Antibabypille Höheres Thrombose-Risiko bei neueren Präparaten
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12. Oktober 2022, 16:12 Uhr
Dass die Antibabypille das Risiko für Thrombosen erhöht, ist bereits bekannt. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt jedoch, dass viele neuere Präparate sogar gefährlicher sind als die alten. Trotzdem werden sie immer noch sehr häufig verschrieben. Die Untersuchung zeigt, auf welche Wirkstoffe Frauen achten sollten.
Viele junge Frauen bekommen Pillen mit unnötig hohem Thrombose-Risiko verschrieben. Das ist das Fazit der Untersuchung der Wissenschaftlerinnen vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS. Obwohl die höhere Thrombosegefahr durch viele der neueren Antibabypillen bereits bekannt ist, werden die Präparate dennoch sehr häufig verschrieben. Die Forscherinnen um Epidemiologin Prof. Dr. Ulrike Haug fanden heraus, dass in ihrem Untersuchungszeitraum zwischen 2015 und 2017 insgesamt 33 Prozent der Verordnungen auf Präparate mit dem höchsten Thrombose-Risiko entfielen.
In Zahlen bedeutet das jedes Jahr zwei bis sieben zusätzliche Thrombosen pro 10.000 Nutzerinnen. "Das sind Krankheitsfälle mit zum Teil sehr schwerem Verlauf, die sich durch ein anderes Verschreibungsverhalten verhindern ließen", erklärt Studienautorin Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS. Für die Untersuchung konnten die Wissenschaftlerinnen auf Daten von 677.331 Mädchen und jungen Frauen mit einer Neuverordnung zwischen 2005 und 2017 zurückgreifen. Das Durchschnittsalter betrug 16 Jahre.
Welche Pille ist die richtige?
Die Forscherinnen zeigen mit der Studie, auf welche Wirkstoffe die Nutzerinnen achten sollten. So hätte "die Kombination Levonorgestrel mit niedrigem Ethinylestradiol-Gehalt das geringste Thrombose-Risiko", erklärt Tania Schink, Wissenschaftlerin am BIPS und Erstautorin der Studie. Bei den neuen Pillen-Varianten auf Basis von Chlormadinon sei das Risiko dagegen doppelt so hoch und damit im gleichen Bereich wie für Desogestrel und Drospirenon.
Wer sein Thrombose-Risiko durch die Pille möglichst gering halten will, sollte also ein Präparat auf Basis von Levonorgestrel nutzen.
Links/Studien
Tanja Schink et al., "Die Anwendung kombinierter oraler Kontrazeptiva und das Risiko venöser Thromboembolien bei jungen Frauen" ist in "An International Journal of Obstetrics & Gynaecology. 2022" erschienen: https://doi.org/10.1111/1471-0528.17268
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