Gefährliche Blutgerinnsel Thrombose: Wie es zur tödlichen Lungenembolie kommen kann
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21. August 2024, 05:00 Uhr
Wenn sich das Blut in den tiefen Beinvenen staut, kann eine Thrombose entstehen. Das ist ein Blutpfropf, der den Blutfluss behindert. Jede Thrombose sollte schnell behandelt werden. Denn löst sich das Blutgerinnsel, kann es zur lebensgefährlichen Lungenembolie kommen.
Es beginnt oft ganz harmlos: mit einem leichten Ziehen in der Wade oder einem Zwicken im Oberschenkel. Was so undramatisch daherkommt, kann allerdings das Anfangssymptom einer Venenthrombose sein. Und die ist heimtückisch: Während man sich noch fragt, woher der plötzliche vermeintliche Muskelkater kommt, kann in der Vene schon ein Gerinnsel auf dem Weg zur Lunge sein und dort eine Lungenembolie auslösen.
Die Lungenembolie ist nach Schlaganfall und Herzinfarkt die dritthäufigste Herz-Kreislauf-bedingte Todesursache. Schätzungen zufolge kostet sie allein in Deutschland jedes Jahr etwa 100.000 Menschen das Leben. Ganz allgemein gilt: Je eher eine Thrombose erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, dass ihr Wachstum eingeschränkt und ein normaler Blutfluss wiederhergestellt werden kann.
Frühe Warnsignale
Schwillt ein Bein plötzlich an und weist Rötungen auf, sollte man immer an die Möglichkeit einer Thrombose denken. Auch Missempfindungen können auf einen beginnenden Gefäßverschluss hinweisen. "Man hat manchmal so ein Gefühl der Schwere, der Spannung. Das kann sich wie ein Muskelkrampf anfühlen", sagt Dr. Katja Mühlberg, Gefäßspezialistin an der Uniklinik Leipzig. "Es gibt aber leider auch Thrombosen, die fast ohne Symptome ablaufen", erklärt sie.
Auch Hustenreiz möglich
Selbst ein Gerinnsel, das sich bereits gelöst hat und zur Lunge hochwandert, kann verborgen bleiben. Spätestens, wenn es in der Lungenstrombahn angekommen ist, so Dr. Mühlberg, mache es sich jedoch bemerkbar. Zwar könne es nur sehr milde Symptome wie Hustenreiz verursachen; manchmal hustet der Patient Blut. Ganz vordergründig manifestierten sich jedoch häufig Atemnot und plötzliche Bewusstlosigkeit, die sogenannte Synkope. In diesem Fall müsse sofort ein Arzt aufgesucht oder gerufen werden.
Risikofaktoren: Hormone, Übergewicht, Tumore
Für Thrombosen gelten verschiedene Risikofaktoren. "Das ist zum einen bei Frauen die Einnahme von östrogenhaltigen Pillen. Vor allem, wenn dazu geraucht wird“, sagt die Gefäßspezialistin. "Hormonersatztherapien in den Wechseljahren spielen ebenfalls eine Rolle. Zudem haben sowohl übergewichtige Menschen als auch Patienten mit Tumorerkrankungen ein höheres Risiko", betont sie. Auch nach Operationen steige das Risiko.
Chronisch entzündliche Erkrankungen
Neuere Studien wiesen auf eine erhöhte Thrombosegefahr auch für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, seien es rheumatische Krankheiten oder Darmerkrankungen, hin. Eine prophylaktische Kontrolle sei zwar nicht nötig, so Dr. Mühlberg. Wer jedoch bereits eine Thrombose oder Lungenembolie hatte und Risikofaktoren aufweise, sollte die altersentsprechende Vorsorgeuntersuchung unbedingt wahrnehmen: "Wir wissen, dass ein Teil der Patienten bei Diagnose einer Thrombose ein Tumorleiden hat, das bis dahin nicht erkannt wurde." Ein Bluttest bei einem Gerinnungsspezialisten kann darüber hinaus helfen, Gerinnungsstörungen erkennbar zu machen.
Tipp Bewegung ist die beste Thromboseprophylaxe, um neuen Gerinnseln vorzubeugen. Denn eine aktive Venenpumpe sorgt für einen geregelten Blutfluss.
Kompressionstherapie und Medikamente
Thrombosen müssen in jedem Fall mittels zweier Therapiesäulen behandelt werden, betont die Expertin. Zum einen mit einer Kompressionstherapie, bei der durch Bandagen oder spezielle Strümpfe Druck auf die Beingefäße ausgeübt wird, um die Fließgeschwindigkeit des Blutes wieder zu erhöhen. Die zweite Säule ist die Gabe von Blutverdünnern, die zum Zeitpunkt der Diagnose begonnen werden muss.
Blutverdünner und Lebensmittel
Wichtig zu wissen: Bestimmte Blutverdünner ziehen bestimmte Ernährungsvorschriften nach sich. So muss man laut der Gefäßspezialistin bei der älteren Generation der Blutverdünner darauf achten, nicht übermäßig viele Vitamin-K-haltige Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, Kohlsorten schwächen die Wirkung der Medikamente beispielsweise ab. Neuere Präparate hingegen sollten nicht auf nüchternen Magen, sondern stets zum Essen eingenommen werden. Können Patienten auch selbst mithelfen? "Auf jeden Fall", sagt die Medizinerin. "Da Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor ist, sollte man sein Gewicht normalisieren", betont sie. Nicht zuletzt sollten Betroffene auf ausreichend Bewegung achten.
Was genau passiert bei einer Thrombose?
Manche Venen sind von außen sichtbar: die Besenreiser und Krampfadern. Diese "oberflächlichen Gefäße" sammeln das verbrauchte Blut aus dem Gewebe. Sie bringen es zu den "tiefen Beinvenen". Von den Muskeln unterstützt, pumpen diese das Blut kraftvoll nach oben. Wenn sich hier ein Thrombus, also ein Blutgerinnsel, bildet und die Vene verschließt, staut sich das Blut. Löst sich der Thrombus und gerät in den Blutstrom, hat er freie Fahrt Richtung Herz und weiter zur Lunge. Dort angelangt, kann er die Atmung behindern: Es droht Lebensgefahr.
Gut zu wissen Der 13. Oktober ist der Welt-Thrombose-Tag. Er soll auf die unterschätzten Gefahren und Therapiemöglichkeiten aufmerksam machen.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 23. November 2023 | 05:00 Uhr