Urlaub in Osteuropa Ungarn: Kommen ausländische Touristen wieder?
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04. Oktober 2022, 16:36 Uhr
Sowohl in Budapest als auch am Balaton sind die Touristenzahlen seit Ausbruch der Pandemie eingebrochen. In Ungarns Metropole fehlen vor allem die Gäste aus dem Ausland. Ungarns Tourismusbranche hofft, dass nach der Aufhebung der Grenzsperre wieder Touristen aus dem Ausland nach Ungarn reisen.
Im vergangenen Jahr hätte man am Balaton bereits im Mai überall Schilder mit der Aufschrift "Ausgebucht" anbringen können, denn Hotels und Privatunterkünfte waren am größten See Mitteleuropas für den Sommer beinahe komplett belegt. Die ungarische Tourismusbranche war überrascht, hatte man am Balaton mit großen Einbußen gerechnet.
Viele Ungarn verbrachten den Sommerurlaub am Balaton
Doch anders als sonst kamen die Gäste überwiegend aus Ungarn selbst. Viele Einheimische, die im Sommer traditionell ins Ausland reisten, verbrachten wegen der Corona-Pandemie 2020 ihren Urlaub am heimischen Balaton. Urlauber aus dem Ausland, etwa aus Deutschland, waren hingegen in der Minderheit.
Die Tourismusbranche hofft nun, dass die Ungarn erneut in großer Zahl ihren Urlaub an ihrem "kleinen Meer" verbringen werden. Mit Urlaubern aus dem Ausland rechnet hingegen erneut kaum jemand.
Der Balaton war 2020 sensationell gut besucht
"In der vergangenen Sommersaison hat die Tourismusbranche am Balaton tatsächlich deutlich mehr Buchungen verzeichnet als in früheren Jahren. Wegen des Lockdowns im Frühjahr und im Herbst war die Zahl der Übernachtungen jedoch trotzdem um 30 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen", erklärt Zoltán Pál Gál, Vorsitzender des "Ungarischen Verbandes der Arbeitgeber im Tourismus und Gastgewerbe". In diesem Jahr scheint die Lage hingegen etwas komplizierter zu sein: "Die Zahl der Reservierungen liegt deutlich hinter denen des Vorjahres zurück", sagt Zoltán Pál Gál. "Der Start der touristischen Saison scheint auf jeden Fall schwieriger zu sein, als die Branche noch vor einem Monat vermutete." Ein Grund dafür: Viele Ungarn warten offensichtlich noch ab, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt, um dann zu entscheiden, ob im Heimatland oder im Ausland Urlaub gemacht wird.
Ungarn hebt Grenzsperre wieder auf
Am Abend des 22. Juni 2021 trat überraschend eine Verordnung von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán in Kraft. Darin heißt es, dass Ungarn die Grenzsperre, die im September 2020 wegen der Corona-Pandemie eingeführt wurde, aufgehoben hat. Seitdem war es nur Pendlern, Diplomaten oder Sportlern erlaubt, nach Ungarn zu einzureisen. Privatreisen nach Ungarn waren verboten. Ab sofort können Menschen aus jedem Nachbarland ohne Auflagen und Einschränkungen auf dem Landweg wieder nach Ungarn einreisen. Nicht erlaubt ist Touristen allerdings auch weiterhin die Einreise mit dem Flugzeug. Orbán begründet die Erleichterungen im Reiseverkehr mit der deutlich gesunkenen Zahl von Ansteckungen.
Warten auf den EU-Impfpass
Bis zur Einführung eines verbindlichen EU-Impfpasses, die für den 1. Juli 2021 vorgesehen ist, gilt aber auch weiterhin, dass gewerbliche Übernachtungen für Urlauber in Ungarn untersagt bleiben. Davon ausgenommen sind lediglich Menschen, die in einem der 17 Länder gegen Corona geimpft wurden, mit denen Ungarn Abkommen über die wechselseitige Anerkennung der Impfausweise abgeschlossen hat. Darunter befindet sich jedoch kein westlicher Staat. Hier soll dann bald der EU-Impfpass Abhilfe schaffen.
Budapest leidet schwer unter den Folgen der Pandemie
"Hoffentlich wird die Öffnung der Grenzen und die Einführung des EU-Impfpasses den Tourismus aus dem Ausland ankurbeln", sagt Zoltán Pál Gál. Denn in der Hauptstadt fehlen die ausländischen Touristen enorm. "Der ungarische Tourismus wird generell von den Gästen aus dem Ausland dominiert. Vor der Pandemie betrug der Anteil der ausländischen Touristen allein in Budapest 80 Prozent, landesweit ungefähr 50 Prozent. Und gemessen an der Kaufkraft war die Bedeutung der ausländischen Touristen noch wichtiger." Die Ungarn selbst verbrachten ihren Urlaub im vergangenen Jahr lieber am Balaton als in der Hauptstadt.
Budapester Thermalbäder mussten lange schließen
In den Thermalbädern von Budapest, die zu den wichtigsten touristischen Attraktionen der ungarischen Metropole zählen, fehlen besonders die ausländischen Touristen. 2019 machten sie etwa 40 Prozent des gesamten Gästeverkehrs in den Budapester Bädern aus. In den historischen Bädern wie etwa im berühmten Széchenyi-Heilbad waren mehr als 90 Prozent der Gäste ausländische Touristen, im Gellértbad immerhin noch mehr als 60 Prozent.
Anfang Mai 2021 durften die Thermalbäder wieder öffnen, allerdings ist der Besuch nur mit einem gültigen Impfpass erlaubt. "Die Gäste gingen sehr vorsichtig mit der Situation um. Im Moment nehmen wir ein langsames, aber bereits stabiles Wachstum im Gästeverkehr wahr", sagt Ildikó Szűts, Generaldirektorin der Budapester Thermalbäder und -quellen. 2020 mussten die Bäder ein halbes Jahr lang geschlossen bleiben und die Einnahmen sanken um ein Drittel im Vergleich zu 2019. Im Moment stammen die Gäste der Bäder überwiegend aus Ungarn selbst.
Ungarns Tourismusbranche vorsichtig optimistisch
Ildikó Szűts verbindet große Hoffnungen mit der Öffnung der Grenzen für Touristen und dem EU-Impfpass: "Es entwickelt sich tatsächlich im Moment alles recht positiv und wir hoffen, dass wir ausländische Gäste schon bald wieder in unseren Bädern empfangen können und sich der Tourismus in Ungarn schnell erholen wird."
Dieses Thema im Programm: Heute im Osten Reportage | 17. April 2021 | 18:00 Uhr