Rede bei Wirtschaftsforum Putin nennt Sanktionen "Bedrohung für die ganze Welt"
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07. September 2022, 16:56 Uhr
Russlands Präsident Wladimir Putin hat bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok zum Rundumschlag gegen den Westen ausgeholt. Er sprach von einem "Sanktionsfieber" gegen sein Land, drohte mit einem kompletten Lieferstopp nach Europa und stellte das Getreideabkommen mit der Ukraine infrage.
- Kremlchef Wladimir Putin hat die westlichen Sanktionen einmal mehr scharf kritisiert.
- Er drohte mit einem kompletten Lieferstopp von Gas, Öl und Kohle.
- Der türkische Präsident Erdogan teilt die Kritik am Agieren des Westens.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Sanktionen des Westens als globale Gefahr angeprangert. Bei einem Wirtschaftsforum im russischen Wladiwostok erklärte er, das "Sanktionsfieber des Westens" unter Führung der USA sei eine "Bedrohung für die ganze Welt". Der Kremlchef sprach von "aggressiven Versuchen, anderen Ländern ein Verhaltensmodell aufzuzwingen, sie ihrer Souveränität zu berauben und sie dem eigenen Willen zu unterwerfen".
Russland setzt auf Zusammenarbeit mit Asien-Pazifik-Region
Zugleich betonte Putin, dass es trotz der Sanktionen unmöglich sei, sein Land international zu isolieren. Er beschwor dabei das Bild einer aufblühenden Asien-Pazifik-Region.
Diese Staaten seien zu "neuen Zentren des wirtschaftlichen und technologischen Wachstums" geworden, sagte der russische Präsident vor Staatsgästen unter anderem aus China, der Mongolei und Myanmar.
Zu einem von der EU vorgeschlagenen Preisdeckel für russisches Gas erklärte Putin, für diesen Fall drohe ein kompletter Lieferstopp. Die Preise zu deckeln wäre eine "absolut dumme Entscheidung". Sollten Lieferungen nicht im wirtschaftlichen Interesse des Landes sein, werde Russland gar nichts mehr liefern, kein Gas, kein Öl, keine Kohle.
Putin: Nord Stream 2 ist betriebsbereit
Der Kremlchef brachte erneut die Möglichkeit einer Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 ins Spiel. "Wir bauen nichts umsonst", sagte Putin. "Bei Bedarf, bitteschön, werden wir Nord Stream 2 einschalten." Den Vorwurf, Russland setze Gas als Waffe ein, bezeichnete er als "Unsinn und Wahn".
Der russische Staatskonzern Gazprom hatte zuletzt die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 komplett eingestellt und begründete das mit technischen Problemen, die nach jüngster Aussage von Kremlsprecher Dmitri Peskow auch mit den Sanktionen des Westens zusammenhingen.
Erdogan teilt Kritik am Westen
Unzufrieden zeigte sich der Kremlchef mit der Umsetzung des im Juli geschlossenen Abkommens über die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine. Es gebe Beschränkungen für russische Exporte, man werde "grob abgezockt", monierte Putin. Er deutete an, dass das unter türkischer Vermittlung geschlossene Abkommen jederzeit platzen könnte.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf dem Westen in diesem Zusammenhang ebenfalls Provokation im Ukraine-Krieg vor. "Ich kann ganz offen sagen, dass ich die Haltung, die der Westen an den Tag legt, nicht für richtig halte", sagte Erdogan in Belgrad. Bereits am Dienstag hatte er erklärt: "Europa erntet, was es gesät hat." Die gegen Russland verhängten Sanktionen hätten unweigerlich zu diesem Punkt geführt. Erdogan folgte damit der Argumentation des Kreml.
dpa, AFP (fef)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. September 2022 | 12:00 Uhr