Russland Typisch russisch – Völlerei und gleich zweimal Neujahr feiern
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16. Januar 2020, 11:02 Uhr
Die Russen bekommen gar nicht genug von den Festtagen und feiern gleich am 14. Januar noch einmal Neujahr. Das "alte neue Jahr" ist ein Brauch, der auf den Julianischen Kalender zurückgeht. Auch heute noch wird in Russland traditionell zweimal Silvester und Neujahr gefeiert. So auch bei dem 27-jährigen Deutsch-Russen Denis Raytsin aus Leipzig.
Geht es nach der russisch-orthodoxen Kirche, die sich noch nach dem Julianischen Kalender richtet, ist Neujahr nicht am 1. Januar, sondern am 14. Auch wenn die Russen mittlerweile Silvester am 31. Dezember feiern, wird das neue Jahr trotzdem zweimal begrüßt. In der Hinsicht ist Russland für Denis ein zweigeteiltes Land – auf der einen Seite sehr modern, auf der anderen Seite durchaus noch stark traditionell geprägt.
Nur das Ende einer langen Kette von Feiertagen
Eigentlich ist das "starij novij god", also das "alte neue Jahr", das Ende einer Kette von Feiertagen, die in Russland am 31. Dezember beginnt. Zuerst wird Silvester gefeiert, inklusive Geschenken am 1. Januar. Weihnachten kommt erst danach, nämlich am 7. Januar und ist traditionell ein rein kirchliches Fest. Deshalb wird zum neuen Jahr verschenkt.
Seit Denis‘ Familie in Deutschland lebt, hat sich seine Feiertagskette sogar noch verlängert. Für ihn beginnt das Feiern nun schon am 24. Dezember, zu Heiligabend. Geschenke gibt es aber trotzdem erst am 1. Januar.
Eine Erbse bedeutet Nachwuchs im neuen Jahr
Ein großer Feiertag ist das "alte neue Jahr" nicht mehr, aber viele Russen nutzen es, um die Feiertage offiziell abzuschließen. Auch der Weihnachtsbaum wird erst nach dem 14. Januar abgebaut. Gefeiert wird mit der Familie und Freunden bei einem großen Essen. Traditionell gibt es Feiertagssalate, Kuchen und halbmondförmige Teigtaschen, die Wareniki heißen und vergleichbar mit den polnischen Pirogi sind. Der Gastgeber versteckt verschiedene Kleinigkeiten in den Teigtaschen, die den Gästen das neue Jahr vorhersagen sollen. So steht eine Pfefferschote im Warenik zum Beispiel für ein feuriges Jahr.
Meine Mutter versucht mir seit einigen Jahren eine Erbse unterzujubeln, denn das würde Nachwuchs für die Familie bedeuten, aber ich esse den Warenik einfach nicht.
Eine Münze sollte man jedoch nicht in der Teigtasche verstecken, denn das würde bedeuten, dass man denkt, sein gegenüber hätte nicht genügend Geld im alten Jahr verdient. Und da die Feiertage eine Zeit des Friedens sind, sollte man jeden Konflikt am besten vermeiden. Auch für Denis gilt an den Feiertagen: Gespräche über Politik sind tabu.
Irgendwann haben selbst die Russen genug vom Essen
Gegessen wird an den Feiertagen in Russland prinzipiell viel, auch zum "alten neuen Jahr". Man trifft sich meist schon nachmittags und sitzt dann bis in die Abendstunden zusammen. Junge Leute kleben allerdings nicht mehr so sehr an der Tradition "alten neuen Jahrs". Man schätzt es zwar durchaus, beisammen zu sein. Doch statt in den eigenen vier Wänden trifft man sich lieber im Restaurant. Und auf Völlerei verzichtet man ganz.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL TV | 06. Januar 2018 | 19:30 Uhr