Zeitumstellung Uhren auf Winterzeit umgestellt
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27. Oktober 2024, 03:00 Uhr
In der Nacht zum 27. Oktober endete 2024 die Sommerzeit: Die Uhren wurden um eine Stunde zurückgestellt. Das bedeutet eine Stunde mehr Schlaf. Dabei war das Ende der Zeitumstellung eigentlich schon beschlossene Sache. Wieso drehen wir also immer noch an der Uhr?
Tschüss Sommerzeit (MESZ)
In Deutschland sind die Uhren in der Nacht zum 27. Oktober um eine Stunde zurückgestellt worden – von drei Uhr auf zwei Uhr. Nun gilt wieder die "normale" Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Das Ende der Zeitumstellung wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert – ist aber weiter nicht in Sicht. Das nächste Mal wird am 30. März 2025 an der Uhr gedreht, wenn die nächste Sommerzeit (MESZ) wieder beginnt.
Woran scheitert das Ende der Zeitumstellung?
Nachdem eine Mehrheit 2018 bei einer EU-weiten Umfrage für die Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt hatte, wurde das Ende der Zeitumstellung 2019 zwar beschlossen. Doch seit die Mitgliedsstaaten entscheiden sollen, ob sie zur Normalzeit zurückkehren wollen oder bei einer ganzjährigen Sommerzeit bleiben wollen, ist der Prozess ins Stocken geraten. "Die EU-Kommission und das europäische Parlament hatten das längst und eindeutig bestätigt. Die Nationalstaaten sollen das umsetzen“, sagte der sächsische EU-Abgeordnete für die CDU in Brüssel, Peter Jahr, dem MDR. Zwar sei 2020 die Corona-Pandemie dazwischen gekommen, aber danach hätte das Thema geklärt werden müssen, meinte Jahr. "Die Länder finden immer wieder Ausreden. Es geht einfach nicht voran."
Das liegt auch daran, dass sich im Detail einige Haken zeigen. So braucht etwa die Umstellung des Verkehrs auf das neue Zeitsystem – die Koordinierung von Fahrplänen oder die Vergabe von Slots auf Flughäfen – einen größeren Vorlauf. Zudem würde es mehr als die gegenwärtigen drei Zeitzonen in der EU geben. Eine große Zeitzone, die von Spanien bis Polen reicht und bisher durch den ausgleichenden Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit funktionierte, wäre dann wohl nicht mehr möglich.
Funkuhr versus Turmuhr
Wer eine Funkuhr besitzt, hat es besonders einfach, denn die Uhr stellt sich automatisch um. Die Zeitmessung erfolgt sekundengenau, weil Funkuhren in regelmäßigen Abständen Kontakt zur genauesten Uhr der Welt aufnehmen, dem sogenannten Zeitnormal der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig (PTB). Doch nicht überall klappt die Zeitumstellung so reibungslos wie bei Funkuhren. Verwirrung stiften nicht selten öffentliche Uhren, die meist erst nach der Zeitumstellung auf den richtigen Stand gebracht werden.
Eine Stunde länger arbeiten, mehr Geld?
Wer in der Nacht arbeiten muss, in der die Sommerzeit endet, kommt allerdings nicht in den Genuss einer zusätzlichen Stunde Schlaf. Stattdessen verlängert sich der Arbeitstag um eine Stunde. Für betroffene Arbeitnehmer stellt sich dabei die Frage, ob sie für diese zusätzliche Arbeitsstunde auch Anspruch auf zusätzliches Arbeitsentgelt haben.
Soweit diese Frage in einem Tarifvertrag nicht ausdrücklich geregelt ist, kommt eine gesonderte Vergütungspflicht nur dann in Betracht, wenn das Arbeitsentgelt nach Stunden abgerechnet wird. In diesem Fall muss die durch die Zeitumstellung verursachte zusätzliche Arbeitsstunde vom Arbeitgeber bezahlt werden. Arbeitnehmer, die ein festes monatliches oder wöchentliches Gehalt bekommen, haben dagegen generell keinen Anspruch auf Bezahlung dieser Extra-Stunde.
Ob für die zusätzliche Arbeitsstunde gegebenenfalls Überstundenzuschläge gezahlt werden müssen, richtet sich nach dem Wortlaut des entsprechenden Tarifvertrags und ist von Branche zu Branche verschieden.
Wenn die innere Uhr aus dem Takt gerät
Vor allem die Umstellung auf die Sommerzeit führt zu Phänomenen, die einem Jetlag ähneln. Der menschliche Körper muss sich an die Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus erst gewöhnen.
Schon die eine Stunde Zeitumstellung reicht aus, um die "innere Uhr" der meisten Menschen aus dem Takt zu bringen. Denn unser Zeitgefühl ist mehr als nur Einbildung: Es sitzt im Gehirn und besteht aus zwei stecknadelkopfgroßen Ansammlungen von Nervenzellen. Diese Zellen überwachen, wie viel Licht auf die Augen trifft und passen Körpertemperatur, Hormonausschüttung und Stoffwechselgeschwindigkeit daran an. Nach der Zeitumstellung benötigt die "innere Uhr", die vom Hormonhaushalt gesteuert wird, ein bis zwei Tage, um sich auf den neuen Rhythmus umzustellen.
Die Zeitumstellung
Deutschland ist ein Spätzünder in Sachen Zeitumstellung. Drehten Italien und Frankreich schon ab 1966 beziehungsweise 1967 fleißig an der Uhr, wird in Deutschland erst seit 1980 umgestellt.
Dass sich die Sommerzeit in Deutschland damals durchsetzte, ist auf die Ölkrise von 1973 zurückzuführen. Durch das Vorstellen der Uhr um eine Stunde sollte das Tageslicht eine Stunde länger genutzt und so Energie gespart werden.
Seither gibt es Zweifel an der Zeitumstellung. So sagen Kritiker etwa, der erhoffte Energiespareffekt sei kaum nachweisbar. Viele führen zudem die negativen Auswirkungen auf den menschlichen Biorhythmus als Punkt gegen die Zeitumstellung an.
Nicht alle Länder stellen um. Einige stellen sogar wieder zurück. Nachdem Russland 2011 die Uhren ganzjährig um eine Stunde vorgestellt hatte, wurde das Experiment nach drei Jahren beendet. Seither gilt wieder ganzjährig die sogenannte Normalzeit. Nun ist abzuwarten, für welche Regelungen sich die EU-Staaten entscheiden werden.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 30. September 2024 | 17:45 Uhr