Der Redakteur | 12.03.2025 Nachbarschaftsstreit und Ehekrach: Mit Mediation Konflikte schnell und kostengünstig lösen

Mediation ist eine Art Gerichtsverfahren ohne Richter, aber mit Schlichter. Der Vergleich von Mediator Frank McDouglas-Langer ist überzeugend: "Wir können einen Streit in wenigen Tagen beilegen, während ein Gerichtsverfahren Monate oder sogar Jahre dauern kann."

Der Mediator und Jurist ist als Friedensrichter und Schlichter in Vacha tätig. Mediation habe das Ziel, dass keine Partei das Gefühl hat, zu verlieren, sondern beide einen Gewinn aus der Einigung ziehen.

Besonders in nachbarschaftlichen Streitigkeiten zeigt sich, dass Probleme oft tiefer verwurzelt sind, als es auf den ersten Blick scheint. "Ich hatte Fälle, in denen sich Nachbarn aus der DDR-Zeit kannten und alte Konflikte nie ausgesprochen hatten. Mit der Zeit entluden sich aufgestaute Emotionen", so Frank McDouglas-Langer.

Es gab unausgesprochenen Neid und andere tiefe Kränkungen, über die man hinweggesehen hat, weil man sich brauchte. Nach der Wende gab es diese Notwendigkeiten nicht mehr, die Konflikte brachen offen aus.

Manche Konflikte brechen nach Jahrzehnten erst auf. Bildrechte: IMAGO / Ralph Peters

Zu Beginn der Mediation stellt McDouglas-Langer klar, dass er neutral bleibt, unparteiisch und alles freiwillig und vertraulich ist. Meistens beginnt es mit Einzelgesprächen, aus dem ersten Gespräch wird die Sichtweise schriftlich fixiert, damit geht der Mediator zur Gegenseite. Hintergründe und Bedürfnisse werden herausgearbeitet, es geht nicht um Schuldfragen, sondern um eine tragfähige Lösung. 

Am Ende wird eine Vereinbarung getroffen, die - falls gewünscht - auch schriftlich fixiert werden kann.  Ein häufiges Missverständnis ist, dass Mediationsvereinbarungen unverbindlich seien. Dem ist nicht so.

Damit bietet Mediation nicht nur eine faire und schnelle Lösung, sondern auch rechtliche Sicherheit. Es ist quasi ein Vertrag zwischen den Parteien.

Laut McDouglas-Langer verlaufen neun von zehn Mediationen erfolgreich, weil beide Seiten das Gefühl bekommen, etwas gewonnen zu haben.

Frank McDouglas-Langer erzählt von einem Nachbarschaftsstreit, bei dem ein Nachbar eine zwei Meter hohe Holzwand direkt vor den Hühnerstall seines Gegenübers gebaut hatte. Die Hühner bekamen kein Licht mehr und legten keine Eier.

Die Lösung? Der obere Teil der Wand wurde aus Plexiglas gefertigt, sodass Tageslicht durchkam. Aber auch in familiären Konflikten, insbesondere bei Scheidungen oder Erbstreitigkeiten, kann Mediation helfen.

In vielen Fällen kann so ein langwieriger und teurer Gerichtsprozess vermieden werden. "Gerade in der Ehemediation geht es oft darum, eine gemeinsame Basis für die Zukunft zu schaffen, sei es durch faire Vereinbarungen oder durch eine bessere Kommunikation.

Nach der Mediation sollen sich beide Seiten als Gewinner fühlen. Bildrechte: colourbox

Als Orientierung dienen die Stundensätze, die für Mediation von den Rechtsschutzversicherungen übernommen werden, meistens sind das 180 Euro pro Stunde, die Spanne liegt aber zwischen 150 und 300 Euro.

Ein erstes Telefonat sei kostenlos, sagt Frank McDouglas-Langer und in der Regel seien zwei Sitzungen ausreichend, bedeutet: Im Vergleich zu einem Gerichtsverfahren ist Mediation ein echtes Schnäppchen. Hinzu kommt der Zeitfaktor, man hat quasi bestenfalls sofort Ruhe am Zaun oder auch in der Familie. Wer Interesse an Mediation hat, wird auch in seinem Umkreis fündig. Mediatoren gibt es überall in Thüringen.

Ein bisschen achtsam sollte man aber sein, die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. McDouglas-Langer selbst hat seine Ausbildung in Schmalkalden absolviert und empfiehlt diese Anlaufstelle auch für alle, die selbst Mediator werden möchten.