Tajogaite-Vulkan La Palma: Wie die Insel mit dem neuen Vulkan lebt
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08. Februar 2024, 19:37 Uhr
Zwei Jahre ist der längste Vulkanausbruch in der Geschichte von La Palma her. Ein neuer Berg entstand, der immer noch raucht. Auch wenn es Schäden gab, zeigt das Ereignis auch: Die Sicherheitssysteme haben funktioniert.
Eine dunkelgraue Zunge hebt sich von der blühenden, grünen Landschaft um sie herum ab. Wenige Bereiche wurden auf dem fruchtbaren Boden bereits bepflanzt, ein Besucherzentrum informiert über den neuen Vulkan. Touren werden angeboten, und die umliegenden Strände sind gesäumt von schwarzem Sand. Der Tajogaite, so der Name des neuen Bergs, ist eine Sensation.
Drei Monate lang brodelte die Erde auf der kanarischen Insel La Palma und am Westhang der Cumbre Vieja strömte Lava aus. Über zwei Jahre danach raucht es noch immer aus dem Vulkan. Doch die Inselbewohner haben den neuen Berg bereits in ihr Leben integriert.
Heute hebt sich die dunkelgraue Zunge von der blühenden, grünen Landschaft um sie herum ab. Wenige Bereiche wurden auf dem fruchtbaren Boden bereits bepflanzt, ein Besucherzentrum entstand, Touren zum Tajogaite-Vulkan werden angeboten und die umliegenden Strände sind gesäumt von schwarzem Sand.
Rund um die Lavazunge wird gebaut. In manchen Gebieten türmen sich Hügel von Lavagestein. Die Carretera caliente – die heiße Küstenstraße aus Vulkanasche – führt durch eine solche Gegend. Der ungefähr vier Kilometer lange Straßenabschnitt zwischen Puerto Naos und Tazacorte wurde im Mai 2023 freigegeben.
Doch die Gefahr eines weiteren Vulkanausbruchs besteht immer. Dabei reicht es nicht, die einzelnen Vulkane auf der Insel zu beobachten. Denn den Tajogaite-Vulkan gab es vor seinem Ausbruch gar nicht. Hier befand sich kein Berg, kein Hügel. Hier verlief einfach eine Straße durchs Land. Die Erde kann sich besonders in der westlichen und südlichen Region der Insel fast überall auftun und einen neuen Vulkanhügel in der Landschaft erheben, der selbst nach etwa 2,5 Jahren noch raucht.
Die Erschütterung des Bodens
Innerhalb der letzten 500 Jahre ereilte die Insel sieben dokumentierte Vulkaneruptionen. Drei von ihnen in den letzten über 70 Jahren. Die vulkanischen Aktivitäten auf der Insel gelten als gemäßigt. Keiner dieser Eruptionen dauerte jedoch so lange wie der Ausbruch im Jahr 2021 an. Fast drei Monate lang, vom 19. September bis zum 13. Dezember, brodelte die Erde im Westen von La Palma. Der längste und folgenreichste Vulkanausbruch in der Geschichte der kanarischen Insel.
Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch gab es bereits zuvor. Die ersten Erdstöße ereilten sich im Februar 2013. Im Oktober 2013 gab es nicht-spürbare Schwarmbeben – eine Ansammlung von verschiedenen Beben, die in ihrer Stärke meist identisch sind und sich über mehrere Tage bis zu einem Jahr in einer bestimmten Region der Erdkruste erstrecken können. Das erste spürbare Erdbeben mit einer Magnitude von 3,7 fand im Jahr 2014 statt – ab einer Stärke von 5 auf der Richterskala muss man mit Schäden rechnen.
Die große Evakuierung
All diese Beben ereilten sich viele Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch. In bestimmten Regionen hob sich der Boden um 20 Zentimeter an. Zwar kam es wenige Monate vor dem eigentlichen Ausbruch wieder zu Erdbeben – wo und wann es zur Eruption kommen würde, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Am eigentlichen Tag des Ausbruchs waren viele Menschen nicht zu Hause. Ein Touristenführer erzählt: "Es gab Familien, die lagen mit dem Bikini am Strand. Sie konnten also nichts mehr aus ihren Häusern holen."
Die Behörden forderten alle Menschen auf, ein großes Gebiet im Westen der Insel zu verlassen.
Der drei Monate anhaltende Ausbruch
Um 16:12 Uhr (MESZ) war es so weit: Ungefähr fünf Kilometer nördlich der letzten registrierten Erdbebenschwärme schossen zwei Lavafontänen in den Himmel. Alles sei sehr langsam abgelaufen, erzählt der Tourführer, wie in einem Zeitraffervideo sei die Lava an die Oberfläche gedrückt worden.
Die Ausbruchsstelle liegt 920 Metern über dem Meeresspiegel. Zwei Lavaströme flossen mit gerade einmal 6 Kilometern pro Stunde den leicht bewaldeten Hang hinunter. Auch Siedlungen werden getroffen, einige der Häuser wurden von der Lava direkt mitgerissen.
Andere Häuser blieben zunächst stehen, als die Lava an ihnen vorbeifloss. Doch beim Abkühlen und Erhärten dehnte sich die graue Substanz aus. Unter dieser Last stürzten nahe Häuser einfach zusammen. Drei Monate hielt der Ausbruch an. Erst am 13. Dezember 2021 war Schluss. Asche bedeckte die Landschaft und die Dächer der Häuser.
Das Leben danach
Danach herrschte Zeitdruck, die Asche musste schnell von den Dächern bedeitigt werden. Denn sobald es regnet, pappt sie zusammen und wird schwer. Das hätte weitere Häuser zum Einsturz gebracht. Nachbarn und Freunde packten an.
Wenn man heute die Gegend anschaut, deutet nur der graue Boden und der entstandene Vulkanberg auf einen vergangenen Ausbruch hin. Auch wenn Tajogaite an manchen Tagen immer noch raucht, geht von ihm keine weitere Gefahr aus. Unter La Palma verläuft eine unterirdische Vulkankette, die bereits einige Vulkane, aber auch die kanarischen Inseln selbst, hergebracht hat. Bei jedem Ausbruch wachsen die Inseln durch die abkühlenden Lavamassen in der Küstennähe ein wenig.
Wann sich der nächste Vulkanausbruch auf La Palma ereilt, ist unklar. Aber Angst haben die Bewohner keine, denn die Erfahrung zeigt: Die Warnsysteme funktionieren heute gut.
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