und Todesfälle).
pk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Weltgeschichte vor der Haustür | 05. Juli 2024 | 13:05 Uhr